Seit über 240 Tagen hat Rafael Nadal (37) keinen Ernstkampf mehr bestritten. Sein letzter Auftritt: 2. Runde an den Australian Open, als er gegen MacKenzie McDonald (28, ATP 39) in drei Sätzen verlor. Danach legte der Spanier eine mehrmonatige Pause ein, ehe er Mitte Mai das vorzeitige Saisonende verkündete.
Zu schaffen machte dem 22-fachen Grand-Slam-Champion eine Verletzung am Hüftbeuger und am Psoas-Muskel im Lendenbereich. Zum Zeitpunkt der Verkündung seines Saisonendes wusste Nadal noch nicht, dass er sich operieren lassen muss. «Man hat mir gesagt, dass ich mich nicht erholen werde, wenn ich nicht operiere», offenbart der Tennis-Star im Interview mit Movistar. Am 2. Juni – ein Tag vor seinem 37. Geburtstag – fand der Eingriff schliesslich statt.
Auf Distanz zum Tennis
Die ersten Wochen danach seien von starken Schmerzen geprägt gewesen. Mit der Zeit hätten diese aber nachgelassen. «Ich lebe nicht komplett ohne, aber mit kontrollierten Schmerzen», erklärt Nadal, der mittlerweile auf Platz 237 des ATP-Rankings zurückgefallen ist. Neben seiner Hüfte bereite ihm auch sein Fuss nach wie vor Probleme. «Es gibt Tage, an denen ich fast nicht die Treppe hinuntergehen kann.»
Was ihm bei der Rehabilitation sehr geholfen hat, ist, Abstand vom Tennis zu gewinnen. «Ich musste mich von allem loslösen. Ich habe sehr wenig Tennis geschaut.» Den Final von Wimbledon und den der US Open habe er geschaut, wenn auch nicht komplett.
Heimweh nach den grössten Tenniscourts dieser Welt habe er nicht gehabt. «Ich dachte nicht, dass ich jetzt dort oder dort sein müsste. Ich habe etwa die US Open gesehen und habe mich dabei nicht unwohl gefühlt.» Schon in den vergangenen Jahren musste er lernen, zu akzeptieren, dass er nicht mehr überall sein kann, wo er gerade möchte. Stattdessen geniesse er es, mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können.
Nächstes Jahr will die Ex-Weltnummer 1 aber trotzdem auf die Tour zurückkehren. Sein Ziel: «Ich will wieder spielen und wettbewerbsfähig sein.» Er witzelt: «Vielleicht gewinne ich noch drei Grand-Slam-Turniere.» Ernsthafte Hoffnungen, ein weiteres Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, macht er sich aber nicht. «Ich sage nicht, dass es unmöglich ist, aber ich bin kein Träumer.»
Doch kein Karriereende nach Saison 2024?
Als er sein Saisonende verkündete, stellte Nadal auch in Aussicht, dass 2024 womöglich sein letztes Profi-Jahr sein wird. Hat sich daran in der Zwischenzeit etwas geändert? Vielleicht, denn: «Ich habe nur gesagt, dass es möglicherweise mein letztes Jahr ist. Ich kann es nicht sicher sagen.» Es sei aber die wahrscheinlichste Option.
Dies vor allem aufgrund zweier Probleme: Das Alter, «das unlösbar ist», und seine Verletzungen, die unlösbar scheinen. «Diese Kombination lässt manche Sachen unmöglich erscheinen.» Dennoch ist er bereit, sich noch einmal zurückzukämpfen. «Ich bin offen für das, was die Zukunft bereithält.» (che)