Drei Tage nach Prag trifft sich Teichmann zum Schlagabtausch mit Kids in Zug
«Jil, hast du einen Vorteil als Linkshänderin?»

Drei Tage, nachdem sie im Final des Billie Jean King Cup in Prag stand, fährt Jil Teichmann beim TC Allmend Zug vor. Eine Gruppe motivierter Tennis-Kids wartet auf sie.
Publiziert: 12.11.2021 um 17:24 Uhr
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Unmittelbar nach der Tennis-WM in Prag spielt Jil Teichmann (24) wieder Tennis – mit den Junioren des TC Allmend Zug.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Cécile Klotzbach

Die Kinder im Alter von 7 und 13 Jahren kennen es bereits vom Vorjahr: Bruno Waller, der Präsident des Clubs, wo Vater Teichmann auch Mitglied ist, lädt die aktuelle Weltnummer 38 einmal im Jahr ein, um mit einer Auswahl seiner 170 Junioren zu trainieren. Ein grosser Motivationsschub für die tennisbegeisterten Kids.

«Ich bereite ihnen gerne diese Freude, vor ein paar Jahren war ich ja selbst noch in dieser Position», sagt Jil, die geduldig auch viele Fragen beantwortet. Was isst du vor einem Match? «Möglichst gesund», sagt sie und fügt an, als sie die zerknirschten Gesichter der Kleinen sieht, «es muss ja nicht immer Gemüse sein. Auch ich esse mal was Süsses.» Was magst du am Tennis? Wann hast du damit angefangen? Wieviele Schläger hast du dabei? Gab es mal einen Schlag, den du nicht konntest? Sie liebe den Kampf um den Sieg, die Strategie und mentale Stärke, die das erfordert. Sie habe mit vier begonnen, sich aber erst nach dem Testen mehrerer Sportarten für Tennis entschieden. Sie packe stets sechs Rackets in die Tasche, davon vier frisch bespannte. Und der Tweener falle ihr bis heute schwer.

Die 13-jährige Eileen will wissen, ob Jil einen Vorteil als Linkshänderin habe. «Eine sehr gute Frage», lobt die 24-Jährige. «Es ist sicher ein Vorteil, da mein Ball von der anderen Seite mit einem anderen Spin kommt.» Teichmann ist begeistert nach dem stündigen Schlagabtausch mit den jungen Talenten der beiden Trainer Marek und Tanja. «Das Niveau ist sehr hoch. Ich kam sogar ziemlich ins Schwitzen, denn ich musste recht viel Beinarbeit leisten.»

Guter Job von den Girls

Das musste sie auch letzte Woche in Prag, entsprechend spürt sie den Stress noch in den Knochen. «Ich bin müde», gibt sie zu. Dass sie nun Ferien habe, käme gerade recht. «Es war sehr emotional, noch habe ich nicht alles verdaut.» In Tschechien durchliefen Jil und der Rest der Frauen-Nati eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Erst das Hoch, das bis zum Final anhielt. Dann das Tief der grossen Enttäuschung nach der verlorenen letzten Hürde gegen die Russinnen, die mit ihrer kurzfristigen Änderung der Aufstellung auch noch unfair tricksten.

«Das war schmutzig», hatte Jil direkt nach der Niederlage gepoltert. Heute will sie sich nicht mehr darüber ärgern und das Bild als Ganzes anschauen: «Wir hatten eine super Woche, einen Lauf. In der schwierigen Gruppe schlugen wir Deutschland und Tschechien, gewannen erstmals seit 23 Jahren wieder einen Halbfinal. Wir waren sehr nah dran, Geschichte zu schreiben. Das motiviert enorm fürs nächste Jahr. Wir werden es wieder probieren – bis wir es schaffen!»

2021 darf in der Tat als ein Frauen-Jahr im Schweizer Tennis angesehen werden. In Abwesenheit der verletzten Roger Federer und Stan Wawrinka haben Olympiasiegerin Belinda Bencic, Wimbledon-Viertelfinalistin Viktorija Golubic und Cincinnati-Finalistin Teichmann schon vor der Tennis-WM die Lücke der Männer erfolgreich gefüllt. Jil lacht und bestätigt: «Ich glaube, wir Girls haben einen guten Job gemacht.»

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