Erstmals seit 1998 findet Wimbledon ohne den Rekordsieger Roger Federer (40) statt. Naja, nicht ganz. Denn am Sonntag beehrt der Maestro die Fans auf dem All England Lawn Tennis Club mit seiner Präsenz.
Im schwarzen Anzug und mit Sonnenbrille schlendert der 20-fache Grand-Slam-Champion über die Anlage, umgeben von einem halben Dutzend Sicherheitsleuten. Drum herum tummeln sich Fans, die verzweifelt versuchen, einen Schnappschuss des Baslers zu ergattern.
«Der nächste James Bond»
Auf den Sozialen Netzwerken überschlagen sich die Kommentare. «Der nächste James Bond», schreibt ein Twitter-Nutzer hinsichtlich der offenen Stelle des berühmten Film-Agenten. Im ähnlichen Berufsfeld sieht ihn ein anderer: «Die Tennis-Polizei ist soeben eingetroffen.» Jemand vermutet augenzwinkernd, dass er gekommen ist, um «persönlich mitzuerleben, wie Tim van Rijthoven Novak Djokovic rauswirft».
Der wahre Grund für Federers Auftritt ist ein besonderer. In diesem Jahr feiert der Centre Court sein 100-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass wurden die Siegerinnen und Sieger sowie weitere Tennis-Legenden eingeladen, am Sonntag bei der Zeremonie beizuwohnen. So etwa Lleyton Hewitt oder Martina Hingis. Eingeladen war deshalb auch der dreifache und bisher jüngste Titelträger Boris Becker, der jedoch aufgrund seiner Haftstrafe nicht teilnehmen kann.
Federer dagegen schreitet auf den Centre Court, sagt dort im Interview: «Ich hoffe, dass ich hierher zurückkommen kann, um wieder zu spielen.»
Centre Court wurde bombardiert
Am 26. Juni 1922 gewann Algernon Kingscote gegen Leslie Godfree das erste Spiel auf dem neu eröffneten Centre Court an der Church Road. Das darauffolgende Jahrhundert lieferte auf dem grössten Platz der Anlage unzählige sporthistorische und andere geschichtsträchtige Momente.
Während des zweiten Weltkrieges wurde der Centre Court von fünf Bomben getroffen, wobei eine Seite des Stadions zerstört wurde. Ganze sieben Jahre dauerte der Wiederaufbau. 1979 wurde die Zuschauerkapazität vergrössert, 2009 erhielt der Centre Court ein schliessbares Dach.
Sportlich stehen die acht Triumphe von Roger Federer weit vorne in den Wimbledon-Annalen. Auch die Finals von 2008 gegen Nadal oder 2019 gegen Novak Djokovic, die er in jeweils fünf Sätzen verlor, zählen zu den besten Matches in der Geschichte des Rasenturniers. (che)