Die Zuschauer rasten aus, er selbst kann es nicht glauben: Thiago Seyboth-Wild, die Weltnummer 172 im Männertennis, wirft Daniil Medwedew (27, ATP 2) aus den French Open. Die Freude beim Brasilianer ist riesig, so auch zu Beginn der obligaten Pressekonferenz nach dem Spiel.
Dort wird sie dann allerdings jäh gebremst, als ein Reporter den Brasilianer auf die heftigen Missbrauchsvorwürfe seiner Ex-Freundin anspricht. Im Juni 2022 schrieb «UOL Esporte», dass der 23-Jährige verurteilt wurde, der Journalist will nun wissen, was seither geschehen ist. «Ich denke nicht, dass es ein Thema ist, über das wir hier sprechen sollten», antwortet der US-Open-Juniorensieger von 2018.
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Was war passiert? Im Oktober 2021 machte Seyboth-Wilds Ex-Freundin, Influencerin Thayane Lima, publik, dass er sie «mental und physisch» missbraucht haben soll. Wie sie dem brasilianischen Portal damals erzählte, habe er ihr einmal «fast einen Finger gebrochen», weil sie ein Bild auf Instagram veröffentlicht hatte, das nur sie zeigte und nicht beide. Zudem habe er sie immer wieder «dumm», «Müll» und «billig» genannt, sie herumgeschubst und an den Haaren gezogen.
Lima warf Seyboth-Wild vor, der bislang nur ein ATP-Turnier gewinnen konnte (Santiago 2020), sie menschlich komplett von ihm abhängig gemacht zu haben: «Ich durfte keinen Ausschnitt mehr zeigen, am Strand nicht mehr Bikini tragen.»
Genauso soll der Tennisspieler finanziell die Zügel in der Hand gehabt haben: «Wir waren in einer stabilen Beziehung, also habe ich auf seine Bitte hin mit Instagram-Werbeposts aufgehört. Er unterstützte mich aber nicht. Er hat mir alles gesperrt, sogar meine Kreditkarte.» Seyboth-Wilds Vater habe ihr materielle und emotionale Unterstützung angeboten, was sie aber als Aufforderung zum Schweigen empfunden hat.
2. Runde gegen Weltnummer 423
Seyboth-Wild entgegnete damals, dass es sich um «unwahre und diffamierende Aussagen» handle. Trotzdem wurde er im Juni 2022 vom Staatsministerium in Rio verurteilt.
Zurück nach Paris, wo der Reporter wissen will, was Sache ist. «Es steht dir nicht zu, zu entscheiden, ob hier der Ort ist, um darüber zu sprechen. Du kannst schreiben, was du willst», sagt ein sichtlich genervter Seyboth-Wild.
Dann gehts wieder um das Sportliche und den wohl schönsten Moment seiner Profi-Karriere. In Runde 2 trifft der Qualifikant auf Guido Pella (33, ATP 423) aus Argentinien. (che)
Journalist Jannik Schneider, der Thiago Seyboth-Wild mit der Frage nach seinem Urteil konfrontierte, wurde offenbar im Anschluss an die Pressekonferenz bedroht. Das berichtet der brasilianische Journalist Renan Nabeshima.
So habe ein Agent den Reporter «unhöflich» angegangen und eine Erklärung verlangt, weshalb er eine solche Frage stellt. Ausserdem wollte der Agent ein Foto von Schneiders Akkreditierung machen, was dieser jedoch nicht zuliess.
Journalist Jannik Schneider, der Thiago Seyboth-Wild mit der Frage nach seinem Urteil konfrontierte, wurde offenbar im Anschluss an die Pressekonferenz bedroht. Das berichtet der brasilianische Journalist Renan Nabeshima.
So habe ein Agent den Reporter «unhöflich» angegangen und eine Erklärung verlangt, weshalb er eine solche Frage stellt. Ausserdem wollte der Agent ein Foto von Schneiders Akkreditierung machen, was dieser jedoch nicht zuliess.