Marc Rosset, Sie sind Sportlicher Direktor des ATP-Turniers in Genf. Haben Sie Roger Federer zur Teilnahme in Genf überredet? «Was für ein Blödsinn», macht sich der Genfer über die Frage von Blick lustig, «ich spreche nie mit Roger über Tennis, keine Lust!» Aber Sie freuen sich doch, dass Federer an den «Gonet Geneva Open» spielt? «Klar, dann sehe ich ihn endlich wieder. Natürlich ists cool für das Turnier.»
Es habe eben vieles dafür gesprochen. In dieser Corona-Zeit kann Federer mit seiner Familie einreisen, er hat Freunde in Genf. «Für ihn ist das wie nach Hause kommen», sagt Rosset. Dazu sei Roland Garros um eine Woche verschoben, was ihm eine freie Woche dazwischen garantiere. «Deshalb spielte er früher nie bei uns – er mag es nicht, unmittelbar danach an einem Grand Slam zu spielen.»
Es gehe aber nicht darum, ob Rosset es toll findet, dass Roger nach Genf kommt. «Es ist generell für ihn das einzig Richtige, ein paar Turniere zu spielen.» Auch der Entscheid für die French Open sei gut. «Willst du Wimbledon gewinnen und dort einen Djokovic, Nadal oder Tsitsipas schlagen, musst du ein Maximum an harten Matches gegen Top-Spieler in den Knochen haben. Das gilt auch, wenn du Roger Federer heisst.»
Von Sand auf Rasen – kein Problem
Vor allem, nachdem dieser in den letzten 13 Monaten nur zwei Matches in Doha gespielt hat. Erst mit der Rasensaison beginne für ihn alles so richtig, erklärte Federer, der Olympia in Tokio als zweites grosses Jahresziel nennt. Dass er die Vorbereitung darauf nun auf Sandplätzen angeht, sei absolut kein Nachteil, meint Rosset: «Da hat er lange Partien und Ballwechsel. Und für Roger ist die Umstellung auf Rasen sowieso nie ein Problem.»
Das habe man vor zwei Jahren gesehen. «Da erreichte er in Roland Garros die Halbfinals. Danach spielte er bis zu seinen beiden Championship-Punkten gegen Djokovic phänomenal.» Andere Jahre, als Federer die Sandsaison ausliess, sei er weniger gut gewesen. Der Grund: «Auch Wimbledon gewinnt man heute an der Grundlinie. Es ist nicht mehr das Rasenturnier wie vor zwanzig Jahren, wo nur Serve-and-Volley zählte.»
Training allein genügt nicht, ist der 50-jährige langjährige Federer-Freund überzeugt. Intensität und Nervosität ändern alles. «Einen Breakball im Training abzuwehren, ist etwas komplett anderes als im Ernstfall.» Als Beispiel erinnert Rosset an den Davis Cup 2014 in Lille. «Die Franzosen haben dafür nur auf Sand trainiert – Roger und Stan spielten davor die ATP-Finals. Wer hat gewonnen?»