Ein heimeliges Holz-Chalet in Matten bei St. Stephan, einem Bergdorf im Simmental. Im Garten blühen die Rosen, es wächst reichlich Gemüse. Schon als kleine Mädchen ernteten die Schwestern Anouk und Zoé Vergé-Dépré es gerne. Dass sie karibische Wurzeln haben, wird bei den beiden Beachvolleyballerinnen immer wieder gerne herausgestrichen. Doch auch das Berner Oberland ist ihr Zuhause. Sie besuchen regelmässig ihre Grosseltern.
Maria und Peter Bratschi öffnen die Holztüre zum Garten, der ihr Stolz ist. Anouk Vergé-Dépré (31) kommt aus dem Haus und gibt ihrer Grossmutter, die von der ganzen Familie «Mueti» genannt wird, eine Bettflasche zurück. «Letzte Nacht war es kühl», begründet sie schmunzelnd. Wenige Tage vor dem geliebten Heimturnier in Gstaad BE hat die ältere der Vergé-Dépré-Schwestern bei ihren Grosseltern geschlafen, Zoé (25) ist soeben angekommen und bleibt diese Nacht.
Die Schwestern vereinen zwei Kulturen
In Erinnerungen schwelgen alle gerne, Lacher sind da garantiert. «Anouk war schon im Kinderbettli ausdauernd. Als sie übte, aufzustehen, gab sie nicht auf, bis sie voller Stolz im Bettchen gestanden ist», erzählt Maria Bratschi (83), «dieser Durchhaltewillen ist ihr geblieben.» Zoé beschreibt sie als die Ruhigere der Schwestern, «sie ist geduldig, hilft mir immer bei meinen Smartphone-Problemen».
Die Bratschis sind die Eltern von Anouks und Zoés Mutter Sandra (59). Sie lernte in einem Volleyball-Trainerkurs Jean-Charles Vergé-Dépré kennen. Der 67-Jährige stammt von der Insel Guadeloupe, einem zu Frankreich gehörenden Archipel in der Karibik. Er war damals Profi-Volleyballer im Welschland. Ihre Töchter vereinen und lieben heute beide Kulturen und haben schon früh die Kontraste erlebt.
Anouk und Zoé Vergé-Dépré erzählen von den Weihnachts- und Sommerferien sowie den Oster-Feiertagen, die sie immer bei ihren Grosseltern verbracht haben. «Hier gab es gefühlt 5000 Verstecke für die Oster-Nester», lacht Anouk. Ihr Grossvater, den sie als Kind «Babap» nannte und der auch heute noch von allen so gerufen wird, habe meistens am längsten gesucht.
Zoés eigener Apfelbaum steht im Garten
Die Mädchen lernten den Bezug zum Garten, Zoé hat sogar einen eigenen Apfelbaum auf der angrenzenden Wiese, den ihr ihre Grosseltern einst zum Geburtstag schenkten. Und die Holztäfelung im Zimmer hielt sie lange vom Schlafen ab, weil sie in der Maserung nach Figuren suchten.
Elite16-Turnier in Gstaad
Anouk Vergé-Dépré/Joana Mäder: Donnerstag, 6. Juli: 11.00 Uhr, 19.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 18.00 Uhr.
Tanja Hüberli/Nina Brunner: Donnerstag, 6. Juli: 10.00 Uhr, 18.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 12.00 Uhr.
Esmée Böbner/Zoé Vergé-Dépré: Donnerstag, 6. Juli: 9.00 Uhr, 17.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 19.00 Uhr.
Marco Krattiger/Florian Breer: Donnerstag, 6. Juli: 14.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 10.00 Uhr, 16.00 Uhr.
Die Weltserie des internationalen Beachvolleyball-Verbands FIVB heisst seit 2022 «Volleyball World Beach Pro Tour». In den drei Turnier-Kategorien Elite16, Challenge und Future kämpfen die Teams um Preisgeld, Punkte für die Weltrangliste und letztlich auch die Olympia-Qualifikation.
Zuvor waren die Turniere mit Sternen kategorisiert. Gstaad war ein Fünf-Sterne-Turnier und gehört nun auch als Elite16 zur höchsten Kategorie.
Elite16-Turnier in Gstaad
Anouk Vergé-Dépré/Joana Mäder: Donnerstag, 6. Juli: 11.00 Uhr, 19.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 18.00 Uhr.
Tanja Hüberli/Nina Brunner: Donnerstag, 6. Juli: 10.00 Uhr, 18.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 12.00 Uhr.
Esmée Böbner/Zoé Vergé-Dépré: Donnerstag, 6. Juli: 9.00 Uhr, 17.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 19.00 Uhr.
Marco Krattiger/Florian Breer: Donnerstag, 6. Juli: 14.00 Uhr. Freitag, 7. Juli: 10.00 Uhr, 16.00 Uhr.
Die Weltserie des internationalen Beachvolleyball-Verbands FIVB heisst seit 2022 «Volleyball World Beach Pro Tour». In den drei Turnier-Kategorien Elite16, Challenge und Future kämpfen die Teams um Preisgeld, Punkte für die Weltrangliste und letztlich auch die Olympia-Qualifikation.
Zuvor waren die Turniere mit Sternen kategorisiert. Gstaad war ein Fünf-Sterne-Turnier und gehört nun auch als Elite16 zur höchsten Kategorie.
Das Holzhäuschen ist nebst Bern und Guadeloupe ihr drittes Zuhause – ihr Wohlfühlort. «Wir kamen und kommen her, um mal der Stadt zu entfliehen», sagt Anouk, «Mueti macht den besten Kartoffelgratin.» Natürlich mit Kartoffeln aus dem eigenen Garten. «Und die beste Konfi», ergänzt Zoé, die immer auf die selbst gemachten «Züpfe» gestrichen wird.
Als Mädchen waren die Schwestern polysportiv. Zum Volleyball wurden sie nicht gedrängt. Dennoch verloren auch sie ihr Herz an den Sport, der ihnen in die Wiege gelegt wurde. Anouk, die einst mit den Kambundji-Schwestern trainierte, entschied sich für Volley- und dann Beachvolleyball und damit gegen Leichtathletik. Zoé hörte mit Fussball auf und spielte nur noch Volleyball. Jetzt sind beide im Sand Abwehrspielerinnen Profis – Anouk an der Seite von Joana Mäder (31), Zoé neben Esmée Böbner (23).
Imposante Gänsehaut-Stimmung in Gstaad
Weil ihr Vater Trainer von Beach-Topteams war, waren Anouk und Zoé schon von kleinauf dabei, halfen in den Trainings, kannten die Topstars. Und das Turnier in Gstaad. «Wir waren als Ballmädchen in Gstaad und als Fans, holten Autogramme, zum Beispiel von den Gebrüdern Laciga», erzählt die ältere Vergé-Dépré-Schwester.
Die besondere und familiäre Atmosphäre imponierte ihnen schon damals. «Ich liebte die Gänsehaut-Stimmung auf der Tribüne», so Zoé, «und den Lifestyle. Als ich mal Kerri Walsh im Coop getroffen habe, machte ich sofort ein Foto mit ihr.» Ihr «Mueti» sagt lächelnd zu ihr: «Schon als kleines Mädchen hast Du auf die Frage, was Du später mal werden willst, mit Beachvolleyballspielerin geantwortet.»
Gstaad war für beide das speziellste Turnier damals – und ist es noch heute. Ihre Familie fiebert live mit, allen voran die Grosseltern, die auch schon bei Spielen im nahen Ausland vor Ort waren. Zuhause verfolgen sie die Matches im Livestream und stehen dafür nachts auch auf. «Wir müssen manchmal in verschiedenen Zimmern schauen, weil wir so nervös sind», verrät Maria Bratschi. Die nächsten Lacher im Garten in Matten sind zu hören.