Tsitsipas schiesst Ball in die Zuschauer
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Kyrgios fordert Spielabbruch:Tsitsipas schiesst Ball in die Zuschauer

Nach bizarrem Tennis-Duell
Kyrgios und Tsitsipas geben sich auch nach dem Spiel Saures

Die Partie zwischen Nick Kyrgios und Stefanos Tsitsipas hat einiges versprochen und nicht nur geliefert, sondern zu viel des Guten mitgebracht. Im Nachgang hielten sich die beiden verbal nicht zurück.
Publiziert: 03.07.2022 um 08:45 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2022 um 10:10 Uhr
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Nick Kyrgios lässt nach seinem Sieg gegen Stefanos Tsitsipas die Emotionen raus.
Foto: Sven Thomann
Sven Micossé, Wimbledon

Selten hat Nick Kyrgios (ATP 40) in nur einer Partie gezeigt, wie nah bei ihm Genie und Wahnsinn sind. Sein Sieg gegen Stefanos Tsitsipas (ATP 5) wird von einigen Eklats geprägt. Am Ende gewinnt er eine emotionale Partie, die über Strecken zum Psychospiel wurde. Bei der Pressekonferenz sparten beide nicht mit verbalen Hieben.

Wenn Kyrgios spielt, sind die Ballwechsel oft lang und spektakulär, die Etiketten tritt er mit Füssen. Keine Zweifel – er kann Tennis spielen. Doch es gibt die chaotische, unschöne Seite. Die junge Generation erfreut sich am «Bad Boy», die Tennis-Puristen rümpfen die Nase. «Es fühlte sich wie ein Zirkus an», fasst Tsitsipas die Partie bei seiner PK zusammen.

Besonders die ersten beiden Sätze sind von den Diskussionen von Kyrgios mit dem Schiedsrichter geprägt. Selbst, wenn er den Punkt oder das Game gewonnen hat, fand er einen Anlass für einen Diskurs mit dem Mann auf dem Stuhl. Am Anfang der Partie geht er eine Linienrichterin verbal an. Tsitsipas: «Es ist frustrierend. Er kann nicht immer damit davonkommen.»

«Ich habe nichts getan»

Kyrgios mimt währenddessen das Unschuldslamm. «Ich habe nichts getan. Ich habe heute nichts getan, was Stefanos gegenüber respektlos war. Ich habe ihn nicht mit Bällen durchbohrt.»

Was der Australier meint? Nach dem verlorenen zweiten Satz pfefferte der Grieche den Ball in die Zuschauermenge, verfehlte knapp einen Fan. Im Nachgang entschuldigte sich die Weltnummer fünf für den Aussetzer. Für Kyrgios ist es aber unverständlich, dass sein Gegner nicht disqualifiziert wurde. «Wenn die Rollen vertauscht wären, wäre ich sicher disqualifiziert worden.»

Die anhaltenden Sprüche von Kyrgios sowie seine Mätzchen zehren am Nervenkostüm von Tsitsipas. Er wirkt frustriert, vergibt einen sicheren Punkt, um den Ball in Richtung des Australiers zu schlagen. Zwei weitere Male versuchte er das. «Ich zielte auf den Körper des meines Gegners, aber ich habe ihn weit verfehlt.»

Konstantes Mobbing

Einfach weiterspielen und das Ganze ignorieren sei für Tsitsipas nicht mehr in Frage gekommen. Zu oft habe sich Kyrgios danebenbenommen. «Es ist konstantes Mobbing, wahrscheinlich war er auch in der Schule ein Tyrann. Man weiss nicht, was dahinter steckt. Ich mag keine Tyrannen.»

Der 27-Jährige aus Canberra hält nichts von den Vorwürfen. «Er ist weich. Hierher zu kommen und zu sagen, dass ich ihn schikaniert habe, das ist einfach weich. Wir sind nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt.»

Die Zuschauer scheinen sich zumindest gut unterhalten gefühlt zu haben. Die Stimmung auf dem Court No. 1 war elektrisierend. Dass Kyrgios eine gewisse Masse anspricht, ist ihm klar: «Überall, wo ich hingehe, sehe ich volle Stadien.» Ob Kyrgios auch am Montag vor einer vollen Kulisse spielen wird? Mit Brandon Nakashima (ATP 56) duelliert er sich um einen Platz im Viertelfinal.

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