Er ist einer der ganz Grossen der Sport-Geschichte und als Kommentator ist Boris Becker (54) bis heute ein gefragter Mann. Der sechsfache Grand-Slam-Sieger (3x Wimbledon) ist mehr als zwei Jahrzehnte nach seinem Karriereende immer noch eine Instanz, wenn es um Tennis geht.
Doch darauf beschränkten sich die Schlagzeilen in den letzten Jahren nicht. Der Deutsche geriet wegen eines Insolvenzverfahrens ins Scheinwerferlicht – und nun muss er sich vor Gericht verantworten, weil er mit den britischen Behörden nicht ausreichend kooperiert und manche Vermögenswerte nicht angegeben haben soll.
24 Anklagepunkte gegen Becker
Im März wird darüber vor Gericht verhandelt. Bei einer Verurteilung drohen Becker bis zu sieben Jahre Haft. Klar, dass das den Mann aus Leimen bei Heidelberg, der heute in London lebt, umtreibt. «Ich bin ein positiv eingestellter Mensch, glaube grundsätzlich immer an das Gute und an die englische Gerichtsbarkeit. Deswegen macht mich der Gedanke an den Gerichtsprozess nicht schlaflos», sagt er in der «Bild am Sonntag». «Habe ich grossen Respekt davor? Ja. Bin ich angespannt? Ja. Bin ich manchmal auch nervös? Ja. Aber ich bin nicht panisch.» Er werde versuchen, alle 24 Anklagepunkte zu widerlegen.
Immerhin zählt die englische Privatbank, die das Insolvenzverfahren einst eingeleitet hatte, nicht mehr zu seinen Gläubigern. Mehr als 3 Millionen Euro hatten die Banker vom Ex-Tennisprofi verlangt. Becker: «Wir konnten meine Finca auf Mallorca nutzen, um die Schulden bei der Bank komplett zu tilgen.»
Der Zwist mit Cleven und die schlechten Berater
Dafür seit drei Jahren als Gläubiger zugelassen: Beckers einstiger Schweizer Geschäftspartner Hans-Dieter Cleven. «Ich habe mehrmals versucht, mit Hans-Dieter Cleven zu sprechen. Aber da können Sie auch gegen die chinesische Mauer anreden. Er hat seine persönliche Meinung unabhängig vom Urteil, dabei bleibt er.»
Stellt sich die Frage, wie jemand wie Becker, der in seiner Karriere so viel Geld verdient hat, in finanzielle Nöte kommt. «Ich war Tennisspieler und habe nicht BWL oder Jura studiert. Deshalb war ich nach meiner Spielerkarriere angewiesen auf sogenannte Berater oder Manager, die mich offensichtlich nicht immer gut beraten haben. Was für eine Alternative hatte ich denn? Es wurden viele Fehler gemacht, und ich muss bis heute die Rechnung bezahlen.» (red)