«I have a dream.» Der Satz von Bürgerrechtler Martin Luther King, ausgesprochen am 28. August 1963 beim Marsch auf Washington, ist zu einer der geschichtsträchtigsten Formulierung der Weltgeschichte geworden. Es ist der Traum von einer friedlichen Welt ohne Rassismus.
Geht es um Völkerverständigung, um ein friedliches Miteinander und um Integration statt um Spaltung und Hass, ruhen viele Hoffnungen auf dem Sport. Als Uno-Sonderbeauftragter für Sport war auch alt Bundesrat Adolf Ogi einst im Nahen Osten.
Er trifft Jassir Arafat, den Friedensnobelpreisträger und ersten Präsidenten der palästinensischen Autonomiegebiete. Es werden Fussballspiele zwischen Israelis und Palästinensern organisiert. Der Sport soll Mauern einreissen und lösen, was Politik, Diplomatie und Gesellschaft nicht schaffen.
Sport soll vieles sein, nur nicht politisch
Als integrative Kraft an der Basis ist der Sport wertvoll. Aber er wird auch immer wieder in Haft genommen, überladen mit Erwartungen und Hoffnungen. Missbraucht als Projektionsfläche für viele Interessen. Dabei soll der Sport vieles sein, nur nicht politisch.
Aber je mehr es weggeht von der Basis hin zur Spitze, desto politischer wird der Sport. Es gab Propagandaspiele der Nazis, es gab Terroranschläge in München, es gab Boykotte, es gibt Grossanlässe in totalitären Staaten, es gibt, gerade aktuell, ein gigantisches Sportswashing auf der arabischen Halbinsel. Mit einem hemmungslosen finanziellen Einsatz.
Alles auf dem Rücken des Sports.
Zustand der Angst
Auch der im Zuge des Kriegs in Nahost zunehmende Antisemitismus in Europa hat Auswirkungen auf den Sport. Der Sportverein Makkabi Berlin hat den Betrieb aufgrund von Sicherheitsbedenken eingestellt. Alon Meyer, der Präsident des deutsch-jüdischen Sportverbands Makkabi hat vor einigen Wochen im Sportstudio des ZDF Erschreckendes gesagt: «Die Situation jüdischer Vereine ist hart an der Grenze. Es herrscht ein unerträglicher Zustand der Angst.»
In der neusten Ausgabe der Zeitschrift «Beobachter» kommt auch Jeffrey Sachs, der Präsident des FC Hakoah, des grössten jüdischen Fussballvereins der Schweiz, zu Wort. «Ich trage einen kleinen Anhänger um den Hals, Chai, das hebräische Schriftzeichen für Leben. Ich bin 31. Es ist das erste Mal im Leben, dass ich diesen Anhänger mit Besorgnis trage.» Der FC Hakoah wird 1922 gegründet, weil jüdische Spieler bei anderen Klubs nicht willkommen sind. Während der Zeit des Nationalsozialismus ist der FC Hakoah der einzige jüdische Verein in Europa, der den Spielbetrieb weiterführt.
Heute stehen beim Klub, der in der 5. Liga spielt, Juden, Muslime, Christen und Atheisten auf dem Platz.
Sachs sagt: «Ich wünsche mir trotz der momentanen Situation, dass auch in 100 Jahren unser Schlachtruf über den Platz hallt: De Stern ufem Herz, in Züri dehei, FC Hakoah!»
Der Sport ist und bleibt ein Hoffnungsträger. Gut, dass auch das Spiel der Schweizer Nationalmannschaft am Mittwoch gegen Israel stattfinden kann. Und nicht dem Terror zum Opfer fällt.
Denn der Traum von Martin Luther King ist aktueller denn je.