Holger Rune gegen Jannik Sinner und Alexander Zverev gegen Daniil Medwedew – beim ATP-Turnier von Monte-Carlo kamen Fans der Tennis-Bad-Boys mal wieder voll auf ihre Kosten. Die Tradition der Aussetzer auf und neben dem Platz reicht weit zurück, wie diese Liste der grössten Bad Boys beweist.
John McEnroe
Er war vielleicht nicht der schlimmste, dafür der bekannteste Bad Boy. Sein Ausruf «You cannot be serious» 1981 in Wimbledon ist übers Tennis hinaus legendär geworden. Auch sonst liess «Big Mac» die Referees seine Meinung wissen. «Wenn ich so schlecht spielen würde, wie du schiedsrichterst, wäre ich die Nummer 5000 der Welt», sagte McEnroe einmal. Seinem Erfolg haben die meist verbalen Ausraster nicht geschadet. Nach seiner Karriere mit sieben Grand-Slam-Titeln startete der eloquente Amerikaner als TV-Experte durch.
Nick Kyrgios
Der Australier ist so etwas wie der McEnroe der heutigen Zeit. Kyrgios legt sich mit allen an: Schiedsrichter, Fans, Gegner. «Kokkinakis hat deine Freundin flachgelegt, sorry, dir das sagen zu müssen, mein Freund», sagte er 2015 in Montreal zu Stan Wawrinka. Kyrgios lässt wahlweise auch gerne Rackets, Wasserflaschen oder einen Klappstuhl über den Court fliegen. «Ich bin halt nicht der professionellste Spieler», sagte er nach dem Wimbledon-Out 2019 gegen Rafael Nadal. Am Abend zuvor wurde er noch in einem Pub gesichtet.
Ilie Nastase
Der Rumäne war nicht nur die erste Nummer 1 der Weltrangliste, er war auch einer der ersten Bad Boys. Besonders heiss wurde Nastase, wenn er auf Hans-Jürgen Pohmann traf. 1976 an den US Open beschimpfte er den unterlegenen Deutschen als «Adolf» und schrie ihm später «F*** you, Hitler, f*** you» hinterher. Auch abseits des Courts war «Mr. Nasty» kein Kind von Traurigkeit. «Sex war damals wie eine Dusche. Man nahm eine, es fühlte sich gut an, und danach vergass man es», wird er in seiner Biografie zitiert. Die Anzahl seiner angeblichen Sex-Partnerinnern – 2500 – entspricht aber nicht ganz der Wahrheit.
Jimmy Connors
Als er 1991 als 39-Jähriger in den Halbfinal der US Open vorstiess, war Connors der Liebling der Massen. Zuvor elektrisierte seine Rivalität mit Landsmann McEnroe die amerikanischen Tennis-Fans. Connors sorgte nicht nur mit Ausrastern und Diskussionen, sondern auch mit Frauen-Geschichten für Schlagzeilen: Die Traumhochzeit mit Chris Evert wurde 1974 abgeblasen. Stattdessen heiratete er 1979 Ex-Playmate Patti McGuire. Seine 109 Turniersiege sind noch immer Rekord.
Marat Safin
1055 Rackets hat der Russe gemäss ATP-Statistik in seiner 12-jährigen Karriere zerstört. Dass Safin in dieser Zeit «nur» zwei Grand Slams (US Open 2000, Australian Open 2005) gewinnen konnte, ist auch seinen Eskapaden geschuldet. 2002 verlor der favorisierte Safin den Melbourne-Final gegen Thomas Johansson. Er soll in der Nacht zuvor seinen Geburtstag etwas gar heftig gefeiert haben. Drei seiner Party-Begleiterinnen sassen während des Finals in seiner Box. «Ich bin ein Typ, der in keine Schablone passt. Und Tennis konnte nie mein ganzes Leben sein.» Treffender als Safin selbst könnte man ihn nicht beschreiben.
Marcelo Rios
Der Chilene war lange die einzige Weltnummer 1 ohne Grand-Slam-Titel. Gefürchtet wurde er Ende der 90er-Jahre ebenso für seine schnellen Beine wie für seine schlechten Manieren. «Beweg deinen fetten Hintern», soll er 1997 in Wimbledon zu Monica Seles gesagt haben, um nicht am Spieler-Buffet warten zu müssen. Wegen solcher Episoden betitelte ihn die amerikanische «Sports Illustrated» als «meistgehassten Mann im Tennis». Auch nach seiner Karriere lästerte Rios munter weiter. «Die ATP ist der grösste Mist, den es gibt», sagte er 2020. Die Spielervereinigung soll gemäss Rios positive Dopingtests von Andre Agassi vertuscht haben.
Holger Rune
Dass der 19-jährige Däne von der italienischen «Gazzetta dello Sport» in der Liste der grössten Tennis-Rüpel schon an erster Stelle zu finden ist, dürfte am Monaco-Halbfinal von letzter Woche liegen. Gegen Italo-Star Jannik Sinner legte sich Rune mit Gegner sowie Fans an und pusht sich so ins Endspiel. Auch Stan Wawrinka machte schon seine Erfahrungen mit Rune. «Hör auf, dich wie ein Baby zu benehmen», riet ihm der Schweizer. Rune konterte dieses Jahr beim Handshake in Indian Wells: «Diesmal hast du mir nichts zu sagen?» Er selbst findet sein Benehmen unproblematisch: «Roger Federer war als Jugendlicher 40 Mal schlimmer als ich.»
Daniil Medwedew
«Daniil ist einer der unsportlichsten Spieler, die ich kenne», sagte Alexander Zverev in Monte-Carlo über Medwedew. Der Russe hatte zuvor mit allerlei Mätzchen den Deutschen aus dem Konzept gebracht und den Achtelfinal noch zu seinen Gunsten gedreht. Sein Image als böser Bube verdiente sich Medwedew aber schon in jungen Jahren, etwa mit einem Mittelfinger in Richtung Fans an den US Open. «Einige Spieler verstehen nicht, warum ich so bin. Ich mache ja manchmal schlechte Dinge auf dem Platz, aber sie können nicht zwischen dem Tennis-Leben und dem normalen Leben unterscheiden», sagte Medwedew zu Eurosport.