Nächste Runde im Mega-Zoff um Djokovic
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Revolutions-Pläne im Tennis:Federer und Nadal attackieren Djokovic

Die Favoriten, die Schweizer, die Corona-Regeln
Das müssen Sie zu den diesjährigen US Open wissen

Keine Fans, wenig Stars – «US Open light» könnte man diese Corona-Ausgabe 2020 nennen. Wem gelingt es, die Situation auszunutzen?
Publiziert: 31.08.2020 um 17:35 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2020 um 14:00 Uhr
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Bei den diesjährigen US Open ist alles anders.
Foto: Keystone
Cécile Klotzbach

Normalerweise findet spätestens am Starttag eines Grand Slams für die lesenden Tennis-Fans ein medialer Favoriten-Check statt. Aber vor diesen US Open ist alles anders. Ausser Novak Djokovic, der an gleicher Stätte gestern die verlegte Generalprobe von Cincinnati gewann, gibt es keinen klaren Favoriten auszumachen.

Und selbst hinter der serbischen Weltnummer 1, die eine 23:0-Siegesbilanz vorweist, stehen Fragezeichen. Gesundheitlicher Natur – denn beim Re-Start nach sechsmonatiger Pause, in der er sich unter anderem auf seiner Adria Tour mit dem Corona-Virus infizierte, bekundete der 33-jährige Djoker körperliche Probleme. Nackenbeschwerden, Magenschmerzen – und nur er weiss, was ihn sonst noch plagte. Jedenfalls hatte der behandelnde Physio letzte Woche viel mit ihm zu tun.

Das medizinische Personal spielt auch in den nächsten zwei Wochen eine Hauptrolle in der US-Open-«Bubble», die vor der Pandemie schützen soll. Jeder Anwesende wird alle vier Tage getestet – wer positiv ist, fliegt raus.

Verwaist ist die riesige Anlage im New Yorker Stadtteil Queens, die ironischerweise «Flushing Meadows Corona Park» heisst (schon immer, nicht nur dieses Jahr), ohnehin schon. Nur Spieler, Organisatoren, Funktionäre und eine Hand voll Journalisten dürfen rein. Das «Arthur Ashe Stadion», mit knapp 23'000 Zuschauerplätzen die grösste Tennis-Bühne der Welt, wird ohne Fans zur leersten Arena für Djokovic und Co.

Chance für «Next Gen»

Ja, wer ist eigentlich «und Co.»? Superstars wie Roger Federer und Rafael Nadal jedenfalls nicht – die sind aus bekannten Gründen in Europa geblieben. Es sind die «Next Gen»-Vertreter, die schon ziemlich lange an die Türe zum Grand-Slam-Himmel klopfen und langsam ebenfalls älter, zumindest dienstälter werden. Es sind die Namen, die bei den letzten 13 Majors einen Sieg der «Big 3» – Federer, Nadal oder Djokovic – nicht verhindern konnten. Der Letzte, der dies schaffte, war der Schweizer Stan Wawrinka beim US Open vor vier Jahren. Aber der ist bei dieser Corona-Ausgabe auch nicht dabei.

Darum standen die Chancen auf einen Grand-Slam-Titel für einen Neuen noch nie so gut. Für wen genau? Das vorauszusagen ist wie Kaffeesatz-Lesen. Der erste Anwärter, Djokovic an den Kragen zu gehen, wäre gemäss Papierform Weltnummer 3 Dominic Thiem. Aber was der Österreicher bei den letzten French Open auf Sand nur fast geschafft hat, ist ihm auf Hartplatz weniger zuzutrauen. Erst recht nicht nach der desolaten Auftakt-Watschen von letzter Woche (2:6, 1:6 gegen Krajinovic).

Könnte es der Durchbruch für Alexander Zverev (ATP 7) sein? Nach der Hauptprobe, die gegen Comebacker Andy Murray in die Hose ging, deutet nichts daraufhin. Ohne Matchpraxis, aber mit einer schwierigen Zeit im Hagel der Kritik wegen seiner Geselligkeit zu Corona-Zeiten, sucht der Deutsche noch nach dem Rhythmus. Gegen seinen ersten Gegner – US-Open-Finalist Kevin Anderson – dürfte er diesen nicht mit Leichtigkeit finden.

Also Daniil Medwedew (ATP 5) oder Stefanos Tsitsipas (ATP 6). Der Russe erreichte am vergangenen Masters-1000 immerhin die Viertel-, der Grieche die Halbfinals. Aber die beiden vielversprechendsten «jungen Wilden» scheiterten an Roberto Bautista Agut, respektive Milos Raonic, die zur «alten Garde» gehören – äusserst beständig, aber zum grossen Coup bislang nicht fähig. Zu dieser zählt auch Grigor Dimitrov. Aber der Bulgare sagte vor kurzem selbst, dass er seit der Corona-Infektion noch immer körperlich leide und das höchste Niveau nicht erreiche.

Bei Frauen noch offener

Bei den Frauen ist der Aderlass in der US-Open-Teilnehmerliste noch dramatischer, das Feld noch offener als bei den Männern. Der schillerndste Name ist Serena Williams – deren letzten Auftritte in Lexington und New York waren allerdings absolut glanzlos. Die 38-jährige Mutter träumt nach wie vor davon, Margaret Courts Rekord von 24 Major-Titeln zu erreichen. Aber seit der Geburt ihrer Tochter vor zwei Jahren schien sie noch nie soweit davon entfernt.

Als Favoritin wird die Japanerin Naomi Osaka gehandelt. Aber spätestens nach deren Final-Absage des Cinci-Events wegen eines verletzten Oberschenkelmuskels ist auch die Form der zweifachen Grand-Slam-Siegerin fraglich. Weltnummer 1 Ashleigh Barty (Aus) ist nicht da, ebenso wie Nummer 2 Simona Halep (Rum) und weitere vier Top-Ten-Spielerinnen.

Darunter auch die Schweizerin Belinda Bencic. Schade eigentlich – es hätte DIE Chance sein können, zuzuschlagen. Nun können es mindestens andere 20 begabte Aussenseiterinnen tun. An diesen «US Open light» ist eben alles anders.

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