Darum gehts
- Henry Bernet wird breits mit Roger Federer verglichen, doch eine Trainer-Legende warnt vor Erwartungsdruck
- Mouratoglou mahnt aber zur Geduld bei jungen Talenten
- Bernet gewann Australian-Open-Titel bei den Junioren, wie Federer 1998 in Wimbledon
Henry Bernet (18) ist nicht der erste Schweizer Youngster, der mit Roger Federer (43) verglichen wird. Doch zugegebenermassen sind beim jungen Basler die Parallelen – vom TC Old Boys über die einhändige Rückhand bis zum Vater, der Robert heisst – verblüffend gross. Auch Trainer-Legende Patrick Mouratoglou (54), früherer Coach von Serena Williams (43), Stefanos Tsitsipas (26) und Holger Rune (21), kann die Vergleiche «verstehen», wie er in einem Video auf seinem Instagramprofil erklärt.
Doch der Franzose, der in der Nähe von Nizza eine renommierte Tennis-Akademie betreibt, warnt auch eindringlich vor der frühen Gleichstellung mit dem Maestro. Er führt dabei das Beispiel von Grigor Dimitrov (33) ins Feld. Der hoch veranlagte Bulgare bekam in jungen Jahren den Übernamen «Baby-Federer», weil auch er auf eine einhändige Rückhand setzte und auf dem Platz eine ähnliche Eleganz versprühte. Dimitrov wurde letztlich ein Top-10-Spieler, erlebte aber auch herausfordernde Jahre.
Mouratoglou sagt: «Vom Gefühl her gibt es nichts Besseres, als mit Roger verglichen zu werden. Aber als junger Spieler damit umzugehen, ist enorm schwierig.»
Ganze Profikarriere noch vor sich
Bernets Australian-Open-Titel bei den Junioren sei «grossartig» und ein Meilenstein, den beispielsweise auch Federer (1998 in Wimbledon) erreicht habe, doch das Label «Junioren» stehe letztlich in keinem Vergleich zur Profi-Stufe. Das Problem, das Mouratoglou sieht: Junge Top-Spieler hätten ihre ganze Profikarriere noch vor sich und würden durch den Junioren-Titel und die Vergleiche mit einer «riesigen Erwartungshaltung» von aussen beginnen müssen. Darum warnt er: «Setzt Bernet nicht zu fest unter Druck, wenn ihr wollt, dass dieser junge, sehr gute Spieler ein Top-Athlet wird.»
Die Federer-Vergleiche würden das Selbstvertrauen gleichermassen aufbauen, wie auch wegnehmen. Mouratoglou mahnt deshalb zur Geduld. Seine Message ist klar: Auch ein Weltklasse-Junior wie Bernet wird Zeit brauchen, um sich im Profi-Haifischbecken zurechtzufinden.