Nach dem neusten Baustopp in Rapperswil-Jona, den die Gewässerschutz-Organisation Aqua Viva wegen des geschützten Schilfs am Ufer erwirkt hat, verzögert sich Roger Federers 20-Millionen-Projekt erneut. «Das Gesuch der Bauherrschaft wurde sistiert», bestätigt Christian Leutenegger, Bauchef in Rapperswil-Jona. Die jüngsten Probleme beim Bau des neuen Federer-Heims auf 16'000 Quadratmetern traten während Arbeiten auf, um Altlasten auf dem mit Bauschutt kontaminierten Boden abzutragen. Zuvor gab es schon in Kempraten Einsprachen wegen des Seezugangs und der Einfahrt zum Grundstück.
Fertigstellung 2021 immer unwahrscheinlicher
Nun wird also ein neues Gesuch eingereicht, die Chancen für das Projekt sind offen. Und es wird immer unwahrscheinlicher, dass es wie geplant 2021 fertiggestellt wird und die Grossfamilie Federer in naher Zukunft dort einziehen kann. Ärger, der dem 39-jährigen Tennisstar bekannt sein dürfte. Denn schon bei früheren Bauvorhaben wurden ihm immer wieder Stolpersteine in den Weg gelegt.
Vor elf Jahren begann Federer damit, in Valbella-Lenzerheide seine Pläne für den Bau eines Doppelchalets zu verwirklichen. Für angeblich rund acht Millionen Franken will er «Bellavista A» für sich, seine Frau Mirka und die Kinder errichten, für seine Eltern die Villa «Bellavista B». Mit wunderschöner Aussicht auf die Bündner Landschaft, wie der Name der Villen bereits sagt.
Nachbarn beklagen sich
Als das Projekt rund zwei Jahre später steht, beklagen sich indes Nachbarn über ihre eingeschränkte Sicht. Zunächst hiess die Gemeinde Vaz/Obervaz im Jahr 2014 eine nachbarschaftliche Einsprache gegen ein Spielhaus und eine Rutschbahn auf dem 8000 Quadratmeter grossen Grundstück gut. Der drei Meter hohe Spielturm stehe verbotenerweise in der Hochbauverbots-Zone.
Der Zwist ist damit aber noch nicht beigelegt. Umstritten bleiben die Errichtung eines zwei Meter hohen Maschendrahtzauns sowie das Pflanzen von hohen Bäumen, welche die Privatsphäre der Promis schützen sollen. Das entsprechende Baugesuch war von der Gemeinde bewilligt worden, nachdem Roger und Mirka nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts eingelenkt hatten. Erst 2018 – das Vorhaben war längst vorhersehbar – legten mehrere Nachbarn erneut Einsprachen ein, weil ihnen die Sicht auf den Heidsee versperrt werde.
Grundstück-Kauf gleich neben Blocher
Nachdem er sein Elternhaus in Baselland verlassen hat, will sich Roger Federer in der Umgebung Zürichs einnisten. 2012 kauft er an der Goldküste des Zürichsees in Herrliberg, unmittelbar neben der Villa von SVP-Stratege Christoph Blocher, für 29 Millionen Franken ein 5800 Quadratmeter grosses Grundstück. Er bebaut es nie, 2019 steht es für 35 Millionen wieder zum Verkauf. In der Zwischenzeit leben die Federers auf der gegenüberliegenden Seeseite. Zunächst in Bäch SZ in einem überschaubaren 3,5-Zimmer-Apartment. Als dieses nach der Geburt des zweiten Zwillingspaares zu eng wird, kaufen sie 2014 zwei Luxuswohnungen in Wollerau.
«The Residence» heisst der dreistöckige Prachtbau, dessen Preis laut Gerüchten bei über zehn Millionen Franken liegt: 6,5 Zimmer, über 400 Quadratmeter Wohnfläche, grosszügige Terrasse mit Swimmingpool, originelles Cheminée, Glaskuppel über dem Ess- und Wohnbereich, fantastische Seesicht.
Nicht alle Wollerauer freuen sich
Auch hier gibt es Bauverzögerungen von mehreren Wochen. Nicht alle Wollerauer freuen sich über den bevorstehenden Zuzug des Super-Promis – der viele Schaulustige anzieht, bevor er überhaupt einzieht. Dies sei einfach nur nervtötend. erklärt eine Nachbarin. «In Wollerau lässt man sich in Ruhe. Ich hoffe sehr, dass dies auch künftig respektiert wird.»
Seit 2018 haben die Wollerauer wieder ihre Ruhe. Als die Federers mit Rapperswil-Jona liebäugeln, verkaufen sie ihre Liegenschaft im Steuerparadies für geschätzte 5,4 Millionen Franken und ziehen sich seitdem – wenn sie in der Schweiz sind – ins Bündnerland zurück. Wohl noch für längere Zeit, wie nach den jüngsten Entwicklungen zu erwarten ist.
Je prunkvoller, desto skeptischer der Schweizer
Wo Federer baut, gibts Ärger. Woran liegts? Vielleicht ist es ein Schweizer Problem – je prunkvoller und teurer die Pläne, desto skeptischer der Eidgenosse. Selbst wenn es sich um den mehrheitlich super beliebten Roger handelt, auf den die Schweiz doch so stolz ist.
Doch gehts ums Bauen, scheint die Liebe aufzuhören. Dies aber wohl auch, wenn «Roger National» wie viele seiner Tenniskollegen ins ausländische Monaco auswandern würde. Ziemlich sicher würde man ihn im Fürstentum mit Handkuss aufnehmen – so wie in Dubai, wo der 20-fache Grand-Slam-Sieger seit Jahren eine 16 Millionen teure und 8000 Quadratmeter grosse Bleibe hat. Von Einsprachen und Bauverzögerungen am Persischen Golf ist bis dato nichts bekannt.