Preisgeld-Zoff, Maulkorb und Sexismus-Vorwürfe
Riesen-Ärger im Frauen-Tennis

Nach den Eklats beim Masters in Madrid und der ungleichen Bezahlung und Rom üben die besten Tennis-Spielerinnen der Welt harsche Kritik.
Publiziert: 12.05.2023 um 19:59 Uhr
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Weltnummer eins Iga Swiatek kritisiert die Ungleichbehandlung in Sachen Tennis-Preisgelder auf der Tour.
Foto: Getty Images
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Marco PescioReporter Sport

Frust, Ärger, Unverständnis: Das Frauen-Tennis ist nach einer Reihe von Vorkommnissen in Madrid sowie der wieder aufgeflammten Preisgeld-Diskussion in Aufruhr. Beim Masters-Turnier in Rom erhalten die Frauen im Vergleich mit den gleichenorts spielenden Männern weniger als die Hälfte an Gewinnprämien.

Für Runde eins gibts umgerechnet 7616 Franken für Iga Swiatek und Co., während die männlichen Kollegen bereits 15’897 Franken einstreichen. Der Rom-Titel? Ist bei den Frauen 507’635 Franken wert. Holt Carlos Alcaraz den dritten Turniersieg in Folge, fliessen 1’075’356 Franken auf sein Konto.

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«Sie sagen einfach: Das ist, was ihr bekommt, und nun spielt.»
Paula Badosa (25), Tennis-Weltnummer 35
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Die Diskussion über das Ungleichgewicht beim Preisgeld ist im Tennis nicht neu. Dennoch wird sie mit jedem Turnier, das nicht bereits auf Gleichberechtigung setzt, neu geführt. Der Druck auf die Veranstalter und die Dachorganisation WTA wächst mit jedem klaren Statement. «Es ist frustrierend. Es ist Zeit für eine Veränderung», sagte die tunesische Top-Spielerin Ons Jabeur (28) kürzlich. Ihre spanische Kollegin Paula Badosa (25), die Teil der Spieler-Vereinigung PTPA ist, meinte: «Wir werden nicht informiert. Sie sagen einfach: Das ist, was ihr bekommt, und nun spielt.»

Und Weltnummer 1 Iga Swiatek (21) erklärte nach ihrem Turniersieg in Stuttgart, wo sie im Vergleich mit dem Männer-Bewerb in Barcelona weniger als ein Viertel der Prämie gewann: «Wir haben ja alle die oft benutzten Argumente schon gehört: Frauen-Tennis sei weniger konstant, weniger lukrativ. Aber wir machen dieselbe Arbeit. Es wäre schön, wenn man uns dann auch gleich behandelt wie die Männer.»

Das Masters in Rom hat angekündigt, ab 2025 gleichmässig Preisgeld auszuschütten. Den aktuellen Frust vermag dies aber kaum zu tilgen. Ebenso wenig die Durchhalteparolen der WTA. Chef Steve Simon erklärte jüngst: «Es ist immer noch ein langer Weg, aber wir sehen Fortschritte.»

Wirbel in Madrid: Von Ballgirls bis zu einer Riesentorte

Einige Turniere, beispielsweise Indian Wells oder Madrid, gewähren von Veranstalterseite her schon faire, identische Preisbedingungen. Allerdings hat das Turnier in Madrid in den letzten Tagen mit anderen Problemen negativ von sich reden gemacht. Die aktuelle Preisgeld-Debatte folgt direkt auf laute Sexismus-Vorwürfe gegen die Organisatoren des 1000er-Events in der spanischen Hauptstadt: Einerseits gab die Anstellung von Models, die in knappen Outfits als Ballmädchen eingesetzt wurden, zu reden. Andererseits kam harsche Kritik auf, weil nach dem Doppel-Final der Frauen weder die Siegerinnen noch die Verliererinnen die übliche Rede halten durften – im Gegensatz zu den Männern, denen das gewährt wurde.

«In welchem Jahrhundert leben die?», fragte sich die US-Amerikanerin Jessica Pegula (29), die an der Seite ihrer Landsfrau Coco Gauff (19) gegen Victoria Azarenka (33) und Beatriz Haddad Maia (26) verloren hatte: «Was in Madrid passiert ist, war wirklich enttäuschend.» Das Turnier entschuldigte sich hinterher nach grossem öffentlichem Druck, als es sich längst einem riesigen Shitstorm ausgesetzt sah.

Doppel-Siegerin Azarenka war es auch, die das Thema der Ungleichbehandlung in Madrid mit einem kritischen Tweet noch einmal unterstrich: Als Shootingstar Carlos Alcaraz (20) und Aryna Sabalenka (25) am 5. Mai beide ihren Geburstag feierten, bekamen beide eine Torte geschenkt. Für den Lokalmatador gab es einen Kuchen von enormer Grösse, während jener von Sabalenka deutlich kleiner ausfiel. Azarenka ging es wohl weniger um die Begeisterung für Alcaraz in seinem Heimatland, sondern mehr um eine symbolische Veranschaulichung der Dinge, die momentan (auch in Sachen Preisgeld-Verteilung) falsch laufen. Sie schrieb: «Nichts trifft die unterschiedliche Behandlung besser.»

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