Blick: Tatjana Maria, Sie sind seit Jahren mit der Familie unterwegs und betonen immer wieder, stolz auf Ihre kleine Tour-Truppe zu sein. Was ist das Coole daran, Tennis-Mama zu sein?
Tatjana Maria: Ich glaube, das Tour-Leben ist für die Kinder eine unglaubliche Erfahrung. Meine erste Tochter, Charlotte, ist jetzt zehn – und sie realisiert bereits alles. Die Kids lernen viele spannende Menschen kennen, entdecken neue Orte, knüpfen Freundschaften auf der Tour. Auch wenn …
… ja?
Es gibt diejenigen, die sagen: «Sie gehen dadurch nicht auf eine normale Schule.» Doch auch hier haben wir mit der «Florida Virtual School» eine gute Lösung gefunden. Ich bin die Lehrerin (schmunzelt). Ausserdem lernen die Kinder durch das viele Reisen auch viel fürs Leben. Ich finde, es gibt nichts Schöneres. Wenn wir beispielsweise in Bogotá in Kolumbien sind, dann sind die Leute dort fast schon wie eine Familie für uns.
Belinda Bencic ist kürzlich ebenfalls Mutter geworden – wann sie zurückkehrt, ist noch offen. Wie haben Sie herausgefunden, wann der richtige Zeitpunkt fürs Comeback war?
Ich denke, jede Spielerin ist da anders. Ich persönlich kam sehr schnell zurück. 2021, nach Cecilias Geburt, spielte ich schon nach rund drei Monaten wieder. Zwar war ich noch nicht bei 100 Prozent, und ich nahm in Kauf, dass es nicht sofort gut laufen würde. Aber ich bin eine, die lieber mit Matches zurück in die Spur findet statt mit monatelangem Training. Bei Belinda ist es bestimmt ein Vorteil, dass ihr Partner (Martin Hromkovic, d. Red.) auch ihr Coach ist und sowieso mitreist. Das macht das Leben als Eltern einfacher. Für den richtigen Zeitpunkt gibt es aber viele Faktoren, die manchmal auch nie öffentlich kommuniziert werden: Wie verlief die Geburt? Wie geht es dem Kind? Wie schläft es?
Was ist die grösste Veränderung, wenn man mit Kindern reist?
Aus meiner Sicht gibt es da eigentlich nur Positives. Wir sind mittlerweile echt selten ohne Kinder unterwegs. Hier in Rom ist das wieder einmal der Fall. Doch für meinen Geschmack haben wir jetzt fast zu viel Freizeit (lacht). Ich muss mir regelrecht etwas suchen, um mich zu beschäftigen. Mal etwas essen, mal ins Gym gehen. Mir fehlt die Zeit mit den Kindern. Und ich glaube, sie jeweils dabei zu haben, hat auch Vorteile fürs Profi-Leben.
An was denken Sie?
Die Kinder lenken dich vom Tennis ab. Ihnen ist komplett egal, wie du spielst. Ob du gewonnen oder verloren hast: Sie wollen einfach nur die Mama sehen. Und so legt sich dann auch bei mir ein Schalter um.
Sie haben in Ihrer ersten Baby-Pause auf die einhändige Rückhand umgestellt. Kann so ein Karriereunterbruch auch mal gut sein, um die Dinge aus der Distanz zu betrachten?
Mir haben beide Schwangerschaften enorm geholfen, vom Tennis abzuschalten. Ich war «einfach mal raus» aus dem Geschäft. Das war wie Ferien für mich. Ich habe mich in jener Zeit dazu entschieden, meine Rückhand umzustellen, das stimmt. Und deswegen war ich auch wieder jeden Tag auf dem Platz – doch insgesamt war es anders als sonst. Die Karrierenunterbrüche aufgrund meiner Schwangerschaften haben mir gut getan. Ich konnte zwischenzeitlich Abstand gewinnen.
Stimmt es, dass die Williams-Schwestern Serena und Venus einst eine Babyshower für Sie organisiert haben?
Ja, das wollten sie eigentlich. Aber dann kam Charlotte ein wenig zu früh (schmunzelt). Doch wir kennen uns ganz gut, die Williams-Schwestern wohnen in Florida nur ein paar Minuten von uns entfernt.
Tatjana Maria (36, WTA 65) stammt aus Bad Saulgau, das rund 40 Minuten vom Bodensee entfernt in Süddeutschland liegt. 2001 gab sie ihr Profi-Debüt auf der Tennis-Tour. Die beste Klassierung in der Weltrangliste war Platz 42. Diese hat sie Anfang 2024 als bereits zweifache Mutter erreicht. Genauso wie ihr bestes Abschneiden an einem Grand-Slam-Turnier, als sie vor zwei Jahren in Wimbledon bis in den Halbfinal vorstiess. Maria ist mit dem früheren Profi und Coach (u.a. Venus Williams) Charles-Édouard Maria verheiratet. 2013 kam Tochter Charlotte auf die Welt, 2021 folgte Cecilia. Erstere hat bereits Talent im Umgang mit dem Tennis-Racket bewiesen, weshalb sie schon jetzt über einen Ausrüstervertrag mit Nike verfügt. Genauso wie übrigens über einen (von den Eltern gemanagten) Instagram-Account.
Tatjana Maria (36, WTA 65) stammt aus Bad Saulgau, das rund 40 Minuten vom Bodensee entfernt in Süddeutschland liegt. 2001 gab sie ihr Profi-Debüt auf der Tennis-Tour. Die beste Klassierung in der Weltrangliste war Platz 42. Diese hat sie Anfang 2024 als bereits zweifache Mutter erreicht. Genauso wie ihr bestes Abschneiden an einem Grand-Slam-Turnier, als sie vor zwei Jahren in Wimbledon bis in den Halbfinal vorstiess. Maria ist mit dem früheren Profi und Coach (u.a. Venus Williams) Charles-Édouard Maria verheiratet. 2013 kam Tochter Charlotte auf die Welt, 2021 folgte Cecilia. Erstere hat bereits Talent im Umgang mit dem Tennis-Racket bewiesen, weshalb sie schon jetzt über einen Ausrüstervertrag mit Nike verfügt. Genauso wie übrigens über einen (von den Eltern gemanagten) Instagram-Account.
Auch wenn Sie diesmal ohne Kinder in Rom sind. Würden Sie das Turnier aus Spielerinnen-Sicht grundsätzlich als familienfreundlich beschreiben?
So konkret gefragt: eher nicht. Italien als Land ist super für Familien. Doch beim Turnier hier gibt es viele Treppen, das kann mit dem Kinderwagen schwierig werden. Zudem gibt es gewisse Regeln – Kinder dürfen beispielsweise nicht überall rein.
Was müsste sich noch ändern auf der Tour – für Mütter, die zurückkommen wollen?
Nun, da wäre schon noch Potenzial vorhanden. Es gibt beispielsweise nur bei den Grand Slams eine Kinderbetreuung. Auch wenn wir oft von der Familie unterstützt werden: Es wäre sehr wichtig, dies auch bei grösseren Turnieren anzubieten – zumindest bei den Masters. Dafür ist es höchste Zeit.
Maria verweist hierbei auch auf die Regel, dass Mütter nach einer Schwangerschaft von einem geschützten Ranking profitieren können. Früher galten die Spielerinnen während einer Baby-Pause im Regelwerk gemeinhin als «verletzt» – mittlerweile nahm die Women’s Tennis Association (WTA) Anpassungen vor. Gemäss eines Berichts des «Miami Herald» soll künftig zudem eine Taskforce sicherstellen, dass betroffene Athletinnen zusätzliche Unterstützung erhalten. Von physiotherapeutischem Wissen (beispielsweise Beckenbodentraining) bis hin zu Gesundheitsprotokollen, in denen etwa auch die Familienplanung, Fertilität oder die Knochenbeschaffenheit thematisiert werden.
Man hörte von der einen oder anderen Tennis-Mama, es stelle sich eine gewisse Lockerheit auf dem Platz ein – weil sich nach der Geburt des Kindes die Prioritäten verschoben haben. Stimmen Sie zu?
Naja, ich wäre manchmal gerne etwas lockerer (lacht). Ich will trotzdem unbedingt gewinnen. Aber was sicher stimmt, ist, dass sich der Tennis-Alltag ändert. Und man merkt: Es gibt Wichtigeres als Tennis.
Möchten Sie Belinda Bencic zum Abschluss noch einen Tipp mit auf den Weg geben?
«Geniesse es einfach!» Ich denke, man sollte sich nicht allzu fest auf den Zeitpunkt der Rückkehr fokussieren. Sie wird sehen, wie sich der Körper entwickelt. Und irgendwann wird sie fühlen, wann es richtig für sie ist.
Belinda Bencic (27) plant, zu gegebener Zeit auf die Tennis-Tour zurückzukehren. Vor ihr hat dies schon so manch eine Top-Spielerin gemacht. Die zurückgetretene Serena Williams (42) etwa, die sich natürlich auch mit ihrer Fast-Nachbarin Tatjana Maria (36) austauschte. Daneben? Gibt es zahlreiche Beispiele von Tennis-Müttern, die noch aktiv sind. Eine Auswahl:
Elina Switolina (29)
Die Ehefrau von Tennis-Profi Gaël Monfils (37) kehrte 2023 nach gut einem halben Jahr auf die Tour zurück – und erreichte wenig später gar den Wimbledon-Halbfinal. Aktuell ist die Ukrainerin die Weltnummer 19.
Viktoria Asarenka (34)
«Mein Leben hat erst begonnen, als ich Mutter wurde», sagte Viktoria Asarenka einst. Die Belarussin, die zuvor zweimal die Australian Open gewann, reist seit 2018 mit ihrem Sohn Leo (7) um den Globus.
Caroline Wozniacki (33)
Die Australian-Open-Siegerin von 2018 kam im Vorjahr nach zwei Schwangerschaften zurück. Die Mutter von Olivia (bald 3) und James (1) schaffte es 2023 kurz nach ihrem Comeback bis in den Achtelfinal der US Open.
Naomi Osaka (26)
Die Japanerin will dieses Jahr wieder voll angreifen, nachdem die vierfache Grand-Slam-Gewinnerin 2023 ihre Tochter Shai zur Welt gebracht hat.
Angelique Kerber (36)
Die Deutsche gebar im Februar des Vorjahrs ihr erstes Kind, Tochter Liana. Die frühere Nummer 1 der Welt und dreifache Major-Siegerin ist seit Januar wieder zurück.
Weitere Beispiele
Taylor Townsend (28, USA), Yanina Wickmayer (34, Deutschland), Kateryna Wolodko (37, Ukraine), Patricia Maria Tig (29, Rumänien), Vera Zvonareva (39, Russland).
Belinda Bencic (27) plant, zu gegebener Zeit auf die Tennis-Tour zurückzukehren. Vor ihr hat dies schon so manch eine Top-Spielerin gemacht. Die zurückgetretene Serena Williams (42) etwa, die sich natürlich auch mit ihrer Fast-Nachbarin Tatjana Maria (36) austauschte. Daneben? Gibt es zahlreiche Beispiele von Tennis-Müttern, die noch aktiv sind. Eine Auswahl:
Elina Switolina (29)
Die Ehefrau von Tennis-Profi Gaël Monfils (37) kehrte 2023 nach gut einem halben Jahr auf die Tour zurück – und erreichte wenig später gar den Wimbledon-Halbfinal. Aktuell ist die Ukrainerin die Weltnummer 19.
Viktoria Asarenka (34)
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Die Australian-Open-Siegerin von 2018 kam im Vorjahr nach zwei Schwangerschaften zurück. Die Mutter von Olivia (bald 3) und James (1) schaffte es 2023 kurz nach ihrem Comeback bis in den Achtelfinal der US Open.
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Weitere Beispiele
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