Heinz Günthardt zu seinem Rausschmiss bei SRF
«Hätte gehofft, dass man mit mir das Gespräch sucht»

SRF kürzt Heinz Günthardt weg. Der Tennis-Experte geht nicht gerne, will aber im Interview mit Blick nicht polemisch werden.
Publiziert: 14.07.2021 um 00:54 Uhr
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Aktualisiert: 14.07.2021 um 06:43 Uhr
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Heinz Günthardt muss seinen Spind bei SRF räumen.
Foto: keystone-sda.ch
Interview: Cécile Klotzbach

Blick: Heinz Günthardt, erhielten Sie die Nachricht wenigstens persönlich?
Heinz Günthardt:
Ja, am Montagmorgen um 9 Uhr im News-Centre von SRF. Susan Schwaller und Dani Bolliger haben mir das dann eröffnet. Als mich Bolliger eine Woche zuvor fragte, wann wir uns sehen könnten, wusste ich noch nichts.

Haben Sie damit gerechnet?
Bei SRF ist vieles im Umbruch, insofern ist man sensibilisiert. Aber dass es jetzt so zügig kommt, ist doch überraschend. Aber eigentlich weiss ich es lieber schon jetzt, als erst nach den US Open, wo ich nach Plan zum letzten Mal kommentiere.

Wie lautete die Begründung Ihnen gegenüber?
Da es die Marke Bürer/Günthardt künftig nicht mehr gebe und Roger Federer bald nicht mehr spiele, wolle man bei SRF einen Neuanfang, und man habe entschlossen, diesen ohne mich zu machen. Dabei würde es doch erst recht Sinn machen, mich für den Übergang zur neuen Generation zu behalten. Abgesehen davon habe ich auch vorher schon zehn Jahre ohne Stefan Bürer kommentiert – aber ich möchte nicht polemisch werden.

Wie haben Sie reagiert?
Ich hätte gehofft, dass man nach 36 Jahren, in denen ich fast 10'000 Stunden auf Sendung war, mit mir das Gespräch sucht und schaut, wie man unter neuen Voraussetzungen zusammen weitermachen könnte. Wenn die Lösung dann ergibt, dass es so keinen Sinn mehr macht, hätte man sich auch gemeinsam gegen eine weitere Zusammenarbeit entscheiden können.

Gezielte projektmässige Einsätze wurden also nicht diskutiert?
Nein, absolut nicht. Aber ich kann damit leben. Mein Lebensrhythmus wird sich verändern. Aber das tat er schon, nachdem sie vor zwei Jahren meine Einsätze drastisch gestrichen haben.

Würden Sie das überhaupt noch wollen?
Ich müsste es genau anschauen. Aber die Arbeit hat mir stets grossen Spass gemacht, und ich habe mit vielen guten Leuten zu tun gehabt. TV machen war für mich nie nur das Mikrofon – das werde ich auch nicht so sehr vermissen. Es ging auch darum, im Team etwas zu kreieren. Viele der Leute dort sind Freunde, und ich hoffe, dass unsere Bande auch künftig halten. Für einzelne Projekte wäre ich insofern vielleicht zu haben. Ich war ja immer freier Mitarbeiter.

Sind Sie als solcher zu teuer?
Was ich sagen kann: In den letzten zwanzig Jahren habe ich immer für das gleiche Tagessalär gearbeitet. Aber wenn dann natürlich dermassen viele Einsätze zusammenkommen, kann es teuer werden. In einem Jahr habe ich 340 Stunden kommentiert – das ist mehr als sämtliche Fussballkommentatoren zusammen.

Würden Sie einen Job bei einem anderen Sender annehmen?
Meine erste Reaktion war: Das waren jetzt meine Tage vor dem Mikrofon! Aber logisch würde ich ein Angebot anschauen, denn ich geniesse die Sportart und das TV-Machen immer noch.

Co-Kommentar, Interviews, Studio-Analysen – wer soll das ersetzen?
Manuel Köng und Stephan Liniger werden wohl künftig Tennis machen. Wie gross ihr Output sein wird, hängt von der SRF-Strategie und dem Erfolg der Schweizerinnen und Schweizer ab. Es wird spannend sein zu sehen, welchen Stellenwert Tennis bei SRF künftig haben wird. Schon jetzt mussten wir beim Wimbledon-Final auf SRF info ausweichen.

Haben Sie schon mit Ihrem Freund Bürer darüber gesprochen?
Selbstverständlich! Ich bekam extrem viele Anrufe und Nachrichten von Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Die meisten bedauern, dass ich gehe, und bedankten sich für die gemeinsame Zeit. Ihre Reaktion habe ich wirklich sehr geschätzt.

Das sagt SRF zum Günthardt-Aus

SRF begründet in einer Mitteilung die Trennung von Tennis-Experte Heinz Günthardt (62) mit der Verkleinerung des Tennis-Teams: «Künftig begleitet SRF Sport das nationale und internationale Tennisgeschehen ohne fixen Experten.»

Der Entscheid hänge auch mit der Karriere von Roger Federer zusammen, sagt Susan Schwaller, Chefredaktorin SRF Sport: «Mittelfristig müssen wir davon ausgehen, dass Livespiele mit Schweizer Beteiligung einen kleineren Platz im Programm einnehmen werden.» Durch den Abgang von Kommentator Stefan Bürer sei der Umbruch nahegelegen.

Auch Stäuble geht

Neben Günthardt und Bürer wird eine weitere Persönlichkeit künftig nicht mehr auf SRF zu hören sein. Michael Stäuble, der seit 1989 beim Schweizer Fernsehen tätig ist, wird kommenden Januar vorzeitig in Pension gehen. Der 62-Jährige kommentierte während Jahrzehnten Sportarten wie Formel 1 und Skispringen. (red)

SRF begründet in einer Mitteilung die Trennung von Tennis-Experte Heinz Günthardt (62) mit der Verkleinerung des Tennis-Teams: «Künftig begleitet SRF Sport das nationale und internationale Tennisgeschehen ohne fixen Experten.»

Der Entscheid hänge auch mit der Karriere von Roger Federer zusammen, sagt Susan Schwaller, Chefredaktorin SRF Sport: «Mittelfristig müssen wir davon ausgehen, dass Livespiele mit Schweizer Beteiligung einen kleineren Platz im Programm einnehmen werden.» Durch den Abgang von Kommentator Stefan Bürer sei der Umbruch nahegelegen.

Auch Stäuble geht

Neben Günthardt und Bürer wird eine weitere Persönlichkeit künftig nicht mehr auf SRF zu hören sein. Michael Stäuble, der seit 1989 beim Schweizer Fernsehen tätig ist, wird kommenden Januar vorzeitig in Pension gehen. Der 62-Jährige kommentierte während Jahrzehnten Sportarten wie Formel 1 und Skispringen. (red)

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