Die spektakulären letzten Monate haben es gezeigt: Bei den Männern zeichnet sich auch an den US-Open ein heisser Zweikampf ab – zwischen Carlos Alcaraz und Novak Djokovic. Das hat es früher auch schon oft gegeben. Ich denke da beispielsweise an die Rivalität zwischen dem Amerikaner John McEnroe (64) und dem Schweden Björn Borg (67), die sich zwischen 1979 und 1982 laufend als Weltranglistenerste abwechselten. Sie standen für «Fire and Ice», also Feuer und Eis.
Für Alcaraz und Djokovic gibt es noch keinen Begriff. Ich denke aber, man könnte die beiden «E» nehmen: «Energy» und «Experience». Die Energie des 20-jährigen Alcaraz gegen die Erfahrung des 36-jährigen Djokovic.
Was unklar ist: Wer ist überhaupt die Nummer eins der Welt? Wer ist momentan besser? Natürlich kann Djokovic schon mit einem Erstrundensieg gemäss Papier auf den ATP-Thron zurückkehren. Doch es ist gut möglich, dass wir an diesen US Open eine tiefergehende Antwort erhalten. Djokovic hat Paris für sich entschieden, Alcaraz triumphierte in Wimbledon. Die beiden liefern sich in diesem Jahr ein hochspannendes Duell. Jeder will es nun auch in Flushing Meadows sehen.
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Es winkt ein Riesenfest in New York
Dann gibt es ein paar weitere Spieler in der zweiten Reihe, die den beiden Superstars die Party gerne vermasseln würden. Der Amerikaner Taylor Fritz (25) etwa, der sich beim Heimturnier eine Chance ausrechnen darf. Ausser Acht lassen darf man auch Stefanos Tsitsipas (25) oder Jannik Sinner (22) nicht, um nur zwei zu nennen. Aber ganz ehrlich: Eigentlich schauen alle nur auf die beiden Top-Shots Alcaraz und Djokovic. Wenn die beiden ähnlich stark aufspielen wie in Paris oder Wimbledon, dann könnte das in New York ein Riesenfest geben.
Einen kleinen (oder grossen) Teil dazu beitragen wird auch Stan Wawrinka (38). Er gehört nicht zu den Favoriten, doch aufgrund seiner Karriere – und seinem Sieg an den US Open 2016 – ist er nach wie vor eine grosse Nummer hier.
Gauff in der Pole – und Bencic?
Bei den Frauen stellt sich die Frage: Ist Coco Gauff (19) bereits die Beste der Welt? Die US-Amerikanerin hat in diesem Sommer auf Hartplatz am besten von allen gespielt – und mit Washington und Cincinnati gleich zwei Turniere gewonnen. Auch hat sie erstmals überhaupt die Weltnummer eins Iga Swiatek (22) geschlagen. Doch die US Open sind eine ganz andere Hausnummer. Hier im eigenen Land zu siegen, wird eine riesige Herausforderung.
Daneben gibt es zahlreiche weitere Anwärterinnen, die sich Hoffnungen auf den Titel machen. So auch wieder Belinda Bencic (26), die definitiv gut genug ist, um einen Grand-Slam-Sieg einfahren zu können. Sie ist in diesem Jahr leider die einzige Schweizerin im Hauptfeld, stand hier aber 2019 schon im Halbfinal. Wenn sie Fahrt aufnimmt, ist sie gefährlich. Und ich habe das Gefühl: Irgendwann müsste es eigentlich so weit sein, dass sie diesen grossen Schritt macht. Warum nicht jetzt?