Daria Kasatkina (25, WTA 8) erlebt durchwachsene erste Monate der Tennis-Saison. Mitte Januar erreicht sie in Adelaide (Aus) den Final – und verliert 0:6, 2:6 gegen Belinda Bencic (26, WTA 11). Danach gewinnt sie an sechs Turnieren in Folge nie zwei Spiele in Serie.
Erst mit der Sandsaison nimmt die Russin wieder Fahrt auf, erreicht Anfang April den Charleston-Halbfinal. Wohl auch, weil sie Hilfe sucht. Wie sie im Rahmen des Masters in Madrid (Sp) verrät, arbeitet sie mit einem Psychologen. «Es ist hart, denn wir sind wie ein Hamster im Rad, es ist nonstop, wir haben nicht viele Pausen», meint sie zum Leben auf der Tour. «Es ist immer das Gleiche, jedes Jahr ist es mehr oder weniger die gleiche Geschichte, jede Woche.» Zu Beginn der Karriere sei das aufregend, mit der Zeit werde man davon müde.
«Wir haben uns zugewinkt»
Seit über einem Jahr wird Kasatkina nicht nur damit konfrontiert, sondern auch mit dem Krieg, den ihr Heimatland gegen die Ukraine führt. Zuletzt passiert ihr das am Wochenende. In der dritten Runde von Madrid gewinnt sie 6:4, 6:2 gegen Lesia Tsurenko (33, WTA 77). Als die beiden nach dem Matchball nach vorne ans Netz gehen, würdigt die Ukrainerin sie keines Blickes.
Für Kasatkina kein Grund, sauer auf sie zu sein. «Trauriger ist, dass wir uns immer noch in einem Krieg befinden», sagt die Russin. «Und die Ukrainer haben Grund dazu, uns nicht die Hand zu geben.» Und ganz ignoriert wurde sie offenbar doch nicht. «Wir haben uns zugewinkt», verrät sie. «Darüber war ich glücklich.»
Als lesbisch geoutet
Mutige Worte einer Russin. Es ist nicht das erste Mal, dass sie sich gegen ihre Heimat auflehnt. Letzten Sommer outete sich Kasatkina als lesbisch und kritisierte, dass es in Russland einige «verbotene Themen» gebe. «Für junge Menschen, die mit Problemen in der Öffentlichkeit konfrontiert werden, ist es sehr wichtig, wenn Sportler oder andere bekannte Persönlichkeiten darüber reden.»
Umso wichtiger, dass sie sich traut, das zu tun. Das Turnier von Madrid indes endet in den Achtelfinals. Sie unterliegt Landsfrau Veronika Kudermetowa (26, WTA 13) in drei Sätzen.