«Es fehlen die Emotionen»
Stich ist gelangweilt von Federer, Nadal und Djokovic

Michael Stich (53) findet, dass Tennisspieler heutzutage nur noch Sportler sind, ohne viel ihrer Persönlichkeiten zu zeigen. Der Deutsche lässt auch an den «Big Three» Federer, Nadal und Djokovic kein gutes Haar.
Publiziert: 03.12.2021 um 19:34 Uhr
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Michael Stich findet, dass sich Tennisprofis heutzutage zu wenig von ihrer persönlichen Seite zeigen.
Foto: Keystone

Ist der Tennissport zu oberflächlich? Geht es nur noch darum, wer der Beste aller Zeiten ist und wer die meisten Rekorde für sich beanspruchen kann? Ja, findet Tennis-Legende Michael Stich (53).

«Irgendwann ging es immer mehr nur um Tennis. Jetzt auch. Es geht um historische Erfolge, weniger um die Menschen.», sagt der Wimbledonsieger von 1991 in einem Interview mit dem «Tennismagazin». Wer die heutigen Spitzenprofis wirklich sind, wisse man nicht: «Was weiss ich heute über Nadal, Federer oder Djokovic?»

Bei Federer fehlen die Emotionen

Früher habe man mit Agassi, Sampras oder Ivanisevic nicht nur Sportler, sondern Persönlichkeiten auf dem Platz gehabt. «An Goran (Ivanisevic) haben sich die Leute gerieben. Dieses ‹mag ich›, ‹mag ich nicht›, ‹der ist bekloppt› oder ‹der ist genial›. Das ging verloren», bedauert Stich.

Spieler wie Lleyton Hewitt oder Carlos Moya seien exzellente Tennisspieler gewesen, hätten aber als Personen zu wenig von sich preisgegeben. Genauso Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic: «Der Fan will Emotionen sehen. Bei Federer, Nadal und Djokovic, unbestritten die grössten Tennisspieler aller Zeiten, fehlt mir das zuweilen», sagt der 53-Jährige.

«Es fehlt die Authentizität»

Stich spricht von einer «Wechselwirkung», die dem Tennissport in den letzten zwei Jahrzehnten etwas abhandengekommen sei. Wenn Spieler mehr von sich und ihren Emotionen zeigen würden, erhöhe dies die Aufmerksamkeit für ihren Sport, abgesehen von ihren Erfolgen.

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«Mir persönlich fehlt die Authentizität der Spieler auf dem Platz. Das, was ihren Charakter ausmacht, echte Gefühle und Reaktionen.» Stich fügt den Ausraster des Zyprioten Marcos Baghdatis (36) 2012 an den Australian Open als Beispiel an.

«Er hat in der ersten Runde verloren und es wurde nicht über sein Match berichtet, sondern nur darüber, dass er auf dem Platz vier Schläger zertrümmert hat.» Ob nun gerade dieses Beispiel positiv für den Sport ist, sei dahingestellt. (che)

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