«Eine klare Ansage»
Das steckt hinter Runes Trainer-Plan mit Lüthi und Becker

Holger Rune ist erst 20, aber schon eine der schillerndsten Figuren auf der Tennis-Tour. Jetzt holt er nach Boris Becker auch noch Severin Lüthi an Bord. Traum-Kombi? Oder Input-Überfluss? Blick-Experte Heinz Günthardt ordnet ein.
Publiziert: 21.12.2023 um 19:20 Uhr
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Holger Rune (Mitte) und sein neues Team (v.l.): Konditionstrainer Lapo Becherini, Severin Lüthi, Boris Becker und Mutter Aneke Rune.
Foto: Instagram
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Marco PescioReporter Sport

Roger Federers langjähriger Erfolgscoach Severin Lüthi (47) ist zurück im Geschäft – und das bei einem der neuen Shootingstars der Szene. Der Trainer-Wiedereinstieg des Berners bei Holger Rune (20) hat hohe Wellen geschlagen. Den französischen Journalisten Bastien Fachan veranlasste dies dazu, das neue Teamfoto auf Social Media direkt mit der Marvel-Filmserie Avengers zu vergleichen. Superhelden unter sich.

Lüthi entgegnet auf Blick-Nachfrage allerdings mit einem Schmunzeln: «Ich denke nicht, dass er uns wegen unserer Namen geholt hat. Holger hat genaue Vorstellungen davon, was wir ihm mitgeben können.»

Was genau? Das liegt auf der Hand. Nach Beckers Wissen aus der Zeit mit Novak Djokovic (36) hat Rune nun auch das Know-how aus dem Federer-Lager in seinem Team. «Das ist ein cleverer Schachzug und eine klare Ansage an die Konkurrenz wie Carlos Alcaraz und Co.», sagt Blick-Tennisexperte Heinz Günthardt (64).

Der junge Däne gilt ohnehin schon als eines der grossen Zukunftsversprechen. Er ist erst 20, war aber schon die Nummer vier der Welt (aktuell Rang acht) und holte mit Paris-Bercy 2022 bereits einen grossen Titel. Daneben allerdings machte er sich durch seine Provokationen und Ausraster auf dem Platz zu einem der umstrittensten Spieler auf der Tour. Becker und Lüthi betonen hierbei unisono, Runes Temperament zulassen zu wollen, zumal dies – richtig kanalisiert – auch ein entscheidender Vorteil sein könne.

Lüthi: «Auch ich kann von Boris noch viel lernen»

Günthardt ist nicht überrascht ob der neuen Konstellation mit viel Grand-Slam-Titel-Potenzial: «Das kann richtig gut kommen mit diesem Trainer-Gespann. Beide werden aus ihrem enormen Erfahrungsschatz Ideen einbringen.»

Die grösste Herausforderung sieht er allerdings darin, dass beide auf einen gemeinsamen Nenner kommen: «Die Vorgehensweisen werden nicht immer kongruent sein. Es liegt nun an Becker und Lüthi, das enorme Wissen, das da auf dem Tisch liegt, zu bündeln und Rune in optimaler Form weiterzugeben.»

Lüthi verweist hierbei darauf, dass es im neuen Trainerteam weder eine klassische Aufgabenaufteilung noch eine Hierarchie geben werde: «Ich glaube, es ist wichtig, dass wir Coaches uns untereinander Platz geben. Man muss sich in den richtigen Momenten auch mal zurücknehmen können. Ich bin überzeugt, dass auch ich von Boris noch viel lernen kann. Umgekehrt wird er auch mir zuhören.»

Rune meldete sich persönlich

Und Lüthi, der nach wie vor Davis-Cup-Captain bleibt, sagt auch: «Es war nicht so, dass ich zu Hause auf dem Sofa gewartet habe, bis sich endlich jemand meldet. Doch bei Holger hat einfach alles gepasst, mein Bauchgefühl stimmte.» Der langjährige Federer-Weggefährte schätzte die Eigeninitiative von Rune, wie er verrät: «Nur schon, dass er mich persönlich angerufen hat und nicht sein Management vorschob, zeigte mir, dass er es ernst meint. Holger ist einer, der unglaublich neugierig ist, viel nachfragt und sich nicht zu schade ist, Extrarunden zu drehen.»

Ob die neuen Inputs schon im Januar an den Australian Open Früchte tragen? Günthardt freut sich auf Lüthis Debüt in der Rune-Box: «Das wird sehr spannend. Rune kann weder ein neuer Djokovic noch ein neuer Federer sein. Er muss seinen eigenen Weg finden. Das ist die grosse Kunst, die nun Becker und Lüthi zelebrieren müssen.»

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