Auf einen Blick
Es sind grosse Namen, mit denen Henry Bernet (17) bald im selben Atemzug genannt werden könnte, sollte er in der Nacht auf Samstag (2.00 Uhr, im SRF-Livestream) seinen Junioren-Final an den Australian Open gegen den Amerikaner Benjamin Willwerth (17) erfolgreich gestalten. Heinz Günthardt (65), Roger Federer (43), Roman Valent (41), Stan Wawrinka (39) und Dominic Stricker (22) haben allesamt in ihrer Juniorenzeit auf Grand-Slam-Stufe triumphiert.
Nun könnte es Bernet ihnen nachmachen – und damit ein deutliches Signal an die internationale Konkurrenz senden. Hier kommt das nächste Schweizer Top-Talent!
Dass Bernet aufgrund seiner Basler Herkunft früh mit Federer verglichen werden würde, lag auf der Hand. Und er war auch nicht der erste Tennis-Emporkömmling hierzulande, dem diese Ehre – oder Bürde – zuteilwurde. Doch im Fall von Bernet sind die Verbindungen zum 20-fachen Grand-Slam-Champion ausgeprägter, ja fast schon unheimlich. Da wäre zum einen die Vergangenheit beim Tennis Club Old Boys, dann natürlich die einhändige Rückhand, die Liebe zum FC Basel und der Vater, der tatsächlich auch Robert heisst.
Lüthi gibt sein Wissen weiter
Vor Kurzem hat Bernet zudem zwei Karriereentscheidungen getroffen, die den Maestro-Weg zusätzlich untermauern. Er ist als erster Schweizer Tennisspieler bei der Sportbekleidungsmarke On eingestiegen, bei jenem Unternehmen also, in das Federer investierte und das er als Werbefigur vertritt. Bernet trifft dort auf prominente Botschafter-Kolleginnen und -Kollegen wie Iga Swiatek (23), Ben Shelton (22) oder Joao Fonseca (18). Und, als gäbe es nicht schon genügend Berührungspunkte, hat sich der junge Basler auch noch auf eine Zusammenarbeit mit dem langjährigen Federer-Trainer Severin Lüthi (49) geeinigt. Von rund zehn Wochen im Jahr ist die Rede. Daneben wird er diese Saison hauptamtlich von Swiss-Tennis-Coach Sven Swinnen (44), der früher auch schon Stricker betreute, trainiert.
Dies sind die nächsten Tritte auf Bernets Karriereleiter. Aktuell aber gilt der Fokus des 1,91 m grossen Rechtshänders nur dem Gewinn der Australian Open, bei denen er noch von Kai Stentenbach (43) begleitet wird. Ausgerechnet an seinem 18. Geburtstag könnte Bernet seinen bislang grössten Erfolg feiern.
Wawrinka-Manager hält die Fäden in der Hand
Im Hintergrund beobachtet und orchestriert die britische Agentur StarWing Sports das Geschehen rund um den aufgehenden Tennisstern. Mit der Unterschrift bei der profilierten Managementfirma sitzt er zugleich im selben Boot wie Weltnummer eins Jannik Sinner (23) sowie Wawrinka, der schon lange bei Vermarktungs-Ass Lawrence Frankopan unter Vertrag steht.
Es ist kein Wunder, dass Bernet auf dem Radar der grossen Player in der Tennis-Szene gelandet ist. Der in den letzten Jahren am Swiss-Tennis-Stützpunkt in Biel geschliffene Rohdiamant ist aktuell die Nummer sechs der Welt bei den Junioren. Im ATP-Ranking belegt er Rang 784, wobei er erst in diesem Jahr vorhat, auf der Profitour richtig Tritt zu fassen. Im letzten Herbst sorgte er an den Swiss Indoors mit seinem Sieg über den früheren Top-10-Spieler Fabio Fognini (37) für Aufsehen, schaffte hinterher den Sprung ins Hauptfeld aber nicht, weil er Landsmann Jérôme Kym (21) unterlag.
Blick-Tennisexperte Günthardt sagt, Bernet sei auf einem vielversprechenden Weg, brauche aber noch Zeit für seine Entwicklung: «Er ist bei den Junioren – wie auch Flynn Thomas (16) – absolute Weltklasse. Aber bei den Profis weht dann ein anderer Wind.» Bernets Fortschritte in den letzten Jahren würden ihn allerdings äusserst positiv stimmen: «Er ist grossgewachsen, verfügt über einen guten Service und spielt sehr offensiv – er kann richtig Dampf machen.»
Und Günthardt weiter: «Bei ihm geht es nun darum, die vielen PS, die er auf den Platz bringt, auch tatsächlich kontrollieren zu können.» Dies sei eine «Frage der Erfahrung», die Bernet gerade im anstehenden Jahr mit den geplanten Einsätzen auf der Profi-Tour dazugewinnen wird. Und: Ein Australian-Open-Triumph würde hierbei mit Sicherheit eine zusätzlich beflügelnde Wirkung haben.