Es ist wohl einer der grössten Skandale der jüngsten Tennis-Geschichte: In Ungarn haben Tennis-Profis gefälschte Covid-Zertifikate erhalten, um notwendige Impfungen oder PCR-Tests zu umgehen. Verantwortlich dafür? Eine ehemalige Spielerin.
Wie das Portal «ubitennis.net» schreibt, sollen neben Spielern auch Trainer in den Fall verwickelt sein. Der Verdacht kam auf, als die Webseite «24.hu» vor rund einer Woche ein Email der früheren ungarischen Tennisspielerin Katalin Marosi (42) veröffentlichte. Im Sommer 2021 hat sie darin Spieler und ihre Eltern gebeten, ihr persönliche Daten wie Name, Geburtstag und Adresse zukommen zu lassen – wie es scheint, um die gefälschten Pässe zu konstruieren.
Davis-Cup-Captain irritiert wegen Test-Resultat
«Wir brauchen PCR-Tests für sie und das können wir lösen, indem ihr mir die Daten schickt und unser Arzt wird den Befund ausstellen», wird aus der Email zitiert. Von den beteiligten Spielern sollen einzelne sogar am Davis-Cup-Final Ende November 2021 teilgenommen haben.
Dort mit dabei war auch der vollständig geimpfte Gabor Köves (52), Captain des ungarischen Davis-Cup-Teams. Und er empfand die ganze Abwicklung rund um die Covid-Zertifikate schon damals äusserst dubios: «Ich habe ein Blatt Papier bekommen, das ich gar nicht gebraucht habe, ich hätte auch ohne nach Turin reisen können. Nur jemand, der nicht vollständig geimpft ist, hat einen PCR-Test gebraucht, um einzureisen. Ich fand das ganze schon etwas komisch.»
Der ungarische Tennisverband hat am vergangenen Freitag eine Sondersitzung einberufen. Marosi, die in ihrer Einzelkarriere nie in die Top 100 der WTA-Rangliste vorstiess, wurde sofort ihres Amtes als Nationalmannschaftskoordinatorin enthoben. Zudem werden Disziplinarverfahren gegen mindestens sechs vom Verband angestellte Trainer, den Generalsekretär des Verbandes, den Sportdirektor und den im Email erwähnten Arzt eingeleitet. (che)