Ironman Van Berkel erlebt auf Hawaii ein Debakel
«Ich war neun Stunden in der Hölle»

Rang 43. Nur Rang 43! Triathlet Jan van Berkel (36) geht in der Glutofenhitze Hawaiis ein. Der Grund? Beim Reifenpumpen kurz vor dem Start erleidet er einen Hexenschuss.
Publiziert: 09.10.2022 um 14:53 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2022 um 19:19 Uhr
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Einsamer Kampf: Jan van Berkel wird beim Ironman auf Hawaii nur 43. Er bricht komplett ein.
Foto: Getty Images for Ironman
Mathias Germann

Jan van Berkel (36) atmet durch. Nach 9:00:18 Stunden hat er als 43. das Ziel des Ironman Hawaii erreicht. Sein Ziel waren die Top 10. «Ich hatte Schmerzen wie noch nie in meinem Leben. Ich war neun Stunden in der Hölle», so der Zürcher zu Blick.

Doch was ist passiert? Man kann es kaum glauben. Eine Stunde vor dem Rennen pumpt Van Berkel die Reifen seiner Zeitfahrmaschine. Er fühlt sich so gut in Form wie noch nie, hat sich zwei Wochen lang an die Hitze und Feuchtigkeit der Pazifik-Insel gewöhnt. «Und dann konnte ich mich nicht mehr bücken. Ein Hexenschuss. Er tat brutal weh.»

Der zweifache Familienvater überlegt sich, ob er überhaupt starten soll. «Ich will ein Vorbild sein für meine Buben zu Hause und sage ihnen immer, sie sollen nicht aufgeben, wenn etwas nicht funktioniert. Dann darf ihr Papi das auch nicht tun.»

Trotzdem: Der Wettkampf wird für Van Berkel zur Mission Impossible. Auf den 3,86 Kilometer im Wasser beginnen die Qualen erst richtig. «Ich hoffte, dass sich alles vielleicht lösen würde. Das Gegenteil war der Fall. Bei jeder Welle traf mich ein Blitz im Kreuz. Es war wie in einer Folterkammer», erzählt er.

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Van Berkel schreit vor Schmerzen

Später, auf dem Velo, wird es nicht besser. Bei Kilometer 70 von 180,2 ist der Ofen aus, Van Berkel muss die Gruppe, in der er fährt, ziehen lassen. «Ich fühlte mich lange etwas besser, aber wir traten fast immer etwa 320 Watt. Das ist sehr viel. Und dann, als der Gegenwind kam, konnte ich nicht mehr.» Van Berkel muss seine windschnittige, tiefe Zeitfahrposition verlassen – der Rücken schmerzt zu sehr.

«Ich habe mir schon überlegt, ob ich meine Gesundheit langfristig riskiere. Es war mir klar, dass ich so nichts erreichen kann», so Van Berkel. Als er vom Rad steigt, schreit er vor Schmerzen. «Ich durfte nicht stehenbleiben. Im Kopf habe ich auf Automatik gestellt, das war meine Taktik beim Marathon. Es ging nur noch ums Überleben.»

«Hoffe, dass nichts kaputt ist»

Van Berkels Rückstand auf die Fabelzeit von Gustav Iden (26) ist letztlich riesig, der Norweger stellt mit 7:40:24 Stunden einen Hawaii-Rekord auf. «Ich bin enttäuscht, klar. Nun hoffe ich, dass nichts kaputt ist», sagt Van Berkel. Sicher ist: Für seine Söhne Tim (2½) und Noè (2 Monate) ist bleibt er auch so der Grösste.

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