Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Die Stammbeiz mit Hanteln

Über Krankenkassenprämien jammern? Ins Krafttraining gehen! Die Kolumne von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 26.11.2023 um 18:51 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2023 um 20:11 Uhr
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Sportliche Aktivitäten einstellen im Alter? Keine gute Option.
Foto: foto-net / Kurt Schorrer
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Felix BingesserReporter Sport

Die unausweichliche Katastrophe im Leben, aber gleichzeitig auch die einzige Gerechtigkeit auf dieser Erde besteht darin, dass jeder Mensch alt wird. Da gibt es nichts zu rütteln.

Man kann das verdrängen und die nachlassenden Kräfte einer kurzen und beschränkten Unpässlichkeit zuschreiben. Man kann die Linsentrübung, den Gedächtnisschwund und die Rücken- und Hüftgelenkschmerzen als zeitlich beschränktes Problemchen abtun und sich die Geheimratsecken als Modegag schönreden.

Aber grundsätzlich tut man gut daran, die Herausforderungen des Alters anzunehmen und den Jugendwahn, der zur Lächerlichkeit werden kann, nicht aufkommen zu lassen. Wenn das Einzige, was noch vorfällt, die Bandscheibe ist, dann ist das halt so.

Aber aufgeben, sich gehen lassen und die sportlichen Aktivitäten einstellen ist gerade in der dritten, und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit letzten Lebensphase, keine Option. Auch keine Option ist es, wenn man mit der neusten Lifestylespritze, die eigentlich für Menschen mit Diabetes gedacht ist, auf dekadente Art sein Übergewicht bekämpfen will. Ausgedehnte Spaziergänge, Schwimmen im See und allgemeine Bewegung in der Natur sind immer die bessere Option.

Regelmässiges Krafttraining ist der Schlüssel

Und auch wenn der zum olympischen Motto gewordene lateinische Wahlspruch «citius, altius, fortius» seine Gültigkeit verloren hat und es halt schneller, höher und stärker nicht mehr geht, so wird das gezielte Krafttraining für ein schmerzfreies und bewegtes Alter immer wichtiger.

Wie schaffen es ältere Menschen, nach einer auskurierten Verletzung wieder auf die Beine zu kommen? «Der Schlüssel dazu ist regelmässiges Krafttraining. Das ist eine wertvolle Investition in die Gesundheit. Mit dem Alter verliert der Körper schnell an Muskulatur, und die Knochen werden poröser. Durch Krafttraining lassen sich die grossen Muskelgruppen und die Rumpfmuskulatur stärken. Muskeln sind Stabilisatoren für Gelenke und Wirbelsäule. Wer mehr Muskeln hat, der hat auch dichtere, stabilere Knochen. Ein regelmässiges körperliches Training ist die beste Medizin, um die Lebensqualität im Alter zu erhalten und Muskelschwund, Gebrechlichkeit und Pflegebedürftigkeit möglichst lange entgegenzuwirken», sagt ein bekannter Präventivmediziner. Und bringt es auf den Punkt.

«Muskeln sind der Motor des Lebens. Wer nicht aktiv ist, dessen Muskeln werden nach und nach in Fett umgewandelt.»

Das wissen in meinem Fitnessstudio auch Menschen wie Hans und Rainer. Hans geht nach mehreren schweren Rückenoperationen bedächtig und gebückt. Aber er trainiert, was sein Körper noch hergibt. Genau wie der 80-jährige Rainer, der dreimal in der Woche Krafttraining macht. Eigenverantwortung nennt man das.

Sie fragen sich nicht, was nicht mehr geht, sondern machen, was noch geht. Und sie jammern nicht über die ständig steigenden Krankenkassenprämien, sondern tun etwas dagegen. Und sie trinken zwischendurch einen Kaffee, erzählen aus ihrem Leben und machen das Fitnessstudio auch zu einer Stammbeiz.

Einer Stammbeiz mit Hanteln.

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