Reichmuth drückt sich an die Spitze
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«Lug mol das a!»:Hofmänner kommentiert Reichmuth-Sieg in Mundart

Thurnheer über Experten-Extrawurst bei SRF
Russi weigerte sich, Hochdeutsch zu kommentieren

Beni Thurnheer (73), der «Schnurri der Nation», zur Diskussion übers Kommentieren auf Schwiizerdütsch.
Publiziert: 30.08.2022 um 14:41 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2022 um 15:20 Uhr
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Bernhard Russi (r.) war jahrelang Co-Kommentator bei SRF (hier neben Matthias Hüppi.) Die Ski-Legende weigerte sich zu Beginn, Hochdeutsch zu sprechen.
Foto: KEYSTONE
Interview: Steffi Buchli

Wie gefällt Ihnen die Mundart-Kommentierung im Schwingen?
Sehr gut. Das Berndeutsche von Hofmänner ist der perfekte Dialekt. Weil er so behäbig ist. Das passt zum Schwingen. Schön langsam, eins nach dem anderen. Berndeutsch ist ja der Extremfall aller Schweizer Dialekte. Für andere Sportarten ginge das nicht. Stellen Sie sich vor: Eishockey auf Berndeutsch - Unmöglich!

Im Normalfall spricht ja der Kommentator Hochdeutsch und der Experte Mundart...
Ja, das hat einen Grund. Die wenigsten Sportexperten können Hochdeutsch sprechen. Das braucht eine Ausbildung. Das ist eine Kunst. Es ist übrigens bei SRF eine Lex Russi. Bernhard Russi war der Präzedenzfall. Er sollte mit Karl Erb kommentieren und hat damals gesagt: «Mache ich gerne, einfach nicht auf Hochdeutsch.» So kam es zu dieser Extrawurst.

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Womit wir bei Günter Netzer wären. Der hätte Sie ja gar nicht verstanden, wenn Sie Mundart gesprochen hätten.
Ja, das stimmt. Das war übrigens die Traumpaarung schlechthin. Wir zwei haben uns perfekt ergänzt. Der Idealfall. Er hat ganz andere Sachen gewusst als ich. Er war total ruhig, ich quirrlig. Übrigens war das noch lustig: Wenn ich gesagt habe, Chapuisat sei Weltklasse, dann haben die Leute gesagt «Was erzählt der jetzt?». Wenn aber Netzer dasselbe gesagt hat, dann haben alle gesagt: «Gsehsch, der Chapuisat ist Weltklasse!»

Ihr beide wart Kult in den 90er Jahren. In welcher Sprache sollte SRF heute kommentieren?
Ich bin mit Hochdeutsch aufgewachsen und kann mir fast nichts anderes vorstellen. Ich merke aber, dass die Argumente nicht mehr greifen. Früher war klar beim Fernsehen: Information wird in Hochdeutsch vermittelt, Unterhaltung in Mundart. Jetzt ist aber natürlich das Studio zwischen den Halbzeiten längst nicht mehr reine Unterhaltung. Die Grenze ist verschwommen. Man könnte sagen: SRF ist der einzige Sender der Welt, der eine Mundart-Kommentierung machen könnte. Das ist ein Killerargument zur Bewahrung unseres Kulturguts. Warum also nicht? Heute sehe ich Argumente dafür und dagegen. Ich könnte mich beim besten Willen nicht entscheiden.

Ein weiteres Argument für Hochdeutsch ist der Dialekt des Kommentators, der ihn als Fan eines Klubs entlarven könnte. Ein valables Argument?
Früher zog das vielleicht. Aber heute weiss man ja auch sonst, woher die Leute kommen. Aus dem Internet oder sonst woher.

Was ging Ihnen leichter von der Hand?
Ich habe schon als Kind auf dem Fussballplatz immer Hochdeutsch kommentiert. Man sagt ja nicht umsonst, dass Schweizer TV-Kommentatoren wie Kinder tönen, die Erwachsene nachahmen. So war es: Meine Vorbilder am Radio haben damals schon Hochdeutsch gesprochen. Als Sprache funktioniert Hochdeutsch auch besser.

Wie meinen Sie das?
Schweizerdeutsch ist eine sehr einfache Sprache. Ohne zu werten würde ich sogar sagen «primitiv». Da gibt es keine Nebensätze, keine Vorvergangenheit. Wenn es hoch zu und her geht, reicht das nicht aus. Du brauchst als Kommentator mehrere Zeitebenen, auf denen du dich bewegen kannst.

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