Auf einen Blick
- 18-jähriger Joao Fonseca schlägt Top-10-Spieler bei Grand-Slam-Debüt
- Federer und Kuerten sind seine grossen Vorbilder
- Weisheit des Maestros begleitet den Teenager seit Kindheit
Plötzlich kracht es in Melbourne. In der Margaret Court Arena, dem drittgrössten Stadion der Australian Open, hämmert der erst 18-jährige Joao Fonseca am Dienstag eine Vorhand mit 181 km/h übers Netz. Bis jetzt Rekord der diesjährigen Austragung.
Mit dem Dreisatz-Sieg gegen den Russen Andrej Rublew (ATP 9, 7:6, 6:3, 7:6) gelingt ihm gleichzeitig aber auch ein Rekord für die Geschichtsbücher: Er ist der jüngste Spieler seit 2002, der bei seinem Grand-Slam-Debüt einen Top-10-Spieler eliminiert hat. Sein kurzes Fazit unmittelbar nach dem Spiel: «Nicht schlecht.»
Riesen-Sprung in Weltrangliste und NextGen-Triumph
Würde man seine letzten zwölf Monate auf der ATP-Tour mit diesen Worten beschreiben, würde man untertreiben. Vor einem Jahr stand der junge Brasilianer noch auf Platz 652 der Weltrangliste, kaum einer kannte den Teenie aus Rio. In seiner Heimat stiess er im Februar erstmals in den Viertelfinal eines 500er-Turniers und arbeitete sich mit tollen Resultaten bei Challenger-Turnieren immer weiter nach oben.
Die Krönung: der Titel bei den NextGen-Finals im Dezember. Jetzt liegt Fonseca auf Rang 113, ist seit 13 Partien ungeschlagen und hat in den letzten neun Spielen keinen Satz mehr abgegeben. Er lässt die Brasilianer schon jetzt von grossen Titeln träumen, erstmals seit Gustavo Kuerten. Dreimal gewann «Guga» die French Open, zuletzt 2001 – fünf Jahre vor Fonsecas Geburt.
Federer ist sein grosses Idol
Trotzdem ist der brasilianische Nationalheld, den er auch schon treffen durfte, eines der grossen Vorbilder des Sensations-Teenies von Melbourne. «Er ist nicht nur als Spieler ein Idol, sondern auch als Mensch.» Doch nicht nur der Lockenkopf hat es Fonseca angetan, sondern auch Roger Federer (43): «Ich bin damit aufgewachsen, ihm zuzuschauen. Er inspiriert mich, ich will so sein wie er.»
Deshalb habe er in Kinderjahren auch versucht, die Rückhand einhändig zu spielen. Ein Projekt, das er schnell wieder beendete: «Ich habe es eine Woche versucht, dann hatte ich grosse Schmerzen im Ellbogen. Also liess ich es wieder sein.»
Eine grosse Weisheit des 20-fachen Grand-Slam-Champions hat Fonseca aber übernommen: «Wie Roger sagt: Talent ist nicht alles, es braucht auch harte Arbeit.» Dieses Motto verfolgt der 18-Jährige nun vorerst in Down Under, seine Erwartungen sind durch den Auftaktsieg aber gestiegen: «Ich denke schon an das nächste Spiel. Ich will mehr. Das ist die Mentalität eines Champions.»