Harte Kritik an IOC-Boss im Fall Peng Shuai
«Bach verspottet eine todernste Situation»

IOC-Boss Thomas Bach bekommt im Fall um die verschwundene Tennisspielerin Peng Shuai von Athletenvertretern sein Fett weg. Derweil schiessen die Chinesen zurück.
Publiziert: 23.11.2021 um 21:33 Uhr
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Aktualisiert: 24.11.2021 um 08:34 Uhr
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Videocall nach China: IOC-Boss Thomas Bach (l.) im Gespräch mit der verschwundenen Peng Shuai.
Foto: AFP

Wochenlang kam aus Peking kein Pieps. Während in der Sportwelt die Angst um die verschwundene Tennisspielerin Peng Shuai (35) wuchs, schwieg die chinesische Regierung. Nun, endlich, drei Wochen nachdem Peng in einem Eintrag auf dem chinesischen sozialen Netzwerk Weibo den ehemaligen Vize-Premier Zhang Gaoli (75) bezichtigt hatte, sie zum Sex gezwungen zu haben, meldet sich das offizielle China zu Wort.

«Ich denke, einige Leute sollten aufhören, dieses Thema absichtlich und böswillig zu überhöhen, geschweige denn zu politisieren», sagt ein Sprecher des Aussenministeriums am Dienstag. «Ich denke, Sie alle haben gesehen, dass sie kürzlich öffentliche Veranstaltungen besucht und einen Videocall mit IOC-Präsident Thomas Bach geführt hat.»

Alles gut also? Natürlich nicht!

Und tatsächlich: Am Sonntag tauchen in chinesischen Staatsmedien Videoclips auf, die Peng bei angeblichen öffentlichen Auftritten zeigten. Das Internationale Olympische Komitee bestätigt, dass IOC-Präsident Thomas Bach mit der zweifachen Grand-Slam-Siegerin im Doppel einen halbstündigen Videocall führte.

Alles gut also? Natürlich nicht. Denn Belege dafür, dass es Peng gut geht und dass sie sich frei bewegen kann, gibt es weiterhin nicht. Man sei zwar «erleichtert, dass Peng Shuai am Leben ist, aber die Bestätigung eines Gesprächs mit dem Tennisstar durch das IOC gewährleistet weder ihre Sicherheit noch ihr Wohlergehen», heisst es bei der Sportlervereinigung Global Athlete.

Global Athlete erhebt schwere Vorwürfe an das IOC: Bach habe mit seiner in dem Anruf ausgesprochenen Einladung zum Abendessen an Peng die «todernste Situation verspottet, die leider zu vielen weiblichen Athleten sehr vertraut ist». Das IOC sei «mitschuldig an der böswilligen Propaganda» des nächsten Olympia-Gastgebers und beweise, dass es die Athleten im Stich lasse – ab dem 4. Februar sollen in Peking die Olympischen Winterspiele stattfinden.

Auch die WTA zeigt sich weiterhin kritisch. «Dieses Video ändert nichts an unserer Forderung nach einer vollständigen, fairen und transparenten Untersuchung ihres Vorwurfs des sexuellen Übergriffs ohne Zensur», heisst es dort. WTA-Boss Steve Simon hat längst erklärt, sich mit der Tennis-Tour der Frauen aus China zurückzuziehen, falls die Chinesen diese Forderung nicht erfüllen. (eg/sid)

«Wir sind bereit, uns aus China zurückzuziehen»
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