... seinen Fitness-Stand:
«Ich hatte keine körperlichen Rückschläge und fühle mich deshalb eine Runde weiter als in Doha. Dort stand ich ganz am Anfang einer Bergtour und wusste nicht, wie hoch ich komme, wieviel Ausdauer und Spritzigkeit ich habe. Das Tennis war da, aber es fehlte sonst noch überall – an Kraft, an Ausdauer, an Agilität. Für eine Stunde Match pro Tag hat es gereicht, für eineinhalb Stunden vielleicht und mit zwei Stunden wurde es prekär. Darum entschied ich mich dagegen, in Dubai zuspielen. Auch da wäre ich nach zwei Matches komplett kaputt gewesen, ich wusste, es würde dort gleich enden. Ein Turnier mehr hätte keinen grossen Unterschied gemacht. Ich nahm eine gute Pause und begann dann wieder viel und hart zu trainieren. Wichtig war, wie der Körper auf Sand reagiert. Mein Stand: Ich bin parat und zumindest im Training läuft es recht gut. Gleichzeitig fühlt es sich nach der erneuten Turnierpasue wieder an, als hätte ich Doha gar nicht gespielt.»
... das Level von Nadal, Djokovic und anderen:
«Es ist nicht mein Ziel, hier in Genf schon zu versuchen, wie Rafa oder Novak zu spielen. Sie sind offensichtlich gut drauf. Ich sah nicht so viel, aber wenn ich zugeschaut habe, war ich beeindruckt – auch die Generation von Tsitsipas, Zverev, Rublew und Medwedew ist erfahrener und besser. Vor Doha war ich sicher, ich könne noch nicht mithalten. Dann überraschte ich mich aber selbst, indem ich Evans schlug. Von meinem Comeback auf Sand konzentriere ich jetzt mehr mich selbst und auf den Belag als auf meine Gegner. Ich will das Level der anderen auch wieder erreichen, aber dafür brauche ich jetzt mal sicher zehn Spiele, um viele Fragen zu beantworten und das Vertrauen zu steigern. Im ersten Match morgen werde ich schon ein wenig mehr wissen. Wenn du aus einer Verletzung kommst, bist du auf einem anderen Level. Um ganz oben zu sein, musst du 50 bis 100 Matches spielen, und das ist schwieriger, je älter du wirst.»
... über den Wechsel von Sand auf Rasen:
«Ich war froh, dass mein Knie den Wechsel von Hartplatz auf Sand gut mitgemacht hat, das gleiche erwarte ich von Sand auf Rasen. Ich hatte in meiner ganzen Karriere keine Probleme mit den Belagwechseln, wir Tennisspieler sind das gewöhnt. Gibt es dennoch Probleme, ist es wichtig, herauszufinden, ob sie durch die einjährige Pause, durch das verletzte Knie oder vielleicht sogar durchs Alter entstehen. Wir haben im Team viel überlegt und diskutiert, ob es die richtige Wahl ist, vor meinem grossen Ziel Wimbledon nun die Sandsaison zu spielen. Aber die Verschiebung nach hinten von Roland Garros hat mir eigentlich gar keine grosse Wahl gelassen. Dafür hat sie mir ermöglicht, in Genf zu spielen – insofern gibt es Vor- und Nachteile. Ich bin überzeugt, dass das Spiel auf Sand, wo du viele Bälle schlägst und richtig powern musst, für die Rasensaison von Vorteil ist.»
...seinen Heimauftritt in Genf:
«Ich freue mich riesig, nach vielen Jahren in Gstaad und Basel nun zum ersten Mal in Genf zu spielen. Mit dem Davis Cup und Laver Cup hatte ich schon viele, äusserst schöne Wochen und Erlebnisse hier gehabt. Schon als Bub kam ich nach Genf, um den Davis Cup der Schweiz gegen Deutschland zu sehen. Endlich kann ich das Turnier spielen, wo andere Schweizer wie Marc Rosset und Stan Wawrinka schon Geschichte geschrieben haben – das ist lässig. Ich kenne den Club lustigerweise gar nicht, ausser von einem Sponsoren-Event im Rahmen des Laver Cups vor ein paar Jahren. Ich spielte auch nie Interclub hier. Dafür kenne ich die Turnierchefs Rainer Schüttler und Thierry Grin gut. Und natürlich Marc – es wird bestimmt eine schöne Woche für mich. Schade einfach, dass nur 100 Zuschauer kommen dürfen. Ich hoffe, sie werden in heimeliger Atmosphäre für etwas Hype sorgen. Damit ich meine Stärke an Heimturnieren auch hier ausspielen kann.»
... das kühle, feuchte Wetter:
«Die Prognosen sind zum Glück wieder besser. Wünschenswert wäre, wenn ich nach dem ersten Match einen Tag frei hätte – später wird auch das Wetter wärmer, am Donnerstag sollen es 18, 19 Grad werden. Wie gestern, als ich bei 8 Grad im Nieselregen mit Marin Cilic trainiert habe, war es wirklich nicht lustig. Da kann man gar nicht richtig Tennis spielen, die Bälle sind so hart, der Boden so schmierig. Allerdings habe ich in den letzten Wochen öfters bei solchen Bedingungen in der Schweiz trainiert. Mein Rücken hat das gut mitgemacht, aber der Schock eines Matches, wo der Stress höher ist, fährt immer mehr ein. Fazit: Entweder du bist fit und parat, oder eben nicht – die Temperaturen sind egal.»
... seine Wunschbilanz für die zwei nächsten Monate:
«Meine Ziele sind auf Sand überschaubar, ich wäre froh, ein paar Matches in Genf und ein paar in Paris zu gewinnen. Nach Paris kann ich dann mehr über meine Erwartungen auf Rasen sagen, aber die werden sicher grösser und mir auch viel wichtiger sein. Es ist komisch zu sagen, die French Open dienen zur Vorbereitung. Gerne würde ich sagen, Paris sei das ultimative Ziel. Aber bin ich wohl noch nicht ready – es wäre vermessen zu sagen, dort sei alles möglich. Generell bin ich aber auf grossen Plätzen schwer zu schlagen. Es geht ja nicht nur ums Spielniveau, sondern auch ums Mentale oder das Gespür für den Ball. Und ich trainiere jetzt schon seit Wochen mit Roland-Garros-Bällen. Sollte ich in Paris weiter als erwartet kommen, wäre die kurze Zeit bis Wimbledon ein schönes Problem. Nichts ist für die Vorbereitung besser als positive Erlebnisse.
... die Trennung von Zverev und seiner Agentur Team 8:
«Das sind Entscheidungen, die mein Manager Tony Godsick trifft, da möchte ich nicht involviert sein. Zverev ist ein toller Kerl, die Vorwürfe seiner Ex-Freundinnen sind jetzt Vergangenheit und es ist jetzt wichtig für ihn, sich in seinem Team wohl zu fühlen und sich ums Tennis zu kümmern. Ich hörte, Sascha wollte einen frischen Start. Und die Agentur vielleicht auch, aber die sollte sich nicht in das Privatleben ihrer Kunden einmischen. Ich möchte das eigentlich nicht gerne kommentieren, dabei fühle ich mich nicht wohl.»