«Tue mich schwer damit, aufzuhören.»
Roger Federer lässt tief blicken

Über Roger Federer wurde schon alles geschrieben, nur noch nicht von allen. Im neuen Interview verrät der 40-Jährige unter anderem seinen Handtuch-Trick und wie er zum Thema Karriereende steht.
Publiziert: 12.11.2021 um 13:55 Uhr
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Aktualisiert: 12.11.2021 um 21:17 Uhr
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Roger Federer auf dem Cover des neuen Ringier-Magazins «Interview».
Foto: zVg

Roger Federer befindet sich mitten in den Vorbereitungen für sein Comeback. Auch mit 40 Jahren hat der Maestro noch lange nicht genug. Im neuen Magazin «Interview» von Ringier Axel Springer gewährt er private Einblicke und verrät, wieso das Handtuch für ihn so wichtig ist.

Roger Federer über ...

... Niederlagen in jungen Jahren

«Ich war immer extrem traurig nach einer Niederlage. Manchmal habe ich die ganze Heimfahrt nach Basel durchgeheult. (...) Meine Eltern hätten noch so sehr auf mich einreden können, das hätte alles nichts gebracht. Also haben sie mich heulen lassen. Rückblickend war ich schon etwas crazy damals.»

... seine Wutausbrüche

«Ich war ein temperamentvoller Junge und habe gern Emotionen gezeigt. Aber die Wutausbrüche fanden nur auf dem Tennisplatz statt. Meine Familie, meine Freunde haben mir gesagt, dass ich mich unmöglich aufführe. ‹Tu nicht so dumm!›, hiess es. Und: ‹Es gibt eben auch andere, die gut spielen können.›»

... seinen Wandel, als er mit 16 Profi wurde

«Ich wusste: So wie bisher kann und will ich mich nicht mehr benehmen. Ich spreche von meiner negativen Grundhaltung. Dieses ständige Gejammer, dieses Lamentieren, das musste aufhören. So gewinnt man keine Spiele und ganz sicher kein Turnier! Mir war klar, ich muss einen Wandel vornehmen. Einen inneren Wandel.»

... seinen Handtuch-Trick

«Wie kann ich einen schlechten Punkt einfach ignorieren? Ein Trick, der mir sehr geholfen hat, war der mit dem Handtuch. Ein Baby hat doch seine Kuscheldecke oder ein Schmusebärchen. Mein Coach meinte, ich brauche so was in dieser Art. Etwas, das mir hilft, mich für einen kurzen Moment in meine Welt zurückzuziehen. (...) Ab sofort hiess es: Drei Sekunden darfst du dich aufregen. Dann läufst du zum Tüechli. Das ist dann der Moment ganz für dich. (...) Sehr einfach. Aber sehr effektiv. Für mich ist das ein Ritual geworden. Punkt verloren, erster Reflex – Handtuch. Später wars dann aber auch wegen des vielen Schwitzens (lacht).»

... Mirkas frühen Rücktritt

«Sie hatte diese Verletzung am Fuss. Ich habe ihr damals gesagt: ‹Hör doch auf! Warum der Stress?› Ganz cool. Als sei das die einfachste Entscheidung der Welt (lacht). Heute denke ich: Spinn ich eigentlich? Ich selbst spiele mit 40 noch Turniere und tue mich schwer damit, aufzuhören.»

... das vergessene Spiel

«Es ist sogar schon mal passiert, dass Mirka – und da ist sie jetzt vielleicht nicht happy, dass ich das erzähle – mich während eines Matchs angerufen hat. Sie hatte ganz vergessen, dass ich spiele (lacht). Genau das gefällt mir an ihr, das ist Mirkas Charme: Wenn sie drin ist im Tennis, dann ist sie drin. Und wenn sie draussen ist, kann sie sich sehr gut davon lösen.»

... das Tour-Leben mit Kindern

«Die Reiserei mit der ganzen Familie ist ja in vielerlei Hinsicht nicht ideal. Und dann kamen die Mädchen auf die Welt. Zwillinge! Das hat uns einen unglaublichen Schrecken eingejagt. Da habe ich wirklich gedacht, das bringen wir nicht auf die Reihe. (...) Ich bin wirklich stolz, dass wir das geschafft haben. Aber es ist eine Herkulesaufgabe!»

... das Glück, Schweizer zu sein

«Das ist vielleicht etwas überspitzt gesagt, aber es brauchte drei Wimbledon-Siege, bis die Leute hier gemerkt haben: ‹Hey, der ist ja wirklich gut!› Manchmal ist es schade, wenn die Euphorie im Ausland grösser ist als in der Heimat. (...) Es ist ein grosses Glück, dass ich in der Schweiz aufgewachsen bin und dass ich diese Normalität hier bis heute leben kann. Das hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin.»

... sein Vermächtnis

«Ich hoffe, ich bleibe als lässiger, cooler, guter Tennisspieler in Erinnerung. Und als Mensch hoffe ich, dass ich vorleben konnte, dass man, auch wenn man Erfolg hat, den Menschen mit Anstand, Haltung und Fairness begegnen kann.»

... das denkbar beste Karriereende

«Das gibt es für mich nicht! Aber ich wünsche mir, dass ich den Moment selbst wählen kann. Ich bin sicher, ich werde merken, wenn dieser Augenblick gekommen ist. Ich habe keine Angst vor der Zeit nach meiner Profikarriere. Das wird ein fliessender Übergang. Mirka und ich haben die Life-Balance zwischen Tennis, Familie und Freunden unglaublich gut hinbekommen Das ist das, was mich fast am meisten stolz macht. Denn was ist letztendlich wirklich wichtig im Leben?» (red)

«Jetzt muss ich fast ein bisschen ernster sein»
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