Günthardt klärt 5 steile Tennis-Thesen
Ist Djokovic in Australien jetzt Staatsfeind Nr. 1?

Das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres steht an! Tennis-Experte Heinz Günthardt klärt vor den Australian Open exklusiv für Blick, was von Djokovic, Nadal, Kyrgios und Co. zu erwarten ist. Und was die Schweizer zeigen.
Publiziert: 16.01.2023 um 00:59 Uhr
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Ist Belinda Bencic bald Grand-Slam-Siegerin?
Foto: Getty Images
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Emanuel GisiSportchef

Fünf Jahre nach Federers Triumph in Melbourne ist es wieder so weit. Die Schweiz stellt einen Grand-Slam-Champion: Belinda Bencic gewinnt mit dem Schwung der Titelgewinne in Adelaide und beim Billie Jean King Cup die Australian Open.

Günthardt: Dass sie das kann, ist keine Frage. Ich vermute, dass Belinda in den letzten Jahren schon öfter das Gefühl hatte, sie sei an der Reihe, einen Grand Slam zu gewinnen. Wenn man schaut, wer bei den Frauen in den letzten Jahren alles Grand-Slam-Titel gewonnen hat, wäre etwas anderes erstaunlich. Vielleicht wollte sie den Titel zu sehr und nahm deshalb zwischendrin den Fuss vom Gaspedal – spielte Matches, um sie nicht zu verlieren, und eben nicht, um sie zu gewinnen. Die Siege in Adelaide und beim BJK-Cup dürften ihr weiter Auftrieb geben. Zudem ist ihre einstige Schwäche, der Aufschlag, mittlerweile eine Stärke. Zuletzt servierte sie gegen Muguruza in zwei Sätzen zehn Asse. Diese These gefällt mir!

Bencic mit Blitzsieg in Adelaide zum 7. Titel
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Die Highlights des Finals:Bencic mit Blitzsieg in Adelaide zum 7. Titel

Stan Wawrinka mag in Basel das Publikum noch einmal begeistert haben. Jetzt aber geht er endgültig auf Abschiedstournee.

Die Abschiedstournee hat längst begonnen, denke ich. Ob er sich dessen bewusst ist, ist eine andere Frage. Sein Kampfgeist und seine Leidenschaft, auch seine Freude am Tennis, stecken jeden Betrachter an. Er ist einer von denen, die sich nie fragen, ob sie in den letzten 20 Jahren etwas anderes hätten machen können als Tennis spielen. «Ach, Architekt wäre auch schön gewesen», das wird sich Stan garantiert noch nie gesagt haben. Andy Murray ist auch so einer. Ich habe zuletzt mit Dominic Stricker im Training gearbeitet, da hat er mit Stan trainiert. Die Wucht seiner Schläge, diese Präzision – ein Traum! Aber er wird dieses Jahr 38. Da macht der Körper nicht mehr alles mit. Mit 38 verliert man auf 4 Meter schnell einmal 20 Zentimeter Reichweite, die entscheiden, ob man den Ball noch präzise spielen kann oder nicht. Und: Ein einziger Fehltritt in seinem Alter, eine neuerliche Verletzung, kann das Ende der Karriere bedeuten. Darum: Geniessen wir ihn, solange er noch dabei ist.

Auslosung der Australian Open

Belinda Bencic (WTA 13) startet gegen die Bulgarin Viktoriya Tomova (WTA 91) in die Australian Open.

Wenn es die Schweizerin in die Achtelfinals schafft, winkt ihr ein Duell mit der Weltnummer 5 Aryna Sabalenka aus Russland, gegen die sie das letzte Spiel 2019 in Dubai gewann.

Jil Teichmann (WTA 33) trifft zum Auftakt auf die Britin Harriet Dart (WTA 96) und Viktorija Golubic (WTA 81) misst sich mit der Kroatin Petra Martic (WTA 87).

Hüsler droht Duell mit Medwedew

Die Schweizer Männer müssen früh eine gute Form finden, wenn sie die erste Turnierwoche überstehen wollen. Stan Wawrinka (ATP 139) trifft zum Auftakt erstmals auf den Slowaken Alex Molcan (ATP 54) und im Falle eines Sieges anschliessend wohl auf den als Nummer 6 gesetzten Kanadier Félix Auger-Aliassime.

Marc-Andrea Hüsler (ATP 55) bietet sich gegen den Australier John Millman (ATP 148) die Chance auf einen allerersten Sieg an einem Grand-Slam-Turnier. Millman schaffte es mittels einer Wildcard ins Hauptfeld. Der Sieger dieses Startspiels trifft in der 2. Runde voraussichtlich auf den Russen Daniil Medwedew (ATP 8).

Nadal gegen Djokovic erst im Final

Novak Djokovic (ATP 5) startet gegen Roberto Carballes Baena (ATP 75) ins erste Grand-Slam-Turnier des Jahres. Gegen den Spanier hat er bisher einmal gespielt: 2019 an den US Open gewann er in drei Sätzen.

Zum Duell mit Rafael Nadal (ATP 2) kann es erst im Final kommen. Der Mallorquiner ist in Abwesenheit von Landsmann Carlos Alcaraz (ATP 1) die Nummer 1 des Turniers. Sein erster Gegner ist der junge Brite Jack Draper (ATP 40). Dieses Duell wird es in Melbourne zum ersten Mal geben. (bir/sda)

Belinda Bencic (WTA 13) startet gegen die Bulgarin Viktoriya Tomova (WTA 91) in die Australian Open.

Wenn es die Schweizerin in die Achtelfinals schafft, winkt ihr ein Duell mit der Weltnummer 5 Aryna Sabalenka aus Russland, gegen die sie das letzte Spiel 2019 in Dubai gewann.

Jil Teichmann (WTA 33) trifft zum Auftakt auf die Britin Harriet Dart (WTA 96) und Viktorija Golubic (WTA 81) misst sich mit der Kroatin Petra Martic (WTA 87).

Hüsler droht Duell mit Medwedew

Die Schweizer Männer müssen früh eine gute Form finden, wenn sie die erste Turnierwoche überstehen wollen. Stan Wawrinka (ATP 139) trifft zum Auftakt erstmals auf den Slowaken Alex Molcan (ATP 54) und im Falle eines Sieges anschliessend wohl auf den als Nummer 6 gesetzten Kanadier Félix Auger-Aliassime.

Marc-Andrea Hüsler (ATP 55) bietet sich gegen den Australier John Millman (ATP 148) die Chance auf einen allerersten Sieg an einem Grand-Slam-Turnier. Millman schaffte es mittels einer Wildcard ins Hauptfeld. Der Sieger dieses Startspiels trifft in der 2. Runde voraussichtlich auf den Russen Daniil Medwedew (ATP 8).

Nadal gegen Djokovic erst im Final

Novak Djokovic (ATP 5) startet gegen Roberto Carballes Baena (ATP 75) ins erste Grand-Slam-Turnier des Jahres. Gegen den Spanier hat er bisher einmal gespielt: 2019 an den US Open gewann er in drei Sätzen.

Zum Duell mit Rafael Nadal (ATP 2) kann es erst im Final kommen. Der Mallorquiner ist in Abwesenheit von Landsmann Carlos Alcaraz (ATP 1) die Nummer 1 des Turniers. Sein erster Gegner ist der junge Brite Jack Draper (ATP 40). Dieses Duell wird es in Melbourne zum ersten Mal geben. (bir/sda)

Carlos Alcaraz fehlt bei den Australian Open. Jetzt sind Rafael Nadal und Novak Djokovic in Down Under doch wieder die grossen Favoriten. Von wegen neue Jugendwelle: Alles wie früher!

Nun, Djokovic ist der grosse Favorit. Er hat die Aussie Open neunmal gewonnen. Melbourne ist für ihn eines seiner Lieblingsturniere. Er wird der Mann sein, den es zu schlagen gilt. Zumal es über fünf Sätze gegen ihn noch einmal schwieriger ist, etwas zu holen. Aber die Jungen um Auger-Aliassime, Tsitsipas, Sinner, Tiafoe, Medwedew und vielleicht auch Zverev nach seiner Verletzung – mit denen wird zu rechnen sein. Das Credo für Melbourne ist klar: Einer gegen alle. Djokovic gegen den Rest.

Djokovic mag in Melbourne schon oft gesiegt haben. Aber nach den Vorfällen um seine Einreise vor einem Jahr ist er in Australien doch Staatsfeind Nummer 1. Darum ist Nadal der grosse Favorit.

Einspruch! Bei Nadal, der 2023 noch kein Match gewonnen hat, müssen wir uns zuerst fragen, ob sein Körper das noch mitmachen kann. Zuletzt hat er ja öffentlich darüber gesprochen, wie gross seine Probleme mit Fuss und Knie waren, wie sehr er gelitten hat. Wie lange kann das noch gut gehen? Darum war für mich sein Melbourne-Sieg vor einem Jahr, mit diesem Fuss auf Hartbelag, eine der grössten Leistungen überhaupt in der Sportgeschichte. Um Djokovic müssen wir uns dagegen keine Sorgen machen. Spiele mit dem Djoker sind immer polarisiert: Die einen lieben ihn, die anderen nicht. Das kennt er schon lange. Und auch in Australien wird es ein paar Zuschauer geben, die das, was ihm letztes Jahr widerfahren ist, unfair fanden. Das gleicht sich aus.

Djokovic wirft nach Satzverlust Bruder aus seiner Box
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Eklat beim Final von Adelaide:Djokovic wirft nach Satzverlust Bruder aus seiner Box

Nick Kyrgios hat in Melbourne ein Heimspiel. Doch sein Pulver hat er letzten Sommer in Wimbledon verschossen, als er die grosse Chance auf einen Major-Titel im Final gegen Djokovic verpasst hat. Er wird nie mehr in einem Grand-Slam-Final stehen.

Das sehe ich anders. Kyrgios ist ein unkonstanter Spieler, einverstanden. Aber er ist ein Kandidat für den Final. Wenn er die Games und die Matches kurz halten kann und nicht mehrfach gegen Spieler wie zum Beispiel einen Sinner über lange Distanzen gehen muss, liegt für ihn viel drin. Je länger ein Match dauert, desto grösser ist die Chance, dass er eine Schwächephase einzieht. So gesehen kann man sagen: Bei Kyrgios hängt vieles am Aufschlag. Kommt der, ist er heiss. Wenn nicht, dann eher weniger. Aber ihn abschreiben? Das wäre ein Fehler.

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