Weggefährten sind nach einem Federer-losen Jahr sich einig
Roger, wir vemissen Dich!

Am 30. Januar 2020 spielte Roger Federer den Australian-Open-Halbfinal gegen Novak Djokovic. Es war sein letzter Match auf der Tour, die Roger-lose Zeit jährt sich heute. Weggefährten sagen, wie sehr der Schweizer der Tennis-Welt fehlt.
Publiziert: 30.01.2021 um 01:21 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2021 um 21:28 Uhr
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«Die ganze Tenniswelt vermisst den Roger und sein Tennis», sagt Belinda Bencic stellvertretend für viele Spieler.
Foto: DUKAS
Cécile Klotzbach, Christian Müller, Marcel W. Perren und Mathias Germann

Belinda Bencic (Tennisprofi)

«Die ganze Tenniswelt vermisst Roger und sein Tennis. Alle sind traurig darüber, dass er schon so lange nicht mehr dabei ist. Und wie alle hoffe ich auf seine Rückkehr. Derzeit in Australien erinnert mich vieles an ihn. Die gemeinsame Zeit am Hopman Cup bleibt eine super Erinnerung. Ich hoffe sehr, dass ich dieses Jahr noch Gelegenheit bekomme, wieder mit ihm zu spielen (Olympia … Anm. der Red.).»

Vreni Schneider (Ski-­Legende)

«Tennis ohne Roger kann ich mir kaum vorstellen, ich fühle extrem mit ihm mit. Vor Weihnachten habe ich ihn ja bei den Sports Awards getroffen. Er ist so faszinierend. Nach der Sendung ging niemand heim, alle haben noch miteinander gesprochen – mit Maske und Abstand natürlich. Es wurde Morgen. Pirmin und Roger waren, glaube ich, die Letzten, die gingen. Und ich muss gestehen: Ich hatte weiche Knie neben ihm auf der Bühne.»

Berni Schär (Radio-Reporter)

«Ich vermisse Roger umso mehr, als dass ich mich nach 40 Jahren beim Schweizer Radio nicht gebührend verabschieden konnte, bevor ich Ende April in Pension gehe. Insgesamt durfte ich genau 735 Einzelinterviews mit ihm machen, also im Durchschnitt 30 pro Jahr. Das erste 1998 in Gstaad, das letzte nach seiner Halbfinal-Niederlage 2019 an den ATP Finals gegen Stefanos Tsitsipas. Dann war fertig. Und ich vermisse die Schilderungen der aufregenden Momente mit Roger seitdem schmerzlich. Und natürlich auch das Zwischenmenschliche. Mit Roger zusammen zu sein, einem grossen Star gegenüberzusitzen – wenn auch nur für drei Minuten –, ist für jeden ein leidenschaftlicher Moment.»

Andy Schmid (Handball-­Nationalspieler)

«Einerseits fehlt mir Roger als Fan, wenn ich vor dem TV mitfiebere. Andererseits lasse ich mich auch von Roger inspirieren. Er setzt den Standard, wie man im fortgeschrittenen Sportler-Alter noch Top-Leistungen abruft. Wir sind ja beide im Herbst unserer Karrieren, er ist sogar noch zwei Jahre älter als ich. Er bewegt sich sehr ökonomisch, achtet auf die Regeneration und gibt seinem Körper die nötigen Pausen. Gerade weil er die Belastung so bewusst steuert, dürfen wir im Hinblick auf sein Comeback optimistisch sein.»

Doris Löffel (Fan des Klubs Fans4Roger)

«Es ist ein seltsames Jahr, ohne unser Idol auch nur einmal live gesehen zu haben! Die Vor­freude auf ein Turnier war weg, man verfolgte es nur noch am Rande. Ja, Tennis ist schon fast zur Nebensache geworden – obwohl es doch zuvor ein so grosser Bestandteil unseres Leben war.

Wir vom Fanklub vermissen nicht nur das tolle Tennisspiel von Roger und die Momente, in denen wir ihn vielleicht mal schnell nach einem Training oder Match sehen oder gar sprechen können. Wir vermissen auch die Treffen mit anderen Federer-Fans, mit denen wir stets Spass haben. Roger zusammen mit anderen Fans anzufeuern, das Mitfiebern und Haareraufen, die Nervosität, die grenzenlose Freude nach seinen Siegen, diese miteinander ausgelassen zu feiern oder sich nach Niederlagen gegenseitig zu trösten und aufzumuntern – das alles ist sehr wichtig für uns.»

Heinz Günthardt (TV-Experte)

«Als Spieler hatte ich ihn täglich, diesen Rush, der das Adrenalin auslöst. Dieses unbeschreibliche Glücksgefühl nach gemeisterter heikler Situation. Davon konnte ich gar nicht genug bekommen. Nach meiner Profi-Karriere sorgte Steffi Graf dafür, dass ich auf meinen Fix komme. Und nach Steffi begann Roger, die Tenniswelt auf den Kopf zu stellen. Wieder war ich dabei – diesmal in der Reporterkabine. Die Hände wurden feucht, ich konnte nicht sitzen bleiben, manchmal zitterte die Stimme. Und dann wurde es nach den Australian Open 2020 plötzlich ganz ruhig in meinem Leben. Die Tage plätscherten dahin. Ich stelle fest: Ich bin ein Süchtiger. Der Entzug sorgt für Langeweile, ich brauche meinen Fix. Doch woher soll er kommen? Wird es je nochmals wie früher? Gibt es ein letztes Hurra von Roger?»

Roman Josi (NHL-Star)

«Als Schweizer werde ich in den USA immer wieder auf Roger Federer angesprochen. Weil ich spüre, dass mich die Amis beneiden, dass ich einen so genialen Landsmann habe, ‹plöffe› ich hier auch gerne mit Roger. Deshalb wird er bei diesen Australian Open nicht nur mir, sondern auch vielen Nord­amerikanern fehlen.»

Andrea Gaudenzi (ATP-Boss)

«Roger, wir vermissen dich! Wir hoffen, dich sehr bald wieder auf einem Court der ATP-Tour spielen zu sehen – und auch die Fans können es kaum erwarten, dich wieder in Aktion zu sehen. Meine besten Wünsche zur vollständigen Genesung. A presto!»

Stefan Bürer (SRF-­Kommentator)

«2020 konnten wir uns darauf vorbereiten, wie es dann mal sein wird ohne Roger Federer. Das fühlte sich seltsam an – irgendwie wie ein Rolling-Stones-Konzert, an dem nur die Vorgruppen auftreten. Keine Fans, kein Federer – ich will mich einfach nicht daran gewöhnen. Deshalb: Auf ein letztes Hurra des Maestros und darauf, dass er uns mit seiner Eleganz noch einmal alle in den Bann zieht!»

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