Novak Djokovic stand gegen Lorenzo Musetti (ATP 76) mit dem Rücken zur Wand. Der erst 19-jährige Italiener fordert dem Top-Gesetzten alles ab. Zwingt den Serben zweimal in einen Tiebreak, den er beide Male bravourös und abgeklärt wie ein Grosser gewinnt. Nach dem 7:6, 7:6 für den jungen Mann aus Carrara nimmt der «Djoker» eine seiner kreativen Pinkelpausen und kommt – wie so oft – sichtlich stärker zurück.
Allerdings profitiert er in Folge auch von körperlichen Problemen seines Gegners. Es sieht aus, als habe Musetti ein Problem mit den Adduktoren – die beiden folgenden Sätze ziehen so klar an ihm vorbei, dass er kaum mehr einen Punkt gewinnt – 1:6, 0:6! Kurz vor Schluss bei 0:4 zieht er sogar ganz die Reissleine und gibt auf. Ein jähes und unverdientes Ende dieser Partie, die in den ersten zwei Stunden eine Sensation einzuläuten schien. Wäre Musetti fit und gesund geblieben, hätte Djokovic wohl einen Riesen-Effort leisten müssen, um das Ding zu drehen.
So aber kommt er mit einem blauen Auge davon und wird sich bis zum Viertelfinal am Mittwoch wieder aufrappeln können. Da trifft er auf einen weiteren Italiener, einen, der ihm das Leben weniger überraschend schwer machen könnte: Weltnummer 9 Matteo Berrettini. Der 25-Jährige bewies mit seinem Turniersieg in Belgrad und dem Finaleinzug beim Masters in Madrid, wie gut er auf Sand derzeit drauf ist.
Nadal weiter souverän
Wie Novak Djokovic steht auch Rafael Nadal im Achtelfinal ein italienischer Youngster gegenüber. Die spanische Weltnummer 3 löst ihre Aufgabe allerdings viel souveräner als Djokovic. Gegen Jannik Sinner (ATP 19) gibts ein 7:5, 6:3, 6:0.
Zwei Sätze lang kann Sinner den Spanier fordern, ehe der Faden komplett reisst. Im Startsatz gibt er eine 5:3-Führung aus der Hand und im zweiten Durchgang muss sich der 19-Jährige geschlagen geben, obwohl er zwischenzeitlich einen Doppelbreak-Rückstand wettmachen kann. Danach setzt Nadal zum Schlussspurt an, für den 3. Satz braucht er nur eine halbe Stunde, ehe er nach 2 Stunden 20 Minuten seinen zweiten Matchball verwertet.
Bevor es womöglich zum Halbfinal-Kracher gegen Djokovic kommt, steht Nadal im Viertelfinal der Argentinier Diego Schwartzman (ATP 10) gegenüber. In gut drei Stunden hat sich dieser gegen den Deutschen Jan-Lennard Struff (ATP 42) mit 7:6, 6:4, 7:5 durchgesetzt.
Meilenstein für Sensations-Teenie
Nächster Meilenstein für Cori «Coco» Gauff (17, WTA 25). Die Amerikanerin bezwingt im Achtelfinal von Roland Garros Ons Jabeur (26, WTA 26) mit 6:3, 6:1 auf eindrückliche Weise: Gauff gesteht der Tunesierin keinen einzigen Breakball zu und macht in 53 Minuten kurzen Prozess.
Es ist der nächste Beleg für die glänzende Form des Sensations-Teenies. Gauff ist mittlerweile seit acht Spielen ungeschlagen, nachdem sie vor Paris bereits das Turnier in Parma gewonnen hatte. Ihre Bilanz auf Sand in diesem Jahr: 16:3.
Der Lohn dafür: Der erste Viertelfinal-Einzug ihrer Karriere an einem Major-Turnier. «Darüber bin ich super glücklich», sagt sie. Noch immer hat sie in Paris keinen Satz abgegeben. «Parma hat mir viel Selbstvertrauen gegeben, besonders auf Sand. Ich habe gelernt, wie man Spiele zu Ende bringt und wie man mit dem Druck bei wichtigen Punkten umgeht.»
Im Viertelfinal trifft sie nun auf eine weitere überzeugende Achtelfinal-Siegerin: Barbora Krejcikova (25, WTA 33) fegt Sloane Stephens (28, WTA 59), in Paris vor drei Jahren immerhin im Final, mit 6:2, 6:0 vom Platz.
Keine Neuauflage des Frauen-Finals 2020
Iga Swiatek (20, WTA 9) hat letztes Jahr gegen Sofia Kenin (22, WTA 5) bei den French Open ihren ersten Grand-Slam-Titel gewonnen. In den Viertelfinals hätte es nun zu einer Neuauflage dieses Duells kommen können. Hätte, denn Kenin verpasst den Vorstoss unter die letzten Acht. Die Amerikanerin unterliegt Maria Sakkari (25, WTA 18) klar mit 1:6, 3:6.
Besser machts Titelverteidigerin Swiatek. In einem packenden, engen Duell setzt sie sich gegen die Ukrainerin Marta Kostyuk (18, WTA 81) mit 6:3, 6:4 durch. Die Polin ist damit die letzte Top-10-Spielerin im Turnier. (eg/C.K.)