Die Bosse von Wimbledon greift durch. Das dritte Grand-Slam-Turnier des Jahres (ab 27. Juni) schliesst alle russischen und belarussischen Athletinnen und Athleten aus. Auch unter neutraler Flagge dürfen sie nicht antreten. Ein Entscheid, der hohe Wellen schlägt. Nicht nur die Betroffenen äussern ihren Unmut. Rafael Nadal findet das Ganze «sehr unfair». Und Novak Djokovic sagt: «Ich bin gegen die Entscheidung der Organisatoren von Wimbledon. Ich halte das für verrückt.»
Offenbar brodelt es hinter den Kulissen immer mehr. Wie die «Daily Mail» berichtet, wächst der Widerstand. Laut gut unterrichteten Quellen sollen die Spielervertreter auf eine harte Linie gegen den Entscheid pochen. Denn er verstösst gegen den Grundsatz der ATP, dass Spieler nicht aufgrund von Verfehlungen ihrer Regierung von Wettbewerben ausgeschlossen werden dürfen. In den letzten Wochen haben mehrere Treffen diesbezüglich stattgefunden.
Keine Weltranglistenpunkte in London?
Im Raum steht der Ausschluss Wimbledons aus dem Punktesystem. Heisst: Die Teilnehmenden würden keine Weltranglistenpunkte bekommen. Das würde das prestigeträchtige Major-Turnier zu einer hochdotierten «Plausch-Veranstaltung» degradieren. Gut möglich, dass in diesem Fall die grossen Stars auf eine Teilnahme verzichten und lieber an kleineren, zeitgleich stattfindenden Turnieren aufschlagen. Denn dort gäbe es immerhin Punkte zu holen. Und der Russen-Zoff würde eskalieren.
Wieso ist es überhaupt möglich, dass Wimbledon die Punktevergabe entzogen werden könnte? Ganz einfach: Das Turnier findet unabhängig von der ATP-Tour statt, wendet aber ihr Punktesystem an. An diesem hält die Tour die Rechte. Wenn in Wimbledon nicht nach ihren Regeln gespielt wird, könnte sie das Turnier so sanktionieren.
Nun liegt es an der ATP eine Lösung für den Russen-Zoff zu finden. Offenbar ist man bestrebt, mit der Frauen-Tour WTA gemeinsam eine Lösung zu finden. Immerhin ist jetzt schon klar, dass die betroffenen Spieler ein geschütztes Ranking erhalten werden. (bir)