Bei zwei ITF-Turnieren betrat Oleksandra Korashvili (27) in den letzten Wochen erstmals seit 2019 die Tennisbühne. Auch wenn sie früh scheiterte (2. Qualirunde und Sechzehntelfinals), war bereits die Teilnahme wie ein Sieg für sie. «Ich bin die erste Athletin, die nach einer Knochenmarkspende auf ein Profi-Niveau zurückkehrt», sagt die Ukrainerin zum Blog «Behind the Racquet».
Im Sommer 2020 hatte sie plötzlich mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Während des Trainings ermüdete sie schnell, ihre Herzfrequenz war stark erhöht. Hinzu kamen Symptome wie Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Müdigkeit und Appetitlosigkeit.
Nach unzähligen Untersuchungen folgte die Diagnose: Leukämie. Nur eine Knochenmarktransplantation konnte ihr helfen. «Es war meine einzige Chance, wieder ein gesunder Mensch zu werden», sagt sie. «Also stimmte ich ohne Zweifel zu.»
Erst krank, dann Krieg
Im Januar 2021 wurde die Transplantation nach vorangegangener Chemo durchgeführt. Als Folge war Korashvilis Immunsystem geschwächt. Sie war anfällig für Viren und Infektionen, mied deshalb grosse Menschenmengen. Nach zwölf Monaten war die Reha abgeschlossen, sie konnte in ihr normales Leben zurückkehren. Doch so normal sollte dieses vorerst nicht sein.
Am 24. Februar weckten sie Explosionen, der Krieg in der Ukraine brach aus. «Ich blieb sechs Tage lang im Luftschutzkeller», schildert Korashvili die Zeit, bevor sie beschloss, nach Österreich zu fliehen, «um mein Leben ein zweites Mal zu retten.»
Sechs Monate später kehrte sie in die Heimat zurück und begann für ihr Comeback zu arbeiten. Ihr Tennis-Palmarès sollte mit drei ITF-Turniersiegen und dem verlorenen Doppel-Final beim Juniorinnenturnier der Australian Open 2013 noch nicht komplett sein.
«Für alles dankbar sein»
Anfang Jahr feierte Korashvili den zweiten Jahrestag ihrer Knochenmarktransplantation. Zu diesem Anlass schrieb sie auf Instagram: «Die letzten zwei Jahre haben mich gelehrt, nichts für selbstverständlich zu halten und für alles dankbar zu sein, was man hat.»
Deshalb ist es für Korashvili auch ein Privileg, dass sie wieder auf dem Court stehen und an Turnieren teilnehmen kann. Bleibt zu hoffen, dass dies noch lange der Fall sein wird. (bir)