Teichmann kämpft sich nach langer Baisse zurück
«Ich war dort, wo ich glaubte, nie wieder hinzumüssen»

Jil Teichmann war die Weltnummer 21 und gewann mit der Schweiz den Billie-Jean-King-Cup, ehe ihre Karriere allmählich in die entgegengesetzte Richtung abdriftete. Jetzt meldet sich die Bielerin zurück. Weil sie sich nicht zu schade war, grosse Umwege zu gehen.
Publiziert: 17.03.2025 um 19:19 Uhr
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Jil Teichmann lacht wieder: Die Bielerin ist zurück in den Top 100 der Weltrangliste.
Foto: Urs Lindt/freshfocus

Darum gehts

  • Jil Teichmann erlebte Absturz und Comeback
  • Sie gewann 125er-Turniere in Ljubljana und Mumbai
  • Die Bielerin fing wieder «bei null» an
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marco PescioReporter Sport

Das Palmarès von Jil Teichmann (27) aus den Jahren 2021 und 2022 kann sich sehen lassen. Die Bielerin mischte die Crème de la Crème des Welttennis auf, stand beim Masters von Cincinnati im Endspiel, stürmte in den Madrid-Halbfinal, in den French-Open-Achtelfinal und zwischenzeitlich auf Position 21 im WTA-Ranking. Das i-Tüpfelchen war schliesslich, als sie im November 2022 mit der Schweizer Equipe unter Captain Heinz Günthardt (66) den Billie-Jean-King-Cup gewann. Teichmann liess das Schweizer Frauen-Tennis nebst Belinda Bencic (28) und Viktorija Golubic (32) so richtig glänzen.

Mittlerweile, bald zweieinhalb Jahre später, ist das erneut so. Das Trio repräsentiert die Schweiz in den Top 100. Doch in der Zwischenzeit ist «viel passiert», wie Teichmann es beschreibt. Bencic wurde Mutter, Golubic kämpfe mit Verletzungen – und Teichmann erlebte, ebenfalls wegen Blessuren und einem Negativstrudel von sich aneinanderreihenden, engen Matches, einen Totalabsturz. Runter bis auf Rang 223. Allein im Jahr 2023 kassierte sie 16 (!) Dreisatz-Niederlagen. Hinzu gesellten sich Probleme im unteren Rücken und Hüftbereich. «Und auch das Selbstvertrauen war irgendwann weg», erinnert sich Teichmann, «also beschloss ich, wieder bei Null anzufangen».

Was das bedeutete? Sie ging dorthin, «wo ich glaubte, nie wieder hinzumüssen». Sie schrieb sich bei kleineren ITF-Turnieren ein, sammelte Matchpraxis und Punkt um Punkt, um sich wieder aufzubauen. Heute gibt sie zu: «Fürs Ego war das ein taffer Moment. Doch ich habe versucht, es als langfristigen Plan anzusehen. Und mittlerweile weiss ich, dass es das Richtige war.»

«Kenne mich jetzt besser denn je»

Inzwischen hat sich die Linkshänderin, die ihre Trainings-Base seit Jahren in Barcelona hat, wieder in Form und Fahrt gespielt. Im Herbst gewann sie das 125er-Turnier in Ljubljana. Und im Januar spielte sie sich beim 250er-Event in Singapur in den Viertelfinal, um gleich noch den 125er-Titel in Mumbai nachzulegen. Rang 96 in der Weltrangliste ist der vorübergehende Lohn.

Teichmann sagt, gerade der Erfolg in Indien habe ihr «enorm gutgetan». Gleichwohl gebe sie sich jetzt vorsichtig: «Ich möchte immer weiter nach oben, aber ohne zu hasten, denn das kommt nicht gut.» Sie habe in den letzten zwei Jahren viel über sich selbst und ihren Körper gelernt: «Ich kenne mich jetzt besser denn je und bin deshalb trotz allem froh, das durchlebt zu haben.»

Teichmann hat gelernt, noch besser auf ihren Instinkt zu hören. Und dieser sagte ihr zuletzt, nach dem Out in der Quali für Indian Wells, die weiteren US-Turniere sausen zu lassen. Stattdessen kehrte sie nach Barcelona zurück, legte einen Sand-Aufbaublock ein und meldete sich für die beiden aufeinanderfolgenden 125er-Bewerbe in Antalya (Tur) an. Der erste davon findet diese Woche statt. Teichmann gehört zu den Turnierfavoritinnen, macht sich aber nicht viel draus: «Die Hauptsache ist, dass ich wieder Freude am Tennis habe. Der Rest ergibt sich.»

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