Auch im Alter von 39 Jahren und selbst, wenn man Roger Federer heisst, kann man noch eine Premiere erleben. In dieser Woche wird er seinen ersten Auftritt bei einem ATP-Turnier auf der anderen Seite der Saane haben. Die Geneva Open haben sich die Tatsache zunutze gemacht, dass die French Open im Kalender nach hinten verschoben wurden, um Roger Federer nach Genf zu locken. «Der Traum» der Organisatoren geht in Erfüllung.
Zwei Jahre Romandie prägten Federer
Obwohl das Ufer des Genfersees nicht die Heimat des Baselbieters ist, werden dort viele Erinnerungen wach. Von 1995 bis 1997 wohnte Federer im Nationalen Tenniszentrum in Ecu-blens VD. Dies war für den jungen Tennisspieler eine besonders schwierige Zeit, weit weg von seiner Familie. «In den ersten neun Monaten hatte ich extremes Heimweh. Ich konnte die Sprache nicht sprechen, ich hatte es wirklich schwer, und meine Ergebnisse stürzten ab», erzählt Roger in der Dokumentation «Becoming Roger Federer».
Doch diese zwei Jahre in der Romandie sollten Federers Charakter prägen. «Es war die Zeit, die den grössten Einfluss auf mein Leben hatte», gesteht er. Er erlernte auch eine neue Sprache, ein nahezu perfektes Französisch, das seine Popularität in der französischsprachigen Schweiz und in Frankreich steigerte.
«An jeder Pressekonferenz antwortet er erst auf Englisch, dann auf Deutsch, Schweizerdeutsch und Französisch. Dass er sich diese Mühe macht, ist sehr zu schätzen», sagt Pierre Salinas, ein Journalist, der Federers Karriere für die Tageszeitung «La Liberté» genau verfolgt.
Wawrinka im Schatten des «Maestros»
Marc Rosset sieht bei Federer einen weiteren Westschweizer Einschlag: seinen Sinn für Humor. «Er kommt aus der deutschsprachigen Schweiz, also muss er seinen Humor hier gelernt haben», sagt er in «L’Illustré». Da Rosset kurz nach Federers Ankunft auf der Tennis-Tour zurücktrat, bekam der Genfer nie den langen Schatten des «Maestro» zu spüren.
Ganz anders Stan Wawrinka. Der dreifache Grand-Slam-Sieger hätte allen Grund, wegen Federer frustriert zu sein: Er hätte selber Kultstatus erreicht, wäre er nicht Zeitgenosse einer lebenden Legende und eines Fanlieblings in allen Sprachregionen.
Mehr zu den Geneva Open
Die vielen Schweizer Duelle auf höchstem Niveau, die sich durch Wawrinkas Aufstieg ergeben hatten, brachten die Tennisfans in der Westschweiz in eine komplizierte Situation. Ist es wirklich möglich, einen deutschsprachigen Spieler dem Einheimischen aus Saint-Barthélémy VD vorzuziehen? Ja, ist es. An die Heldentaten Federers gewohnt, unterstützen auch die meisten Welschen ihn statt Wawrinka. Schon fast eine Majestätsbeleidigung gegenüber einem Romand.
«Federer ist immer noch Federer»
«Trotz Wawrinkas grossem Herzen und seinem Talent – Federer ist immer noch Federer. Er hat diesen Legendenstatus, seine Rekorde. Das kann man nicht wirklich vergleichen», erklärt Pierre Salinas. Mittlerweile hat Wawrinka akzeptiert, dass er in der Westschweiz, in seiner Heimat, des Rampenlichts beraubt wurde. Zwei Jahrzehnte Freundschaft, ein gemeinsamer Davis-Cup-Sieg und eine goldene Olympiamedaille an Federers Seite haben es ihm einfacher gemacht, sich diesem Schicksal zu fügen.
Ja, die Romands mögen Roger Federer. Und die Genfer im Speziellen. Die Stadt ist für ihn bei weitem kein Neuland. 2019 brachte er den Laver Cup an den Zipfel des Genfersees. «Ich fände es schön, wenn in fünfzig Jahren alle grossen Spieler durch Genf gegangen wären», erklärte er bei der Gründung des Wettbewerbs.
Doch während der Laver Cup eher ein Show-Turnier ist, gilt es für «RF» diese Woche in Genf erstmals ernst – womöglich auch gleich zum letzten Mal. Roger hat am Dienstag seinen ersten Auftritt, wetterbedingt bereits um 15.30 Uhr, nicht wie geplant um 18 Uhr.
Der Genfer Fussball-Nationalspieler Kevin Mbabu (26) ist hin und weg, wenn es um Federer geht: «Er ist einer der grössten Sportler aller Zeiten! Sicher der grösste Tennisspieler. Ich denke, er geniesst überall auf der Welt Respekt für das, was er erreicht hat.» Der Wolfsburg-Verteidiger erinnert sich genau, was ihm sein Trainer bei den Reserven von Newcastle United einst gesagt hatte, Peter Beardsley, als 59-facher Nationalspieler immerhin eine Legende des englischen Fussballs: «Er besorgte sich Tickets für Wimbledon und ging immer nur die Spiele von Federer anschauen. Er ist der grösste Federer-Fan, den ich je kennengelernt habe!» Mbabu selber habe ihn auch immer bewundert, weil er ein Beispiel sei in jeder Hinsicht. «Und die Freunde, die ihn kennengelernt haben, beschrieben ihn als extrem sympathisch und auf dem Boden geblieben. Einer, der sich Zeit nimmt für Fotos und nie gestresst wirkt. Dabei kennt ihn jeder auf diesem Planeten...»
Hockeyspieler Julien Sprunger (35) kommt sofort ins Schwärmen, wenn der Name Roger Federer fällt: «Aussergewöhnlich, sensationell und ein Vorbild schlechthin.» Er stehe trotz den Erfolgen von Stan Wawrinka an erster Stelle in der Romandie, glaubt der Captain von Fribourg-Gottéron. «Wenn wir mit der Mannschaft unterwegs zu einem Spiel waren und Roger im Einsatz war, lief immer sein Spiel am TV. Da liess ich sogar die Siesta fallen, die ich sonst immer brauchte.» Sprunger hat Federer einmal live auf dem Court gesehen. «In Fribourg beim Daviscup. Die klare Niederlage tat meiner Freude keinen Abbruch. «Ich würde bis ans Ende der Welt fliegen, um Roger persönlich zu treffen.» Dabei hätte Sprunger es vor acht Jahren fast geschafft. Beim Final in Bern war Federer dabei und ging danach zum SCB in die Kabine. «Hätten wir gewonnen, wäre er sicher zu uns gekommen.»
Für Fussballerin Gaëlle Thalmann (35) gibt es beim Thema Federer keine Grenzen innerhalb des Landes. «Er ist in der ganzen Schweiz Kult. Er wird in der Romandie überhaupt nicht als Vertreter nur der Deutschschweiz wahrgenommen. Er ist fürs ganze Land der absolute King und der perfekte Botschafter», sagt die Torhüterin der Frauen-Nati, die aus Bulle FR stammt und in Genf für Servette spielt. Thalmann spielte selber bis zum Alter von 17 Jahren ambitioniert Tennis und hat Federers Aufstieg von Anfang an mitverfolgt. «Ich schaue sehr gerne Tennis, auch die Spiele von Wawrinka. Sie sind beide sehr gute Spieler. Es ist natürlich manchmal hart für Stan, dass er gleichzeitig wie Roger aktiv ist», sagt Thalmann, die den Maestro einmal beim «Match of Africa» in Zürich live erlebt hat. «Sein Können war sehr beeindruckend. Ich hoffe, dass er noch lange Spass am Tennis hat und weiterspielt!»
Ex-Formel-1-Pilot Sébastien Buemi (32) hat grossen Respekt für die Karriere von Stan Wawrinka, aber der Rennfahrer aus Aigle VD sagt auch: «Stan ist in der Romandie ein grosser Sportler. Aber Federer ist quasi der Gott des Sports! Es ist eigentlich schade für Wawrinka, dass er fast etwas untergeht.» Buemi versichert, dass er bei Federers Popularität innerhalb der Schweiz keine Unterschiede feststellt. Für den Formel-E- und Langstrecken-Weltmeister geht die Bedeutung des Tennis-Superstars weit über den Court hinaus. Buemi: «Er hat einen gewaltigen Einfluss. Federer ist Vorbild für andere Sportler, er ist ein Idol für Kinder, er bringt Sponsoren dazu, im Sport zu investieren und TV-Sender, Sport zu zeigen. Deshalb hoffe ich, dass er noch lange nicht abtritt.» Für den Rücktritt wünscht sich Buemi denn auch, dass die Sonderrolle von Federer berücksichtigt wird. «Ich hoffe, dass er dann sogar von der Politik in irgendeiner Form gewürdigt wird. Sowas gab es ja noch nie. Aber er hätte es verdient.»
Bruno Hayoz, Alain Kunz, Matthias Dubach
Der Genfer Fussball-Nationalspieler Kevin Mbabu (26) ist hin und weg, wenn es um Federer geht: «Er ist einer der grössten Sportler aller Zeiten! Sicher der grösste Tennisspieler. Ich denke, er geniesst überall auf der Welt Respekt für das, was er erreicht hat.» Der Wolfsburg-Verteidiger erinnert sich genau, was ihm sein Trainer bei den Reserven von Newcastle United einst gesagt hatte, Peter Beardsley, als 59-facher Nationalspieler immerhin eine Legende des englischen Fussballs: «Er besorgte sich Tickets für Wimbledon und ging immer nur die Spiele von Federer anschauen. Er ist der grösste Federer-Fan, den ich je kennengelernt habe!» Mbabu selber habe ihn auch immer bewundert, weil er ein Beispiel sei in jeder Hinsicht. «Und die Freunde, die ihn kennengelernt haben, beschrieben ihn als extrem sympathisch und auf dem Boden geblieben. Einer, der sich Zeit nimmt für Fotos und nie gestresst wirkt. Dabei kennt ihn jeder auf diesem Planeten...»
Hockeyspieler Julien Sprunger (35) kommt sofort ins Schwärmen, wenn der Name Roger Federer fällt: «Aussergewöhnlich, sensationell und ein Vorbild schlechthin.» Er stehe trotz den Erfolgen von Stan Wawrinka an erster Stelle in der Romandie, glaubt der Captain von Fribourg-Gottéron. «Wenn wir mit der Mannschaft unterwegs zu einem Spiel waren und Roger im Einsatz war, lief immer sein Spiel am TV. Da liess ich sogar die Siesta fallen, die ich sonst immer brauchte.» Sprunger hat Federer einmal live auf dem Court gesehen. «In Fribourg beim Daviscup. Die klare Niederlage tat meiner Freude keinen Abbruch. «Ich würde bis ans Ende der Welt fliegen, um Roger persönlich zu treffen.» Dabei hätte Sprunger es vor acht Jahren fast geschafft. Beim Final in Bern war Federer dabei und ging danach zum SCB in die Kabine. «Hätten wir gewonnen, wäre er sicher zu uns gekommen.»
Für Fussballerin Gaëlle Thalmann (35) gibt es beim Thema Federer keine Grenzen innerhalb des Landes. «Er ist in der ganzen Schweiz Kult. Er wird in der Romandie überhaupt nicht als Vertreter nur der Deutschschweiz wahrgenommen. Er ist fürs ganze Land der absolute King und der perfekte Botschafter», sagt die Torhüterin der Frauen-Nati, die aus Bulle FR stammt und in Genf für Servette spielt. Thalmann spielte selber bis zum Alter von 17 Jahren ambitioniert Tennis und hat Federers Aufstieg von Anfang an mitverfolgt. «Ich schaue sehr gerne Tennis, auch die Spiele von Wawrinka. Sie sind beide sehr gute Spieler. Es ist natürlich manchmal hart für Stan, dass er gleichzeitig wie Roger aktiv ist», sagt Thalmann, die den Maestro einmal beim «Match of Africa» in Zürich live erlebt hat. «Sein Können war sehr beeindruckend. Ich hoffe, dass er noch lange Spass am Tennis hat und weiterspielt!»
Ex-Formel-1-Pilot Sébastien Buemi (32) hat grossen Respekt für die Karriere von Stan Wawrinka, aber der Rennfahrer aus Aigle VD sagt auch: «Stan ist in der Romandie ein grosser Sportler. Aber Federer ist quasi der Gott des Sports! Es ist eigentlich schade für Wawrinka, dass er fast etwas untergeht.» Buemi versichert, dass er bei Federers Popularität innerhalb der Schweiz keine Unterschiede feststellt. Für den Formel-E- und Langstrecken-Weltmeister geht die Bedeutung des Tennis-Superstars weit über den Court hinaus. Buemi: «Er hat einen gewaltigen Einfluss. Federer ist Vorbild für andere Sportler, er ist ein Idol für Kinder, er bringt Sponsoren dazu, im Sport zu investieren und TV-Sender, Sport zu zeigen. Deshalb hoffe ich, dass er noch lange nicht abtritt.» Für den Rücktritt wünscht sich Buemi denn auch, dass die Sonderrolle von Federer berücksichtigt wird. «Ich hoffe, dass er dann sogar von der Politik in irgendeiner Form gewürdigt wird. Sowas gab es ja noch nie. Aber er hätte es verdient.»
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