«Ich fühle mich rundum wohl im Moment», sagt Belinda Bencic mit einem Lächeln im Gesicht. Die Ostschweizerin hat eben erst mit Iga Swiatek die Weltnummer 8 rausgeworfen und ist in die Viertelfinals der US Open eingezogen. «Freude, Erleichterung, Stolz», spüre sie, «dass ich es wieder in den Viertelfinal geschafft habe. Ich hoffe, dass es so weiter geht».
Freund und neuer Trainer in der Box
Der Höhenflug von Bencic jedenfalls scheint zurzeit kein Ende zu finden. Nach Olympia-Gold im Einzel und -Silber im Doppel mit Viktorija Golubic strotzt sie nur so vor Selbstvertrauen. Und dies ohne Papa Ivan (58) an ihrer Seite.
Von diesem als Coach nämlich trennte sich Bencic kurz vor Wimbledon, machte ihn zum «Supervisor» aus der Ferne. Er nehme aber immer noch eine wichtige Rolle in ihrem Leben ein. «Ich kann immer voll auf ihn zählen», so Belinda.
«Sachs hat sehr gute Aufschlag-Tipps»
Auch in New York sitzt der Papa nicht auf der Tribüne. Stattdessen ist da Sebastian Sachs (29), neben Freund und Fitnesscoach Martin Hromkovic (39) ihr neuer Trainer.
Was ist anders mit dem Deutschen als mit dem Vater? Bencic erklärt: «Er versucht nicht zwanghaft, etwas an meinem Spiel zu verändern, denn das muss ja nicht immer besser werden. Für die Verbesserung meines Aufschlags hat er allerdings sehr gute Tipps gegeben. Aber auch Papi wird sicher wieder mal mitreisen. Dieses Jahr machte es einfach wegen der ganzen Corona-Umstände nicht so viel Sinn.»
Karriere-Gesamtpreisgeld von 3750 Dollar
Sachs, der auch schon Viktoria Asarenka und Julia Görges trainierte und seit der Sandplatzsaison mit Bencic herumreist, wollte einst selber Tennis-Profi werden. Höher als Rang 1052 schaffte er es aber nicht. Sein gesamtes eingespieltes Preisgeld beläuft sich laut der ATP auf gerade mal 3750 Dollar. Er beendete seinen Traum vom Tennisprofi 2015 und ist seither als Trainer unterwegs.
Sachs ist vom Alter her viel näher bei Bencic als ihr Vater Ivan. Ein Vorteil? Bencic: «Ich denke, es kommt weniger aufs Alter an, als darauf, ob man sich versteht. Wir haben es auf und neben dem Platz einfach super miteinander. Auch mit meinem Freund Martin stimmts. Es ist wichtig, dass sich das ganze Team wohlfühlt.»
«Ich mag den Vibe hier»
Und Bencic scheint sich in New York besonders wohlzufühlen. Warum, weiss sie selber nicht ganz: «Eigentlich weiss ich nicht genau, warum es mir hier so gut läuft. Irgendwie kenne ich die Plätze gut, ich mag den ganzen Vibe hier, die Atmosphäre kommt mir entgegen. Und die Olympischen Spiele haben mir natürlich auch geholfen, zu wissen wie es ist, ganz weit zu kommen.»
Um in Flushing Meadows wie 2019 in den Halbfinal zu kommen, muss sie in der Nacht auf Mittwoch die britische Teenager-Sensation Emma Raducanu (18) aus dem Weg räumen. «Sie ist natürlich ein aufsteigender Stern», sagt Belinda. Sternschnuppe oder Fixstern? Ein interessantes Spiel ist jedenfalls garantiert. (wst)