Das Nadal-Beben erschüttert die ganze Tennis-Welt. Nach den schwierigen vergangenen Monaten durfte erwartet werden, dass der 22-fache Grand-Slam-Gewinner für Roland Garros absagen würde – dennoch hat das Statement des Mallorquiners alle in der Szene getroffen. Zumal es nicht nur beim erstmaligen Fehlen von Nadal (36) in Paris seit seinem Debüt 2005 blieb, sondern er nach einer mehrmonatigen Auszeit für 2024 auch noch sein «wohl letztes Jahr auf der Tour» ankündigte. Nach Roger Federers Rücktritt naht der nächste Abschied einer Big-3-Legende.
«Wir sind immer für dich da»
In Spanien, wo Tausende den Livestream der gestrigen Pressekonferenz verfolgten, sitzt der Schock tief. Auch Weltnummer eins und Landsmann Carlos Alcaraz (20) zeigt sich bestürzt: «Die Nachricht tut sehr weh und ist traurig.» Die «Marca» titelt derweil unterstützend: «Was auch immer du tust, wir sind immer für dich da.» Und die Zeitung «Super» macht Nadal Hoffnung auf ein starkes Comeback mit der riesigen Schlagzeile «¡Vamos, Rafa!».
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Die Titelseite, die die französische «Équipe» gewählt hat, trifft es in Anspielung auf Nadals Dominanz auf Sand wohl am besten: «Eine Erde ohne ihren König.» Die Veranstalter des zweiten Grand-Slam-Turnieres der Saison verlieren in diesem Jahr ihren grössten Botschafter, den Garanten für Begeisterung und Spektakel, den hochbeliebten Rekordmann mit 14 Titeln. Es ist nach der verletzungsbedingten Absage von Nick Kyrgios (28) der nächste Tiefschlag für die French Open.
Nadal wird im Ranking durchgereicht
Immerhin: Durch Nadals Rückzug wegen seiner Hüftblessur kommt ein anderer (sich aus der Krise zurückkämpfender) Star zum Handkuss: Dominic Thiem (29), zweifacher Paris-Finalist, rutscht ins Hauptfeld.
Derweil befindet sich Nadal selbst, was das Ranking betrifft, im freien Fall. Weil er die 2000 Punkte seines Vorjahressieges in Roland Garros nicht verteidigen kann, landet er nach den French Open erstmals seit dem 14. April 2003 (!) ausserhalb der Top 100 und wird sich wohl um Platz 130 klassieren. Nach den Australian Open würde er gar all seine Punkte verlieren, könnte dann aber mittels «Protected Ranking» (zu Deutsch: geschützter Listenplatz) doch wieder an Turnieren teilnehmen.
«Er hat das Richtige getan, er hört auf seinen Körper», sagt David Sánchez, spanischer Tennis-Journalist (unter anderem Marca Radio) und Buchautor, zu Blick. Er glaubt, nur eine echte, erholsame Pause könne die Chance wahren, dass Nadal noch einmal in alter Stärke zurückkehre: «Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob er wieder richtig konkurrenzfähig sein wird. Klar ist aber: Solange er sich nicht bereit fühlt, alles geben zu können, wird er nicht zurückkommen.»
«Selbstverständlich ist da ein Risiko»
Natürlich: Auch die Gefahr, dass sich Nadal – wie Federer – nie mehr von seiner Verletzungspause zurückmelden könnte, macht den Tennis-Fans Angst. Sánchez meint dazu: «Selbstverständlich ist da ein Risiko dabei. Aber Rafa hat oft genug bewiesen, dass er sich selbst sehr gut kennt.» Und vor allem: dass er ein Kämpfer sei.
Wie Nadal selbst, findet beispielsweise auch Daniil Medvedev (27), aktuell die Nummer drei der Welt, dass der Spanier einen Abschied während einer Verletzungsauszeit nicht verdient hätte: «Ich hoffe, er kommt zurück und kann noch einmal Grand-Slam-Turniere gewinnen.» Der Russe führt aber auch an, dass ohne Nadal die Ausgangslage für Paris nun so offen wie seit fast 20 Jahren nicht mehr sei: «Nadal wäre auf jeden Fall der Favorit gewesen, jetzt eröffnen sich für uns ganz neue Möglichkeiten.»
Nun, aus Sicht der Spanier gibts eine Variante, die die Nadal-Staatstrauer dämpfen könnte: ein Roland-Garros-Titel von Shootingstar Alcaraz.