Es ist ein Frontalangriff auf Roger Federer. Dirk Hordorff, der Vizepräsident des deutschen Tennis-Verbands, wirft dem Schweizer vor, sich die Regeln im Tennis zu machen, wie sie ihm gefallen.
«Roger Federer kann seinen Ranglistenplatz auswählen, auch ohne zu spielen»
Auf Facebook regt sich Hordorff über das aktuelle ATP-Ranking-System auf. «Einige von euch haben Probleme, das Ranking-System der ATP zu verstehen. Aber es ist so einfach. Roger Federer kann seinen Ranglistenplatz auswählen, auch ohne zu spielen. Übrigens Roger ist Spielerratsmitglied. Das macht ihn glücklich.»
Nutzt Federer also seine Position im Spielerrat aus, um sich Vorteile zu verschaffen? Hordorff scheint das zu glauben. Schon im Dezember warf er ihm vor, «sein eigenes Ranking zu basteln».
Federer profitiert massiv
Das Problem: Aufgrund der Corona-Pandemie fliessen nicht wie üblich nur Turniere aus den letzten 52 Wochen in die Wertung, sondern zu Teilen auch Events aus dem Jahr 2019. Als Schutz für Spieler, wenn Turniere wegen der Corona-Krise abgesagt werden oder sie nicht an Turnieren teilnehmen können.
Federer profitierte bei seiner langen Verletzungspause davon. Viele Punkte seines Sieges in Miami 2019 und des Final-Einzugs in Wimbledon vor zwei Jahren bleiben in der Wertung, womit er noch immer die Weltnummer 6 ist. Ohne diese Regelung hätte er aktuell die 45 Punkte vom Comeback in Doha, sonst nichts. Er wäre mittlerweile um Rang 600 klassiert, müsste sich dann auf ein wegen der Verletzung geschütztes Ranking stützen.
Aber er schiesst nun nicht nur auf Federer, sondern setzt zum Rundumschlag an. Auch Rafael Nadal nimmt der Deutsche ins Visier aus dem gleichen Grund. Weltnummer 1 Novak Djokovic stehe vorne und interessiere sich nicht dafür, wer hinter ihm stehe und was der Spielerrat macht. Andy Murray, der sich weiter mit künstlicher Hüfte versucht, profitiere nur von Wildcards und müsse gar nicht gewinnen.
«Die anderen sind allen scheissegal»
Darunter leide dagegen die neue Generation. Alex Zverev (De) etwa oder Andrej Rublew (Russ). «Sie sind sauer, dass sie gewinnen, aber nicht in der Rangliste klettern», so Hordorff. Die anderen Spieler seien alle verunsichert und wüssten nicht, was sie machen sollen. «Aber die sind ja sowieso allen scheissegal.»
Er ist nicht der erste, der das aktuelle Rankingsystem kritisiert. Schon Zverev äusserte sich darüber. «So wie das Ranking jetzt funktioniert, kümmert es mich nicht mehr. Ich sollte unter den Top 5 oder 4 sein mit einem normalen System. So ist es etwas absurd», meinte die Weltnummer 7. (sme)