Vieles deutet darauf hin, dass sich Rafael Nadal (37) dieser Tage endgültig von seinen Heimfans in Spanien verabschiedet. Nach Barcelona, wo er in Runde zwei scheiterte, erklärte er, es sei wohl seine letzte Partie an diesem Ort gewesen. Nun nimmt er in Madrid nur teil, «weil es Madrid ist – und da viele Dinge auf emotionaler Ebene mitmischen». Der 22-fache Grand-Slam-Sieger möchte seinen Landsleuten ein möglicherweise letztes Mal etwas zurückgeben.
Dafür geht er sogar einen Kompromiss ein, was sein körperlicher Zustand anbelangt. Denn wäre da nicht die Liebe zu seiner Heimat, hätte er Madrid sausengelassen. Priorität in seiner (vagen) Agenda geniessen die French Open, bei denen er als 14-facher Sieger Rekordhalter ist, sowie die Olympischen Spiele, die im Juli ebenfalls auf der Anlage von Roland Garros stattfinden.
Paris-Entscheidung erst nach Rom
Allerdings versprüht der Mallorquiner auch hierbei nicht gerade viel Optimismus. «So, wie ich heute dastehe, würde ich nicht in Paris spielen», sagte er vor dem Turnierstart in Madrid. Und diese Haltung änderte sich auch nach seinem 6:1-6:0-Starterfolg über US-Teenie Darwin Blanch (16) nicht, wie er betonte: «Ich war schon immer Realist. Ich habe gegen einen Gegner gespielt, der sehr viele Fehler gemacht hat. Und die Partie dauerte nur eine Stunde.» Er werde den glasklaren Sieg mit Sicherheit nicht überbewerten – schon gar nicht im Hinblick auf die French Open Ende Mai: «Meine Entscheidung treffe ich nach Rom.» Also erst in drei Wochen.
Zum bevorstehenden Duell mit Alex De Minaur (25/ATP 11) am Samstag sagt er, es würde ihn «überraschen», wenn er die Runde überstünde. Schon in Barcelona war er dem Australier in zwei Sätzen unterlegen (5:7, 1:6). Er sehe die Partie vielmehr als weiteren «Test» dafür, was sein Körper aktuell zulasse.
Er würde gerne für seinen Sohn noch länger spielen
Für die French Open werde er «kämpfen» und «tun, was ich tun muss», um an den Start gehen zu können. Sollte es allerdings nicht klappen, würde er dies auch akzeptieren: «Wenn ich es nicht schaffe, dann ist es so. Ich werde nicht in Paris spielen, ohne genau zu wissen, dass ich gut mithalten kann.»
Danach hätte er immerhin noch eine Chance bei Olympia. Doch seine jüngsten Aussagen lassen befürchten, dass auch das ein Kampf werden könnte. Denn Nadal scheint zu ahnen, dass das Ende der Karriere sehr nahe ist. Angesprochen darauf, dass sein Sohn Rafa Junior (eineinhalbjährig) in Madrid erstmals in der Box sass, sagt er: «Ich würde so gerne noch ein wenig länger spielen und ihm eine Erinnerung an mein Tennisspiel mitgeben. Das wäre ideal für mich und meine Frau und meine Familie. Aber ich werde wahrscheinlich nicht in der Lage sein, das möglich zu machen.»