Fans trauern schon jetzt
So trist ist das Leben ohne Federer

Keine Swiss Indoors, kein Roger Federer – statt der tollsten Woche des Jahres müssen sich «fans4roger» durch die grosse Dürre trösten.
Publiziert: 26.10.2020 um 07:20 Uhr
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Er wird bei den Fans vermisst: King Roger.
Foto: AFP
Cécile Klotzbach

Das grösste Schweizer Tennisturnier würde morgen starten. Jedes Jahr bei den Swiss Indoors nicht wegzudenken: Die johlenden, roten Reihen in der St. Jakobshalle mit Kuhglocken, Fahnen und grossen Bannern, auf denen «King Roger» steht. Roger Federers Fanclub «fans4roger».

Stattdessen: nichts. Die Basler Tennis-Festspiele fallen Corona zum Opfer. Und King Roger wäre sowieso nicht dabei, weil er die ganze Saison schon im Frühsommer abgesagt hat. Für seine engsten Anhänger eine Riesen-Enttäuschung!

«Extrem schade – an keinem anderen Turnier treffen sich so viele von uns wie in Basel», sagt Doris Löffel, eine der treuesten Fans im Klub, die sämtliche Ferien für Reisen an Federer-Turniere dran gibt, längst ihren persönlichen Grand Slam gesammelt hat. Vorstandsmitglied Löffel kümmert sich um die Aktivitäten und Zusammenzüge der 631 Mitglieder aus 29 Ländern. Aber die fielen nun zuhauf aus. «Der gesellige Aspekt im Klub ist ganz weg», sagt sie traurig.

Ebenso die Emotionen, die Gänsehaut, wenn der geliebte Baselbieter um einen Turniersieg spielt. «Als Roger absagte, war es ein riesiger Schock für uns.» Einige wären auch ohne den Superstar nach Basel gegangen. «Aber es gibt solche unter uns, die verkaufen dann ihr Ticket», so Löffel, «ohne Roger kein Tennis – das gibt es tatsächlich.»

«Vorgeschmack dessen, was auf uns zukommt»

Noch bringt der Fanclub vier Magazine pro Jahr heraus, verkauft Merchandising-Artikel und produziert Geschenke für seine Mitglieder. «Der Grossteil der Ausgaben ist nach wie vor da», erklärt Präsident Thomas Reuteler. Die kleinen Spesenersparnisse hätten kaum Einfluss auf die Klubkasse. «Diese Situation ist ein Vorgeschmack dessen, was unweigerlich auf uns zukommt.»

Das weiss auch Doris Löffel: «Das alles führt uns vor Augen, dass Roger nicht ewig spielen wird. Wir müssen uns in unser Schicksal fügen.» Bei einem der seltenen Treffen im September sei Federer natürlich Hauptthema gewesen. Vor allem die wackelnden Rekorde, die jetzt durch den 20-fachen Grand-Slam-Sieger Nadal und Djokovic, der wohl auch die 310-Wochen Bestmarke als Weltnummer 1 knacken wird. «Auch das werden wir überleben», so Löffel tapfer. «Roger kommt glimpflich davon, auch was das Ranking betrifft. Er hätte keinen besseren Zeitpunkt für seine OP auswählen können. Lieber jetzt als nächstes Jahr!»

Comeback in Australien

Bei fans4Roger freut man sich enorm auf die Australian Open, wenn Federer wieder einzugreifen plant. Eine Tour ohne Roger sei schlicht nicht das gleiche, es fehle die Intensität, das Mitfiebern. Doris Löffel zweifelt wie viele im Klub, dass sie je wieder einen Spieler mit so viel Herzblut unterstützen wird. «Sicher nicht grad heute und morgen», sagt sie, als ginge eine Ehe zu Ende. «Seit mehr als 15 Jahren ist Roger Bestandteil unseres Lebens. Wenn er geht, werden bei uns viele Tränen fliessen.»

Was dann kommt, steht auch für den Klub-Präsidenten noch in den Sternen. Reuteler: «Wir werden den Roger-Fanclub wohl beerdigen müssen. Das ist eben der Unterschied zu einem Team-Verein wie dem FC Basel, wo man weiter fanen kann.» Auch Reuteler vermisst den Schweizer auf der Tour. Aber er will als geerdeter Gegenpol auf seine Mitglieder einwirken. «Es gibt bei uns Leute, die für Roger leben. Für die wird eine Welt zusammenbrechen. Aber so brutal es ist: Tennis hats vor Roger gegeben und wirds auch nach ihm geben.»

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