Nach der Geburt seiner Zwillings-Töchter Myla und Charlene, also seit rund zwölf Jahren, tourt Roger Federer als Familienvater um die Welt. Seit 2014 sogar mit weiteren zwei Kindern, den Zwillingsbuben Leo und Lenny. Dazu Nannys, später Privatlehrerinnen. Und natürlich Mirka, die nicht von seiner Seite wegzudenkende Konstante in seinem Leben seit er 20-jährig war.
Er entwickelte sich in ihrer gemeinsamen Zeit vom hochtalentierten Tenniscrack zum meist umworbenen Superstar der Szene. Sie gab ihre eigene Karriere auf, um für ihn da zu sein und ist ein bedeutender Grund, dass er diese Entwicklung durchgemacht hat. Mirka hält Roger den Rücken frei, plant und organisiert die Familie, flüstert ihm seit über 20 Jahren die besten Ratschläge ein.
Nicht so in der Stadt der Liebe. Roger Federer spielt in Roland Garros sein erstes Grand Slam zu Pandemie-Zeiten, wo selbst er, der vielerorts von Sonderregeln profitiert, die Vorschriften in der sogenannten «Bubble», der Turnierblase, einhalten muss. Das bedeutet Ausgang nur zu Trainings und Matches am Bois de Boulogne, Sperrstunden im Hotelzimmer mit rund einer Stunde Freiheit am Tag.
Das aber ist es nicht, was Federer so stört. «Ich habe im Zimmer genug zu tun», sagt er nach seinem Auftaktsieg über Denis Istomin. Zudem vertriebe ihm sein Team um Severin Lüthi und Ivan Ljubicic die Zeit mit Ess- und Jass-Besuchen. Aber seine Lieben, die vermisse er schon sehr. «Schade, dass sie nicht da sind», bedauert Roger. Sie telefonierten täglich. «Aber das macht einen grossen Unterschied für meinen Tagesablauf. Ich darf nicht ständig an sie denken.»
Nach Monaten des neuen Lebens in der Schweiz, als der 39-Jährige wegen zwei Knie-OPs eine Auszeit nahm und wie in einer «normalen Familie» mit durch die Berge wanderte, schwimmen kam und den Chauffeur spielte, kam Federer auf den Geschmack. «Für uns war es neu, an einem Ort zu sein. Wir konnten Pläne schmieden: Was machen wir diesen Mittwoch, was am nächsten?», sagte er vor seinem Comeback. «Das Jahr ging so schnell vorbei wie eines auf der Tour.» Da sei man zwar auch zusammen, aber der Stress sei weggefallen. Das reisen mit bis zu 25 Koffern und das «seid nicht zu laut am Morgen, Papi hat noch einen Match».
Den hat «Papi allein in Paris» nun wieder – gegen den Kroaten Marin Cilic (ATP 47) spielt er am Donnerstag Roland Garros, Runde 2. Er wird ungestresst und ausgeschlafen sein. Aber Mirkas Rat, die vielen Kinderbeine im Bett und der Lärm am Morgen werden Federer trotzdem fehlen.