Die Enttäuschung bei Giulia Steingruber muss riesig sein. Da wartet sie so lange auf die Heim-EM in Basel, trainiert akribisch daraufhin und qualifiziert sich für drei Finals. Der Höhepunkt steigt heute – mit der Königsdisziplin Mehrkampf, für den sich die Schweizerin als Zehnte qualifiziert hat. Und dann die Schock-Absage fünf Minuten vor dem Start um 13.30 Uhr. Giulia entscheidet sich kurzfristig und in Absprache mit dem Ärzteteam, nicht unter den besten Allrounderinnen der Welt teilzunehmen.
Der Grund: Es zwickt im linken Oberschenkel und sie will nicht eine schlimmere Verletzung riskieren, sich für die Gerätefinals schonen. Bei denen nämlich hat sie Samstag und Sonntag viel vor. Am Samstagnachmittag startet sie in ihrer Paradedisziplin Sprung, mit dem sie schon dreimal EM-Gold gewinnen konnte. Am Sonntag soll es dann am Boden zur Sache gehen, auch da räumte Giulia bei der letzten Heim-EM in Bern Gold ab.
In beiden Disziplinen liegt für die 27-jährige Gossauerin durchaus eine Medaille drin. Wohl eher als im Mehrkampf, wo sie 2015 Europameisterin in Montpellier wurde. Während sie am Stufenbarren und am Schwebebalken am Mittwoch patzte, glänzte sie in der Qualifikation beim Sprung und wurde Dritte. Mit dem ersten von zwei Sprüngen räumte unser Heimstar sogar die Tagesbestnote ab – dies, obschon sie ihn am Ende nur fast perfekt stand. Mit ihrer Bodenübung wurde Steingruber Fünfte – gut möglich, dass sie im Final noch den einen oder anderen höheren Schwierigkeitsgrad in petto hat.
Verletzung im Training zugezogen
Steingruber hat sich die Verletzung vor rund einer Woche im Training am Sprung zugezogen. Beim Einturnen vor dem Mehrkampf-Final hat sie nach zwei Geräten den linken Oberschenkel wieder stärker gespürt. «Ich wollte unbedingt in Basel dabei sein und war sehr froh, dass ich im Podiumstraining und in der Qualifikation ohne grössere Beschwerden den Wettkampf bestreiten konnte», meint die 27-Jährige.
Steingruber weiter: «Ich bin sehr enttäuscht, dass ich nicht am Mehrkampf-Final teilnehmen kann. Ich hatte mich sehr darauf gefreut – besonders weil es eine Heim-EM ist. Ich wollte aber kein Risiko eingehen und schone mich jetzt für die Geräte-Finals.»
Bleibt zu hoffen, dass die muskulären Probleme bis am Samstag im Griff sind. Und sich der heutige Schongang für Giulia somit wenigstens lohnt.