Wawrinka über seine Formkrise
«Die letzten Niederlagen haben mir die Lust genommen»

Stan Wawrinka kämpft nach einem enttäuschenden Frühjahr nicht nur um den Anschluss, sondern auch mit der Motivation. Trotzdem glaubt der 39-Jährige noch an ein starkes Comeback.
Publiziert: 25.05.2024 um 08:18 Uhr
|
Aktualisiert: 25.05.2024 um 09:50 Uhr
1/7
Stan Wawrinka hat Wochen des Frusts hinter sich.
Foto: AFP
RMS_Portrait_563.JPG
Marco PescioReporter Sport

Die Turnier-Statistik, die Stan Wawrinka in diesem Jahr bislang produziert hat, wird jedem Fan von «Stan the Man» aufs Gemüt schlagen. Neun Turniere, sechs Niederlagen in der ersten Runde – und nie ist er über zwei Spiele am Stück hinausgekommen. Auch der Romand macht vor den French Open keinen Hehl daraus, dass ihm die sportliche Baisse nach seiner Knöchelverletzung vom letzten November arg zugesetzt hat. Dennoch ist der mit 39 Jahren aktuell älteste Top-100-Spieler (ATP 97) weit davon entfernt, an einen Rücktritt zu denken. Im Gegenteil. Der Roland-Garros-Sieger von 2015 spricht in Paris zwar Klartext zu den ausbleibenden Erfolgen, doch er versprüht auch Optimismus. Wawrinka über …

… seine Formkrise in diesem Jahr:

«Gerade die Niederlagen der letzten Wochen fühlten sich anders an als früher. Insbesondere jene beim Challenger-Turnier in Aix-en-Provence Ende April gegen Albert Ramos-Vinolas (3:6, 7:6, 4:6). Ich habe grossen Frust verspürt, habe mir viele Fragen gestellt – weil ich mich einfach nervte. Das hat mir die Lust genommen, mich weiter zu pushen, und es war auch der Grund, weshalb ich mich entschieden hatte, Rom auszulassen, obwohl ich bereits angereist war. Ich ging nach zwei Tagen wieder heim. Ich hatte keine Lust, auf dem Platz zu stehen. Also ging ich nach Hause und habe dort trainiert, um mental wieder etwas frischer zu werden.»

… die Quelle, aus der er nach wie vor Motivation schöpft:

«Schauen Sie, ich habe Fans überall auf der Welt. In Argentinien haben sie meinen Namen gesungen, das war unglaublich. Und das bedeutet mir unglaublich viel. Mein Job ist meine Leidenschaft, das hat sich immer noch nicht geändert. Es geht hier um die Liebe zu diesem Sport. Das treibt mich nach wie vor an.»

… sein Gefühl vor Roland Garros:

«Mir geht es wieder besser als in den letzten Wochen. Ich konnte wieder Moral tanken. Ein Grand-Slam-Turnier ist das, wofür ich mein Leben lang immer gekämpft habe. Wenn man auf meine Resultate schaut, bin ich weit entfernt von meinem besten Level. (Lacht.) Doch ich glaube trotzdem, dass noch viel in mir steckt. Ich will nochmals das Maximum aus mir herausholen. Ich glaube immer noch daran, dass ich noch einen Titel auf der Tour gewinnen kann. Ich sehe im Training, dass noch viel Potenzial vorhanden ist. Tief in meinem Inneren bin ich sehr positiv gestimmt. Ich kenne mich über die Jahre ja schon ein bisschen: Es werden auch die Ergebnisse wieder besser werden.»

Die Schweizer in Paris

Am Sonntag:

Nicht vor 20.15 Uhr: Stan Wawrinka (ATP 97) – Andy Murray (Gb, ATP 75)

Gegen Abend: Viktorija Golubic (WTA 74) – Barbora Krejcikova (Tsch, WTA 26)

Leandro Riedi (ATP 151), Alexander Ritschard (ATP 184), Marc-Andrea Hüsler (ATP 196) sowie Céline Naef (WTA 158), Simona Waltert (WTA 173) und Jil Teichmann (WTA 199) scheiterten allesamt unter der Woche in der Qualifikation fürs Hauptfeld.

Am Sonntag:

Nicht vor 20.15 Uhr: Stan Wawrinka (ATP 97) – Andy Murray (Gb, ATP 75)

Gegen Abend: Viktorija Golubic (WTA 74) – Barbora Krejcikova (Tsch, WTA 26)

Leandro Riedi (ATP 151), Alexander Ritschard (ATP 184), Marc-Andrea Hüsler (ATP 196) sowie Céline Naef (WTA 158), Simona Waltert (WTA 173) und Jil Teichmann (WTA 199) scheiterten allesamt unter der Woche in der Qualifikation fürs Hauptfeld.

… das bevorstehende Legenden-Duell mit Andy Murray am Sonntag:

«Ich musste zuerst einmal lachen, als ich die Auslosung gesehen habe. Andy und ich haben schon so viel gemeinsam erlebt, standen uns bereits oft gegenüber. Es ist eine tolle Challenge, die da auf uns wartet. Wir werden ja oft verglichen, aber ich finde, man muss hier schon klar zwischen uns unterscheiden. Wir haben beide drei Grand-Slam-Titel auf dem Konto, doch ansonsten sind unsere Karrieren total verschieden. Andy (46 Titel) hat insgesamt deutlich mehr Turniersiege eingefahren als ich (16). Er kämpfte fast zehn Jahre an der Spitze mit Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer. Das muss man ihm hochanrechnen. Ich bin der Meinung, dass er mehr Anerkennung verdient als ich.»

Das sagt Andy Murray (37) vor dem Kracher gegen Wawrinka

«Uns trennen nur zwei Jahre, doch lustigerweise habe ich als Junior nie gegen Stan gespielt – aber als Profis lieferten wir uns viele grosse Duelle (13:9 Siege für Murray, d. Red.). Das erste Mal war 2005, an jene Partie kann ich mich gut erinnern. Es war im Davis Cup – und Stan besiegte mich (6:3, 7:6, 6:4). Es folgten viele weitere Partien. Jetzt ist er 39 und spielt immer noch auf sehr hohem Level. Ich bin überzeugt, dass wir am Sonntag hier in Paris eine tolle Atmosphäre erleben werden. Ausgerechnet gegen Stan an einem Grand-Slam-Turnier zu spielen, ist für mich ein grosses Vergnügen.»

Wawrinka und Murray standen sich schon oft gegenüber – der Schotte fuhr dabei mehr Siege ein.
keystone-sda.ch

«Uns trennen nur zwei Jahre, doch lustigerweise habe ich als Junior nie gegen Stan gespielt – aber als Profis lieferten wir uns viele grosse Duelle (13:9 Siege für Murray, d. Red.). Das erste Mal war 2005, an jene Partie kann ich mich gut erinnern. Es war im Davis Cup – und Stan besiegte mich (6:3, 7:6, 6:4). Es folgten viele weitere Partien. Jetzt ist er 39 und spielt immer noch auf sehr hohem Level. Ich bin überzeugt, dass wir am Sonntag hier in Paris eine tolle Atmosphäre erleben werden. Ausgerechnet gegen Stan an einem Grand-Slam-Turnier zu spielen, ist für mich ein grosses Vergnügen.»

… seine immer noch nicht aufgegebene Hoffnung für die Olympischen Spiele im Juli:

«Ich denke schon daran. Es ist in meinem Hinterkopf, doch erst einmal gilt der Fokus nur Paris.» (Anmerkung der Redaktion: Für eine Qualifikation müsste Wawrinka an den French Open einen Top-Lauf hinlegen, um sich bis Anfang Juni noch unter die 56 besten Spieler der Welt zu katapultieren – oder auf eine der zwei Spezial-Wildcards hoffen. Hierbei stünden ihm wohl aber die in ihren Karrieren noch erfolgreicheren Rafael Nadal und Andy Murray vor der Sonne.)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?