Er kann es nicht lassen. Auch beim Masters in Madrid legt sich Holger Rune (20) mit dem Publikum an, ausgerechnet bei einem Spiel gegen einen Lokalmatadoren.
Im Achtelfinal-Krimi gegen Alejandro Davidovich Fokina (23), der erst um kurz nach 1 Uhr in der Nacht auf Montag ein Ende fand, schlägt der Däne im ersten Satz zum 4:3 auf, gewinnt den Punkt dank eines Return-Fehlers des Spaniers. Dieser will die Challenge, behauptet, der Abdruck, den er sehe, sei im Aus. Die Challenge zeigt: Der Ball war drin.
Während Fokina heftig mit dem Stuhlschiedsrichter Carlos Bernardes und dem Supervisor diskutiert und gar das elektronische System anzweifelt, wechselt Rune ordnungsgemäss die Seite. Dann passierts: Er begutachtet den Ballabdruck und wischt ihn anschliessend weg – provokativ, wie die spanischen Zuschauer finden.
Schiri gibt väterlichen Rat
Es folgt das erste von etlichen Pfeifkonzerten. Und wenn man Rune kennt, weiss man, wie der darauf reagiert. Er lächelt die Anfeindungen weg und provoziert in der Folge bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Der brasilianische Schiedsrichter Bernardes unterbindet dies aber sofort.
Väterlich rät er dem Jungspund, sich nicht auf die Provokationen einzulassen. «Es gibt Zuschauer, die kannst du nicht kontrollieren, wenn du solche Dinge machst. Es wird noch schlimmer, wenn du so weitermachst.» Rune scheint den Rat nicht beherzigen zu wollen, will sich immer wieder rechtfertigen. Abschliessend meint Bernardes: «Wenn du einfach Tennis spielst, werden sie nichts mehr machen. Ich möchte dir einfach helfen, da durchzukommen. Ich habe Erfahrung.»
«Nächstes Mal mache ich ein Schläfchen»
Am Tag danach meldet sich die Weltnummer 7 auf Twitter zu Wort: «Es wurde viel über das schlechte Verhalten der spanischen Fans gesprochen. Das Publikum hat nicht verstanden, was los war.» Er erklärt, dass Fokina wollte, dass das elektronische Liniensystem vom Schiri überstimmt werde, was nicht möglich ist.
«Es hat ewig gedauert, um das meinem Gegner zu erklären. Und es kümmerte die beiden nicht, das auch den Zuschauern mitzuteilen», fährt Rune fort. Er scherzt: «Nächstes Mal werde ich einfach ein Schläfchen machen, während sie diskutieren.
Nach etwas mehr als drei Stunden musste sich Rune schliesslich geschlagen geben. Nachtragend scheint er aber nicht zu sein: «Ich habe nichts gegen die Spanier und freue mich, nächstes Jahr nach Madrid zurückzukehren.» (che)