Die jungen Wilden zeigen Tennis-Spektakel in New York. Das Viertelfinal-Duell zwischen Jannik Sinner (21, ATP 13) und Carlos Alcaraz (19, ATP 4) dauert 5:15 Stunden, bietet unglaubliche Ballwechsel und am Ende strahlt der Spanier. Alcaraz gewinnt 6:3, 6:7, 6:7, 7:5, 6:3.
Die Partie ist ein stetes Auf und Ab. Alcaraz legt stark los, holt sich den Startsatz souverän. Erst danach findet Sinner besser in die Partie, kann das Ganze ausgeglichener gestalten.
Desaströses Tiebreak im 3. Satz
Das Niveau der beiden? Weltklasse. Sie schenken sich nichts. Auch in den Sätzen zwei und drei liegen die Vorteile eigentlich bei Alcaraz. Doch er kann sie nicht nutzen, verliert zweimal im Tiebreak. Den zweiten trotz insgesamt fünf Satzbällen, den dritten mit einer desaströsen Leistung in der Kurzentscheidung. 7:0 geht sie an Sinner.
Alcaraz verschwindet kurz in der Garderobe, versucht, sich zu sammeln. Das gelingt nicht, er gerät sofort mit einem Break in Rücklage. Aber er kämpft sich zurück. Und erzwingt nach einem abgewehrten Matchball den Entscheidungssatz.
«Ist das normal?»
Obwohl die beiden da schon über vier Stunden auf dem Court stehen, lassen sie kein bisschen nach. Und begeistern auch andere Tennisspieler. Sie melden sich reihenweise auf Twitter zu Wort. Stan Wawrinka schreibt: «Wie gut ist dieses Match?» Coco Gauff meint, die Partie sei der Wahnsinn, sie werde nicht schlafen gehen, obwohl sie um sechs Uhr zum Flughafen müsse. Und Ex-Spieler Feliciano Lopez verrät: «Es kann nicht besser werden. Ich habe gerade in meinem Zimmer geschrien, ist das normal?»
Im fünften Satz wiederholt sich die Geschichte. Wieder kassiert Alcaraz zuerst ein Break, wieder zeigt er seine Kämpferqualitäten. Und macht mit vier Games in Folge den Sack zu. Um 2.50 Uhr Lokalzeit verwertet er seinen ersten Matchball. So spät endete in Flushing Meadows noch nie eine Partie.
Traum vom Thron lebt weiter
Der junge Spanier steht erstmals in einem Grand-Slam-Halbfinal. Und wahrt die Chance, historisches zu schaffen. Gewinnt Alcaraz die US Open, besteigt er am Montag mit 19 Jahren, 4 Monaten und 7 Tagen als jüngster Spieler der Geschichte den Tennis-Thron. Schon jetzt ist klar, dass er Ende Saison bei den ATP Finals dabei sein wird. Alcaraz qualifiziert sich erstmals für das Turnier der acht besten Spieler des Jahres.
Zunächst gilt sein Fokus aber der Halbfinal-Hürde Die heisst Frances Tiafoe (24, ATP 26). Tiafoe hat sich in seinem Viertelfinal 7:6, 7:6, 6:4 gegen Andrej Rublew (24, ATP 11) durchgesetzt. Damit steht wieder einmal ein Amerikaner bei den US Open unter den letzten Vier – das gelang letztmals Andy Roddick 2006. (bir)