Der Weg an die Weltspitze im Tennis ist vergleichbar mit der Besteigung des Mount Everest, dem mit 8849 Metern höchsten Berg der Erde. Die letzten Meter sind die schwierigsten. Aber auch schon davor wird es mit jeder überwundenen Kuppe, mit jedem Klettersteig immer anspruchsvoller.
Dominic Stricker befindet sich gerade mitten im Aufstieg. Das Basislager hat er erfolgreich hinter sich gelassen. Dorthin kommen viele, die zuvor an anderen Bergen geübt haben und somit gewisse Grundvoraussetzungen mitbringen. Aufs Tennis umgemünzt heisst das: Es gibt zahlreiche Spieler, die eine Ewigkeit zwischen den Plätzen 100 und 200 festsitzen. Stricker aber hat dieses erste Teilstück vergleichsweise zügig hinter sich gebracht. Respekt.
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Doch jetzt wird die Luft immer dünner. Nun kommt direkt der nächste anstrengende Teil. In den Top 100 ist zwar alles viel annehmlicher; also die Turnierbetreuung, die Trainingsplätze oder die Preisgelder. Dafür sind die qualitativen Unterschiede zwischen den Spielern minimal. Schon eine Serie von sechs, sieben Partien ohne Sieg kann verheerend sein. Marc-Andrea Hüsler (27) bekommt das gerade in seiner wirklich unglücklichen Saison zu spüren. Er droht nach den US Open aus den Top 100 zu fallen.
Stricker muss schauen, dass ihm in seinem ersten Jahr genau das nicht passiert. Auch er weiss: Die Konkurrenz holt dich im Tennis sehr schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Klar, vielleicht hat der kommende Widersacher nun ein bisschen mehr Respekt vor ihm. Und «Domi» verfügt sicherlich über genügend Selbstvertrauen.
Doch irgendwann werden die Gegner sein Spiel genau analysiert haben und genau wissen, was er in den entscheidenden Momenten für Schläge auspackt. Darauf muss er auf diesem Niveau gefasst sein. Seine nächste Etappe wird steinig und schwer. Doch er bringt alles mit für einen guten Bergsteiger.