«Seine Erleichterung muss wahnsinnig gross sein»
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Blick-Sportchefin Buchli:«Seine Erleichterung muss wahnsinnig gross sein»

Letzter Federer-Auftritt
Heute weint die Schweiz mit dir, Roger!

Game – Set – Match – Karrierenende. Am Freitagabend spielt Roger Federer das letzte Match als Tennisprofi. Ein Doppel beim Laver Cup mit Rafael Nadal. Ein Spiel, das die Schweiz zum Weinen bringen wird, so Blick-Sportchefin Steffi Buchli in ihrem Leitartikel.
Publiziert: 23.09.2022 um 00:19 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2022 um 00:14 Uhr
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Tränen gabs in der langen Karriere von Roger Federer oft zu sehen – hier nach dem Final-Sieg gegen Marin Cilic 2018 in Melbourne.
Foto: AP
Steffi Buchli

Wir haben eine emotionale Beziehung miteinander. 24 Jahre waren wir zusammen. Du erlaubst mir das Du. Nach allem, was wir erlebt und durchgemacht haben? Ich, die Schweiz, und du, Roger Federer.

Ich erinnere mich noch gut an unsere Anfänge. Seien wir ehrlich: Es war ja zu Beginn mehr eine Affäre. Du kamst ab und zu in meinem Wohnzimmer vorbei. Du warst wild und ungestüm. Am nächsten Tag warst du wieder weg, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.

«Seine Erleichterung muss wahnsinnig gross sein»
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Blick-Sportchefin Buchli:«Seine Erleichterung muss wahnsinnig gross sein»

Dann wurde es ernster mit uns zweien. Wir lernten uns besser kennen und mir wurde plötzlich klar: Aus uns kann was Spezielles werden! Du hast das gewisse Etwas. Du kannst Dinge, die noch keiner vor dir gemacht hat. Du hast mich ins Schwärmen gebracht. Und plötzlich habe ich gemerkt, wie Leute mir mehr Beachtung schenken. Deinetwegen. «Die Schweiz, das ist doch die mit dem Federer?», haben sie gemunkelt. Ich genoss das ungemein.

Gefühle gingen mit mir durch

Ich dachte, dass nichts mehr diese tiefen Gefühle toppen kann. Aber dann. Dann passierte es. Wenn ich heute so zurückblicke – ich gebe es zu –, war es fast schon etwas obsessiv, wie ich mich verhalten habe. Ich wollte immer wissen, wo du warst, was du machst, was du denkst, wie es dir geht.

Wenn du da warst, habe ich mich zurückgenommen, mich beherrscht. Habe dich aus höflicher Distanz angeschmachtet. Ich wollte ja nicht als Stalkerin dastehen. Wenn ich dir aber am Fernsehen zugeschaut habe, alleine in meinem Wohnzimmer, dann sind meine Gefühle regelmässig mit mir durchgegangen. Ich, die Schweiz, eigentlich ein Ausbund der «gemässigten Emotion» habe dich angeschrien, dich bejubelt und mit dir geweint. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Hast du das eigentlich jeweils gespürt, wie sehr ich mit dir mitgelitten habe, egal, wo du warst?

Dann wollte dein Knie nicht mehr und alles wurde anders. Unsere Beziehung wurde zu einer Fernbeziehung, die von der süssen Erinnerung lebte. Ich konnte dir nicht mehr so oft bei der Arbeit zusehen. Meine Tage wurden lang und fad. Ich suchte mir andere Beschäftigungen. Es war alles nicht vergleichbar mit dem, was ich mit dir erlebt hatte. Ich hatte Sehnsucht und Tagträume – und wünschte mir manchmal, ich hätte dich nie kennengelernt.

Keine herkömmliche Trennung

Letzte Woche, Roger, hast du der Welt und mir, der Schweiz, gesagt, dass es das war mit uns. Ich habe gewusst, dass dieser Moment irgendwann kommen wird. Du hast gesagt, dass es keine Trennung im herkömmlichen Sinne sei. Dass wir immer im Herzen verbunden bleiben werden. Ja, schon, aber traurig ist es trotzdem.

Ich habe jetzt schon einen Kloss im Hals, wenn ich an diesen Abend denke, den letzten Abend, den wir zusammen verbringen werden. Immerhin darf ich dir noch einmal zusehen. Ich in meinem Wohnzimmer, du bei der Arbeit. Ich werde jede Minute geniessen. Und am Ende, am Ende werde ich weinen. Ich, die Schweiz, die sonst immer als leicht unterkühlt hingestellt wird.

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Sollte dir heute Abend auch eine Träne kommen, oder sogar zwei, dann denk einfach daran: Ich heule mit dir! Rotz und Wasser wahrscheinlich. So kannte man mich gar nicht, bis du in mein Leben gekommen bist. Das sagt alles.

Alles Gute, Roger, vergiss mein nicht und lass uns Freunde bleiben!
Deine Schweiz

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