Es ist, als ob die Tennis-Stars ohne die offizielle Tour nichts mit sich anzufangen wüssten. Die Stars sind ausser Rand und Band. Kyrgios zofft sich mit Thiem und Zverev, der vor allem Party macht. Djokovic macht sich zum Corona-Deppen und Roger Federer wird zum Schuh-Verkäufer. Verrückte neue Tennis-Welt.
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Doch sie alle werden von einem ehemaligen Star übertroffen. Marat Safin, einst Weltnummer 1, lässt Verrücktheiten und eigenwillige Weltansichten von sich.
«Ich habe nie gerne Tennis gespielt»
Kürzlich sorgte er mit Corona-Verschwörungstheorien für Aufsehen, in einem aktuellen Interview sinniert er gegenüber ESPN über seine Karriere. «Ich habe nie gerne Tennis gespielt, ich habe es nie genossen», so der 40-Jährige Russe. Er habe nie eine gute Zeit gehabt, unter dem Druck und den Verpflichtungen gelitten. «Sie haben mich zum spielen gedrängt», sagt er. «Meine Leidenschaft wäre Fussball gewesen. Meine Karriere ist darum ein Wunder.»
Dahinter steht vor allem seine Mutter, der er aber trotzdem dankbar ist. «Sie hat ihre ganze Arbeit gemacht und zwei Kinder grossgezogen, die Weltummer 1 wurden.» Safin spricht damit seine jüngere Schwester Dinara Safina (34) an. Zusammen kommen die beiden auf 36 Wochen Nummer 1. Während Marat zwei Grand-Slam-Titel gewann, blieb sie allerdings ohne Major-Sieg im Einzel.
1055 Rackets zertrümmert
Vielleicht ist diese fehlende Leidenschaft fürs Tennis eine Erklärung für Safins Verrücktheiten. Denn schon auf dem Court war der charismatische Russe schon immer für seine Aussetzer bekannt. 1055 Rackets habe er in seiner Karriere zertrümmert, wie sein Ausrüster «Head» ihm vorrechnete. «Ich zerbrach 80 Schläger im Jahr oder mehr. Head hat mir darum sogar ein Geschenk gemacht, ein Snowboard mit der Zahl 1055 drauf», verrät Safin. «So weiss ich nun, wieviele Rackets ich in meiner Karriere zerbrochen habe.»
2009 stellte Safin seine Rackets in eine Ecke, er beendete seine Karriere mit grossen Kniebeschwerden. Erst wurde es kaum ruhiger um ihn. Er wurde Vizepräsident des russischen Tennis-Verbands, widmete sich dann der Politik und zog von 2011 bis 2017 sogar in das russische Parlament, die Duma, ein.
Dann zog er sich zurück, verschwand völlig von der Bildfläche. Ehe er 2019 mit einem total irren Interview wieder an die Öffentlichkeit zurückkehrte. Mit dem russischen Portal «sports.ru» sprach Safin über Gott und die Welt – und Aliens.
«Wir sind nicht allein im Weltraum»
Als Safin nämlich abgetaucht war, reiste er viel und war vor allem von Peru angetan, insbesondere von der verlassenen Stadt Machu Picchu. Für ihn ist es unvorstellbar, dass diese von Menschenhand geschaffen wurde. «Ich glaube, die Geschichte hat eine andere Seite. Die Leute hätten so etwas damals nicht machen können. Ich glaube nicht daran, dass wir allein im Weltraum sind. Es ist verrückt zu denken, dass es nur unsere Welt gibt.»
Allein ist dafür er selber. Safin lebt nur mit zwei Katzen. «Sie spüren, was mit dir passiert, deshalb liebe ich sie», erklärt er. Sein Haus sei ansonsten ein heiliger Ort, niemand darf rein. Denn das würde die Energie zuhause stören.
Kein Interesse an Sex
Er brauche keine Freunde, sei gerne allein. Und eine Beziehung brauche er schon gar nicht, stellt Safin klar. «Ich hatte lange keine Freundin oder Frau mehr. Und ich will auch nicht, ich habe keine Bedürfnisse. Ich will keine Verbindung», sagt er. In einer Beziehung mit einer Frau würde er «keine Woche durchhalten». Stattdessen geniesse er seine völlige Freiheit. Auch an Sex sei er nicht interessiert.
Auch Eva Jakubovskaja wird in dem Interview zum Thema. Es gilt als offenes Geheimnis in Russland, dass sie seine Tochter ist. Safin will davon nichts wissen: «Ich habe keine Tochter. Das denken die Leute und das schreiben die Zeitungen und ich kann es ihnen nicht verbieten. Ich weiss nur, dass ich keine Tochter habe.»