Viele Fragezeichen bei Djokovic, Sinner, Nadal und Co.
Favoriten-Rätsel vor French Open

Weniger als zwei Wochen vor dem Start des zweiten Grand-Slam-Turniers des Jahres kämpft die Elite des Männertennis um Form und Fitness – und mit der Zeit.
Publiziert: 14.05.2024 um 08:59 Uhr
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Aktualisiert: 14.05.2024 um 10:00 Uhr
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Zuletzt nur ein Schatten seiner selbst: Novak Djokovic rennt seiner Topform hinterher.
Foto: Getty Images
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Marco PescioReporter Sport

Während seit geraumer Zeit von der Wachablösung an der Weltspitze die Rede ist und nach Rafael Nadal auch Novak Djokovic zu schwächeln beginnt, gibt aktuell auch die neue Generation ein eigenartiges Bild ab. Eine Bestandesaufnahme vor Beginn der French Open (ab 26. Mai).

Novak Djokovic (36)

Auch wenn seine Situation weitaus komplexer sein mag, umschreibt ein simpler Fakt die Krise der Weltnummer eins am besten: Djokovic steht 2024 noch ohne Titel da. Nicht einmal einen Final kann er vorweisen, was für die Verhältnisse des Serben eine Sensation darstellt. Selbst der Rekordmann stempelt die bisherige Saison als «schlecht» und «ungewohnt» ab. Djokovic, der im Vorjahr noch drei von vier Grand-Slam-Titeln holte, weist plötzlich Schwächen auf. Sein Spiel wirkt 2024 nicht mehr so konstant und unwiderstehlich wie sonst. Der Körper bereitet Probleme. Und dann wäre da auch noch die Unruhe neben dem Platz. Djokovic hat sich erst von Coach Goran Ivanisevic getrennt, dann musste auch Fitnesstrainer Marco Panichi gehen. Die neue Findungsphase läuft auf Hochtouren. In Rom ist mit dem Out in Runde drei wenig bis gar nichts nach Plan gelaufen. Wobei hier Spekulationen die Runde machen, dass er – nachdem ihm zwei Tage zuvor beim Autogrammschreiben kurioserweise die Trinkflasche eines Fans auf den Kopf gefallen war – mit einer Gehirnerschütterung gespielt haben könnte. Djokovic sagt, er habe sich «wie ein anderer Spieler» gefühlt. Weitere medizinische Abklärungen sollen folgen. Ob er auch alle sportlichen Antworten rechtzeitig vor den French Open findet, bleibt abzuwarten. Zuzutrauen ist es ihm aber. Wem, wenn nicht dem 24-fachen Grand-Slam-Champion?

Djokovic wird in Rom von Flasche am Kopf getroffen
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Fan bückte sich für Autogramm:Djokovic wird in Rom von Flasche am Kopf getroffen

Jannik Sinner (22)

«Wir sind besorgt», sagt ein Tennis-Fan in Rom gegenüber Blick. Die Hüftverletzung von Sinner, aufgrund der er sein Heim-Turnier absagen musste, beschäftigt nicht nur die italienischen Tifosi und Medien, sondern vor allem Sinner selbst. Der Südtiroler liess mit seinen Aussagen ernsthafte Zweifel aufkommen, dass die Zeit bis Roland Garros reichen könnte. Er weiss um die heikle Angelegenheit, die eine Hüftblessur im Profi-Tennis darstellen kann: «Ich werde nur spielen, wenn ich zu 100 Prozent fit bin. Ich werde nicht drei Jahre meiner Karriere wegwerfen.» Klar ist: Spielt er in Paris, ist er direkt ein Topfavorit. Und er könnte sein bisheriges Spitzenjahr (drei Titel) mit dem Aufstieg zur Nummer eins krönen – nämlich dann, wenn Titelverteidiger Djokovic nicht den Final erreicht.

Carlos Alcaraz (21)

Der Spektakel-Mann aus Südspanien ist im Frühjahr zum Turniersieg in Indian Wells gerauscht. Zuletzt aber macht dem zweifachen Grand-Slam-Sieger wieder der Körper zu schaffen. Schon im Vorjahr zwickte es Alcaraz mal hier, mal dort. Diesmal bereitet sein Schlagarm Probleme. In Rom hat er deswegen ausgesetzt. Nun kämpft die Weltnummer drei mit der Zeit, um bis Paris voll konkurrenzfähig zu werden.

Rafael Nadal (37)

In Rom geniesst der Mallorquiner die grosse Zuneigung der Fans, die ihn bei jedem Schritt auf der Anlage belagern und bejubeln. Nadal hat zuletzt drei Turniere am Stück (Barcelona, Madrid und eben Rom) gespielt, was für den Sandkönig «definitiv eine gute Nachricht» ist. Doch hinter den French Open lässt er bewusst ein dickes Fragezeichen. Der 14-fache Paris-Sieger konnte in seinem möglichen Abschiedsjahr – auch darüber liess er zuletzt wieder Zweifel aufkommen – trotz erhöhtem Spielrhythmus noch nicht den Eindruck erwecken, über ein ganzes Turnier konkurrenzfähig zu sein. Ein Sieg in Roland Garros wäre eine Sensation.

Nadal wird von 15'000 Fans in Rom überrascht
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Nach Out in der 2. Runde:Nadal wird von 15'000 Fans in Rom überrascht

Alexander Zverev (27)

Der Hamburger hat sich nach seiner schweren Fussverletzung von Paris (2022) in die Top 10 zurückgekämpft. Die Konstanz fehlt ihm aber noch. Er steht seit September 2023 (Chengdu) ohne Titel da und sagt von sich selbst, er sei zu allem fähig: Er könne früh rausfliegen aber auch «jeden schlagen».

Stefanos Tsitsipas (25)

Zuletzt machte die Trennung von Topspielerin Paula Badosa Schlagzeilen. Sportlich enttäuschte Tsitsipas in Madrid, nun ist er in Rom auf Wiedergutmachung aus. Sein Titel in Monte-Carlo im April ist aber ein echter Mutmacher für den Griechen.

Casper Ruud (25)

Dreimal stand der Norweger bereits in einem Grand-Slam-Final, zweimal in Paris. Auch heuer ist er konstant unterwegs, hat sich aber nur in Barcelona mit dem Titel belohnt. In Rom gabs eine Riesenernüchterung mit dem Aus in Runde zwei.

Daniil Medwedew (28)

Dominierte im vergangenen Jahr den Frühling nach Belieben. 2024 stand er zwar im Australian-Open-Final, verlor diesen aber gegen Sinner und blieb auch danach ohne Trophäe. Der temperamentvolle Russe ist den Beweis noch schuldig geblieben, in Roland Garros aufdrehen zu können.

Andrey Rublew (26)

Auf eine Schaffenskrise in diesem Frühjahr folgte aus dem Nichts der Madrid-Titel. Doch in Rom schied er bereits wieder in Runde drei aus.

Holger Rune (21)

Das dänische Toptalent wechselte im vergangenen Jahr öfter den Trainer (u.a. Severin Lüthi) als er Turniere gewann. Aktuell soll ihn sein früherer Wegbegleiter Patrick Mouratoglou in die Spur bringen. In Rom hat das noch immer nicht geklappt. Wie Rublew: Out in Runde drei.

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